SWB Schönebeck hat Architekturwettbewerb für neue Marktbebauung ausgerufen Wohnungsvermieter sieht sich in der Pflicht: "Wenn nicht wir, wer sonst?"
Wie soll die Ecke am Markt 14 bis 16 in Zukunft aussehen? Derzeit läuft dazu ein Architekturwettbewerb. Auftraggeber ist die Städtische Wohnungsbau GmbH Schönebeck.
Schönebeck l Sigrid Meyer ist über ihren Schatten gesprungen. Die Geschäftsführerin der Städtischen Wohnungsbau GmbH Schönebeck (SWB) engagiert sich nun mehr denn je am Markt. Wurde sie vor Jahren noch vom Oberbürgermeister "überredet", die verlassene Bauruine des alten Kaufhauses zu übernehmen und das Loch zu schließen, hat sie nun das Potenzial erkannt. Es braucht eben mutige Leute und Unternehmen.
Die SWB gehört dazu. "Ich bin mir sicher: Wenn der Markt in den nächsten Jahren mal rekonstruiert ist, dann wird er das Filetstück von Schönebeck", sagt Sigrid Meyer, und ist dann genau so schön wie Teile von Bad Salzelmen. Aus diesem Grund hat die SWB das Grundstück Markt 14 bis 16 erworben, jenes Areal vis-à-vis des bereits neu errichteten Wohnhauses Markt 15 bis 17. Sigrid Meyer sieht die SWB in der Verantwortung, als städtisches Unternehmen Flagge zu zeigen. "Wenn nicht wir, wer sonst? Von außen kommt keiner mehr, der etwas für uns macht", sagt die Geschäftsführerin, nachdem das Eckhaus 23 Jahre nach der Wende noch immer einen unschönen Eindruck macht.
Wohl auch, weil der frühere Eigentümer ahnte, dass eine Sanierung des Hauses nicht lohnen würde. Das haben die Experten und Bauverständigen der SWB ebenfalls festgestellt: Das Haus verfügt unter anderem über eine zu schmale Kubatur, viele Durchgangszimmer, schmale Treppen, die nicht mehr der heutigen DIN entsprechen, einen mangelnden Brandschutz, gravierende Höhenunterschiede im Inneren sowie extreme Bauschäden. "Eine Sanierung macht da keinen Sinn mehr", so Sigrid Meyer.
Noch in diesem Jahr will die SWB das Eckhaus abreißen. Parallel dazu läuft ein Architekturwettbewerb, schon im September soll der beste Entwurf gekürt werden. An der Spitze der Jury steht erneut Prof. Ralf Niebergall, Präsident der Architektenkammer Sachsen-Anhalt. Um auch die Bürgerschaft der Stadt in den Entscheidungsprozess einzubeziehen, wird dieses Mal ein Vertreter der Bürgerinitiative "Rettet die Altstadt" mit gleichwertiger Stimme in das Preisgericht einbezogen.
Aus Sicht der SWB drängt die Zeit langsam, denn der Bau des neuen Eckhauses darf auf keinem Fall nach Beendigung der Umgestaltung des Marktes sein. Im nächsten Jahr schon soll das neue Wohnhaus dort gebaut werden. Außerdem erhöhen sich Jahr für Jahr die Baupreise. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass Wohnungsbau in zehn Jahren wesentlich teurer sein wird als heute.
"Wir gehen fest davon aus, dass der neue Wohnraum begehrt sein wird", mach Meyer deutlich. Die Erfahrung gibt ihr Recht: Die 31 barrierefreien Wohnungen am Markt 15 bis 17 waren ruck, zuck vergeben. Lediglich die Gewerberäume waren ein Ladenhüter. "Aber der Markt wird attraktiver. Jedes Gewerbe, das in Zukunft etwas auf sich hält, geht zum Markt. Deshalb bin ich optimistisch, dass die Vermietung dieser Flächen einfacher werden wird", so die SWB-Chefin.
Damit wird die SWB zum "Großvermieter" im Quartier. Neben den beiden beschrieben Eckhäusern gehört der Wohnungsbau GmbH die sanierte Beratungsstelle "Punkt 12". Außerdem blickt Sigrid Meyer bereits auf den Breiteweg. Auch an dieser Stelle will die SWB nicht mehr zu sanierenden Wohnraum abreißen und stadtbildprägend neu bauen.