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Wirtschaft Wieso Ambulanz Mobile aus Schönebeck vier Neuseeländer zu Gast hat

Seit sechs Jahren liefert Ambulanz Mobile Rettungswagen nach Neuseeland. Doch nun ändert sich einiges. Angefangen bei der Größe der Fahrzeuge bis hin zur Serviceleistung. Hatte Corona einen früheren Beginn verhindert, startet das neue Konzept nun durch. Dafür sind vier Neuseeländer in Schönebeck.

Von Stefan Demps 13.09.2023, 17:09
Martyn Rutledge (vorn), Michael Kempthorne, Rodel Silvestre und Jomer Ragasa werden bei Ambulanz Mobile darin geschult, wie Krankenwagen repariert und eingebaut werden.
Martyn Rutledge (vorn), Michael Kempthorne, Rodel Silvestre und Jomer Ragasa werden bei Ambulanz Mobile darin geschult, wie Krankenwagen repariert und eingebaut werden. Foto: Stefan Demps

Schönebeck - „Das sind Rettungswagen, die eigentlich schon 2021 ausgeliefert werden sollten“, zeigt der Leiter Vertrieb bei Ambulanz Mobile, Frank Lundershausen, auf die Produktionsreihe vor sich. Dort stehen derzeit sieben Transporter von Volkswagen, die nicht nur längst im Einsatz sein sollten, sondern auch bereits fertiggestellt sein sollten. Das ist noch nicht der Fall. Grund dafür ist die politische Situation während der Corona-Pandemie und die Abschottung Neuseelands. Nun hat sich die Lage entspannt und begonnene Projekte werden fortgeführt.

Ein- und Innenausbau in Schönebeck erlernen

Während der Pandemie hatte Neuseeland seine Grenzen dicht gemacht. Einreisen per Schiff oder Flugzeug waren sehr begrenzt möglich. Das bedeutete, dass Ideen und Lieferung auf Eis gelegt wurden. Dazu zählte neben der Auslieferung neuer Ambulanzfahrzeuge auch die Ausbildung von Mitarbeitern. Derzeit sind vier Neuseeländer bei Ambulanz Mobile. In dem Schönebecker Unternehmen werden diese geschult, wie der Auf- und Einbau von Rettungswagen funktioniert. „Wir werden lediglich Kits (Bausätze) nach Neuseeland schicken“, definiert Frank Lundershausen das Konzept. Die Fahrzeuge wird weiterhin Volkswagen zur Verfügung stellen, dann aber in Neuseeland. Eine Verschiffung nach Deutschland ist dann nicht mehr nötig.

Der Auf- und Einbau wird zukünftig bei der Wade Group in Neuseeland gemacht. Von der neuseeländischen Firma sind deswegen Michael Kempthore, Rodel Silvestre und Jomer Ragasa in Schönebeck. Rund 18 Monate Planung gingen dem Besuch voraus. Ihre erlernten Fähigkeiten werden sie künftig in ihrem Heimatland anwenden. Seit letzter Woche lernen sie von Mitarbeitern von Ambulanz Mobile und sind aktiv in die Einbauarbeiten der sieben Fahrzeuge involviert.

„Ambulanz Mobile hat eine hohe Qualität, weil sie sehr effizient arbeiten“, hat Rodel Silvestre festgestellt. Dabei bezieht er sich auf verschiedene Arbeitsprozesse, die durchgeführt werden. Auch die Planung und Umsetzung der einzelnen Arbeitsschritte haben den Produktionsleiter beeindruckt.

Auch Jomer Ragasa ist entsprechend beeindruckt von der Arbeitsweise bei Ambulanz Mobile. Die einzelnen Trainings haben dem Karosseriebauer wesentliche wichtige Hilfestellungen gegeben. „Ich fühle mich gut vorbereitet“, ist Jomer Ragasa deswegen sicher.

Auch Michael Kempthore, der ebenfalls Karosseriebauer ist, freut sich darauf sehr, erlerntes Wissen anzuwenden. „Ich kann es kaum abwarten“, erklärt er. Die Arbeit vor Ort sei großartig.

Krankenwagen von Ambulanz Mobile sind seit sechs Jahren in Neuseeland im Einsatz.
Krankenwagen von Ambulanz Mobile sind seit sechs Jahren in Neuseeland im Einsatz.
Foto: Ambulanz Mobile

Heute, an ihrem letzten Tag, werden sie noch etwas die Gegend anschauen. Doch einen ersten Eindruck haben sie gewonnen. „Es ist anders als in Neuseeland“, sagt Michael Kempthore. Das macht er an zwei Beispielen fest. So ist in Deutschland die Zahlung per Kreditkarte nicht so verbreitet wie in seinem Heimatland. „Hier ist Cash wohl wichtiger. Mit der Kreditkarte kam ich nicht so weit“, berichtet der Neuseeländer. Als zweites ist ihm aufgefallen, dass die Ampeln anders angeordnet sind. „Als ich das erste Mal an einer Ampel gehalten habe, musste ich erstmal suchen, wo die Lichter sind“, erzählt er. In Neuseeland könne man von weitem schon alle Ampeln erkennen.

„Rauchen“, antwortet Rodel Silvestre auf die Frage, was für ihn ein Unterschied sei. In Deutschland könne man in der Öffentlichkeit frei und ungestört rauchen, was in Neuseeland nicht so gemacht werde. Jomer Ragasa war vom Klima überrascht. „Das Wetter hier ist wie in Neuseeland“, vergleicht er. Eigentlich hätte er damit gerechnet, dass es hier kälter sei.

Sukzessive Umstellung bei den Fahrzeugen

Während für die drei Mitarbeiter bei der Wade Group dies ihr erster Besuch ist, hat Martyn Rutledge das Land häufiger besucht. „Ich bin zehn oder zwölf Mal in Wolfsburg gewesen“, berichtet er. Das hat weniger mit den Sehenswürdigkeiten der Stadt zu tun. Martyn Rutledge ist bei VW angestellt und arbeitet für den deutschen Konzern in Neuseeland. Er wird aktiv in die Arbeiten bei Auf- und Einbau involviert sein. 60 Krankenwagen hat Ambulanz Mobile für Neuseeland hergerichtet. Diese werden nun langsam und stetig ausgetauscht. „36 Rettungswagen bauen wir, 20 Kits liefern wir nach Neuseeland“, sagt Frank Lundershausen.

Diese neuen 56 Fahrzeuge des Typs Delfis werden die bisherigen VW T6.1 ersetzen. Martyn Rutledge wird dabei eine wichtige Funktion als Ansprechpartner von VW übernehmen. Deswegen schaut er sehr genau hin und ist begeistert. „Das ist Spitzenqualität hier. Wenn etwas nicht dem Standard entspricht, dann gehen die Mitarbeiter einen Schritt im Einbau zurück und machen es nochmal bis der Standard stimmt. Das ist großartig“, schwärmt er. Sein erlerntes Wissen möchte er schnell weitergeben. Trotz seiner häufigen Besuche klappt es mit der deutschen Sprache noch nicht so gut. „Ich spreche ein wenig Deutsch. Ich kann mir ein Bier bestellen“, lacht er und geht zurück an die Arbeit.

In der Fertigungsspur sind die sieben Transporter noch fertigzustellen. Bis Oktober sollen diese nach Neuseeland gebracht werden.