Schweißhundestation Schweißhundestation stellt sich beim Lödderitzer Jägerfest vor
Beim Lödderitzer Jägerfest präsentierten sich zwei Mitglieder der Schweißhundestation Mitteldeutschland. Was die Jagdhunde so besonders macht.

Lödderitz - Auf der olivgrünen Jagdkleidung von Jens Hennicke und Stefan Wesche findet man ziemlich klein den Aufdruck „Schweißhundestation Mitteldeutschland“. Das ist ein 2023 gegründeter Verein, den selbst noch nicht jeder Jäger kennt.
Nun muss dem Laien, dem die Jägersprache nicht vertraut ist, erstmal Folgendes erklärt werden: Schweiß ist die waidmännische Bezeichnung für das Blut des Wildes, sobald es aus dem Körper des Tieres austritt. Gründe dafür können die Jagd sein oder aber auch Unfälle im Straßenverkehr. Vor allem letztere sind eine häufige Ursache: Ein Blick auf die Streckenliste 2022/2023 des Salzlandkreises sagt aus, dass beispielsweise zwölf Feldhasen erlegt und 94 durch den Straßenverkehr getötet wurden.
Die „Schweißhundestation“ hat also nichts mit schwitzenden Hunden zu tun, die sich überanstrengt haben und transpirieren.
Besonders trainierte Hunde
Der gemeinnützige Verein hat sich im mittleren und südlichen Sachsen-Anhalt die Aufgabe gestellt, verletztes Wild „nachzusuchen“. Denn immer wieder kommt es vor, dass die Tiere nicht gleich tot sind und noch einige Tage elendig vor sich hin siechen, bevor sie verenden.
Dazu braucht man besonders trainierte Hunde. „Die müssen eine Krankfährte von den anderen unterscheiden können“, erklärt Kreisjägermeister Jens Hennicke aus Calbe. Deren drei- bis vierjährige Ausbildung macht sie zu echten Spezialisten unter den Jagdhunden.
Unter einer Krankfährte versteht der Jäger die Hinterlassenschaften des verletzten Wildes. Das können Haar, Schuppen, Schweiß, Drüsenabsonderungen oder Bodenverletzungen sein.
In den ersten drei bis vier Stunden würden sich die Schwebstoffe des kranken Tieres noch in der Luft halten, weiß Hennicke. Diese frische, warme Fährte wird bisher mit Jagdgebrauchshunden nachgesucht. Schweißhunde sind Spezialisten und haben daher nur eine Aufgabe: Mit absoluter Fährtentreue der Krankfährte - und keiner anderen – zu folgen. Der „normale“ Jagdgebrauchshund ist durch seinen vielseitigen Einsatz irgendwann überfordert. Dennoch gilt: Der schlechteste Jagdhund ist immer noch besser als gar kein Hund.
Die Hunde werden auch benutzt, um eventuellen Wilderern auf die Spur zu kommen. So ist ein Fall dokumentiert, wo in der Feldflur zwischen Latdorf und Gerbitz ein Muffelwidder angeschossen wurde, der dann verblutete.
Aufklärung und Ausbildung
„Neben der Nachsuchearbeit im Sinne des Tierschutzes machen wir das auch in Wahrung der jagdlichen Tradition“, unterstreicht Hennicke. Er und seine Waidmänner kümmern sich auch um die Aufklärung interessierter Bürger, sowie um die Aus- und Fortbildung von Jägern und Jagdschülern. Weil die Schweißhundestation relativ neu ist, werden auch Vorträge über das Nachsuchenwesen im Rahmen von Hegerings- oder Jägerschaftsversammlungen angeboten.
Praktisch funktioniert die Arbeit des neues Vereins so: Sollte Wild angefahren oder angeschossen worden sein und das Tier kann nicht unmittelbar in einem Umkreis von maximal 50 Meter n gefunden werden, sollte der jeweilige Jagdpächter die Mitglieder der Schweißhundestation telefonisch verständigen.
Gegenwärtig gibt es neun bestätigte Schweißhundeführer in Sachsen-Anhalt. Nördlich der A2, also im Bereich der Altmark, stehen sie noch nicht zur Verfügung. Wie Hennicke sagt, decken die Ehrenamtlichen einen bestimmten Radius um ihren Wohnort ab.
Gründer des Vereins ist der Jäger Jörn Stubbe aus Halle.