1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Wird "Suppe & Seele" eine soziale Einrichtung der Stadt Schönebeck?

Verein "Vigaro" bittet die Verwaltung um Unterstützung Wird "Suppe & Seele" eine soziale Einrichtung der Stadt Schönebeck?

Von Kathleen Radunsky-Neumann 23.09.2011, 06:23

Große Sorgen plagen die Verantwortlichen des sozialen Treffs "Suppe Seele". Seit März dieses Jahres wurden sowohl die Trägerpauschale als auch die Zahl der Ein-Euro-Maßnahmen vom Jobcenter gekürzt. Das sind große Einschnitte für das Projekt, das sich seit 2009 in Schönebeck für Sozialbedürftige engagiert. Sie bitten nun die Stadt um Unterstützung.

Schönebeck. Besorgnis klingt aus der Stimme von Gorm Geißler, wenn er vom Verein "Vigaro" erzählt, der seit Juli 2009 den sozialen Treff "Suppe Seele" in der Welsleber Straße betreibt. "Wir haben uns als verlässlicher Partner für Sozialbedürftige entwickelt", sagt Geißler. Doch seit März dieses Jahres steht das Schicksal der Einrichtung unter keinem guten Stern. Denn sowohl die Trägerpauschale als auch die Zahl der Ein-Euro-Maßnahmen sind im vergangenen halben Jahr vom Jobcenter gekürzt worden.

"Hier setzt jetzt unternehmerischer Erfindergeist ein", schätzt Geißler die derzeitige Situation ein. Im März habe es die Einrichtung das erste Mal getroffen. "Das Defizit konnten wir durch Sponsoren anfangen", berichtet der Vereinsbuch- und Rechnungsprüfer. "Die nächste Klippe hat uns am 1. September ereilt", führt er weiter aus. "Das hat uns weitaus mehr getroffen, weil wir mit dem Ausmaß nicht gerechnet hatten." Damit meint er die zusätzliche Kürzung der Trägerpauschale als auch der Anzahl der Maßnahmeteilnehmer. "Davon ist auch unser Projekt Freie Kunst Schönebeck betroffen", erklärt Geißler.

Das Projekt beinhaltet ein Kinderfilmstudio, in dem Mädchen und Jungen der Kindergärten, Schulen und anderer Einrichtungen Märchenfilme selber darstellen drehen können, erklärt er. "Bis heute haben mehr als 1000 Kinder dieses Angebot genutzt", macht Geißler deutlich, dass das kreative Projekt durchaus angenommen wird.

Das Besondere an "Suppe Seele" ist, das hebt der Vereinsmann in diesem Zusammenhang hervor, "dass es uns gelungen ist, zehn versicherungspflichtige Arbeitsplätze zu schaffen". Der soziale Treff in der Welsleber Straße hat sich den Vereinsmitgliedern nach inzwischen zu einer festen Größe in der Elbestadt entwickelt. Allein mittags werden täglich 200 Essen produziert. Circa 3800 Personen werden versorgt, nennt er einige Zahlen. "Unser Konzept ist stimmig", bewertet Geißler "Suppe Seele" selbstbewusst. Demnach sei der Treff verlässlich und jeden Tag für Bedürftige offen. "Ob Weihnachten oder andere Feiertage, wir sind immer da", sagt er. "Wir sind ein sozialer Anlaufpunkt", ordnet er das Projekt in der Elbestadt ein. Geißler geht sogar einen Schritt weiter: "Wir könnten Modellcharakter für andere Regionen haben."

Jedoch, und das ist der Knackpunkt, weshalb sich der Verein "Vigaro" jetzt an den städtischen Ausschuss Jugend, Frauen und Soziales gewendet hat, wollen sich die Verantwortlichen nicht mit einer typischen Suppenküche vergleichen. "Wir bieten mehr", sagt Geißler, für den der Aspekt vor allem deshalb von Bedeutung ist, wenn es um die Frage der finanziellen Förderung geht. Deshalb hat er im Namen des Vereins den Fachausschuss darum gebeten, dem Verein den Status "Soziale Einrichtung der Stadt" zu geben.

"Diesen Titel können wir nicht vergeben", macht Dezernent Joachim Schulke sogleich deutlich, der die Arbeit des Vereins als anerkennenswert einschätzt. Die Stadt müsse sich aber an Regeln halten und die besagen: Entweder ist es eine Einrichtung der Stadt oder nicht. Etwas dazwischen gebe es nicht. "So weit", das erklärt Gorm Geißler auf Volksstimme-Nachfrage, wolle man im Verein auch gar nicht gehen. "Wir wollen uns als Institution in der Stadt etablieren", sagt er. So könne er sich vorstellen, dass "Suppe Seele" beispielsweise im Stadtplan, öffentlichen Bekanntmachungen und Broschüren aufgelistet wird, so wie es mit anderen sozialen Trägern wie beispielsweise Awo und Volkssolidarität gehandhabt werde.

Für Matthias Menzel, Vorsitzender des Jugend-, Frauen- und Sozialausschusses, ist dieser Ansatz durchaus denkbar. "Ich werde das Gespräch mit der Stadt suchen", kündigt er auf Nachfrage an. "Wir können den Verein ruhig unterstützen", nennt er seine Devise. "Dagegen spricht doch nichts", nennt er klar seinen Standpunkt.