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Betriebskosten Sportvereine sollen bis 4000 Euro zahlen

Bei einigen Sportvereinen in Staßfurt fallen jetzt mehrere Tausend Euro pro Jahr an Betriebskosten an. Geld, das aufgebracht werden muss.

10.01.2018, 06:00

Staßfurt/Förderstedt/Atzendorf l Der Vorsitzende des SV 09 Staßfurt Ralf Möller macht keinen Hehl daraus, dass sein Verein mit den neuen Mehrausgaben nicht glücklich ist. Seit dem zweiten Halbjahr 2016 werden Vereine durch die Stadt Staßfurt anteilig an Betriebskosten für städtische Turnhallen und Sportplätze herangezogen. „Da sich ein Verein nur aus Mitgliedsbeiträgen und Sponsoringverträge finanziert, wird es eine immer größere Herausforderung, die Vereine am Leben zu halten“, so Ralf Möller gegenüber der Volksstimme. Der SV 09 trainiert hauptsächlich im Stadion der Einheit – um die 3700 Euro werden für 2017 erwartet. Ralf Möller meint: „Unser Verein bildet jährlich neun bis zehn Nachwuchsmannschaften aus. Obwohl die Förderung im Nachwuchsbereich berücksichtigt wird, halten wir diese Entscheidung für nicht glücklich gewählt, auch hier Betriebskosten zu entrichten.“

Je größer der Verein, desto mehr Mannschaften und Nutzungsstunden der Sportstätten - desto höher der Betrag für die Betriebskosten, die nun von der Stadt verlangt werden. Bei kleineren Vereinen fallen die Rechnungen in geringerem Umfang aus. So zahlt der SV Rathmannsdorf zwischen 200 und Euro pro Jahr für den Sportplatz im Ort und Ausweichsportstätten im Winter. Auch vom TSV Neundorf ist zu hören, dass man die Gelder für die Betriebskosten durchaus aufbringen könne.

Der SV Förderstedt, der zirka 3000 Euro der Betriebskosten von Turnhalle und Sportplatz in Förderstedt zahlen muss, nimmt diese von Sponsorengeldern. „Wir müssen unseren Sponsoren erklären, dass wir ihre Gelder dafür verwenden, das ist teilweise schwierig“, erklärt Herbert Busch vom Vorstand. Der Verein habe wegen der Betriebskosten seine Hallenstunden reduziert. „Die zweite Mannschaft haben wir nach Biere ausgegliedert, die trainieren jetzt dort“, sagt Busch. Ihn ärgert dabei, dass sein Verein auf dem Sportplatz selbst mäht, düngt, repariert, und sauber macht, aber gleichzeitig dort Sportunterricht stattfindet. Man hat im Verein das Gefühl, man erbringe eine Leistung für die Stadt, werde aber gleichzeitig stark zur Kasse gebeten, erklärt Busch.

Dass die Leistungen, die Vereine an Sportplätzen und Turnhallen übernehmen, nicht gewürdigt werden, betont auch Günther Döbbel von der Zentralen Landsportgemeinschaft (ZLG) Atzendorf mit 410 Mitgliedern. „Wir halten alles in Gange und dann kommen noch die Betriebskosten hinzu“, sagt der Vorsitzende. Bei der ZLG kommt der Sonderfall hinzu, dass diese auch die Pflege des Atzendorfer Sportplatzes komplett übernommen hat. Die 820 Euro pro Halbjahr als Betriebskostenbeteiligung - für die Atzendorfer und Förderstedter Turnhalle - tun vor diesem Hintergrund doppelt weh. Die ZLG hat zur Finanzierung der Betriebskosten ihre Mitgliedsbeiträge erhöht, das Geld fehlt dennoch. „Wenn sich grundsätzlich nichts ändert, dann wird das für uns als Vereine schwierig werden“, schaut Günther Döbbel in die Zukunft. Wahrscheinlich wird man Stunden streichen müssen.

Gerade in den Ortschaften scheint es sich eingebürgert zu haben, dass die Vereine viel selbst machen. Neidisch wird von dort auch auf das Stadion der Einheit geschaut, wo ein eigener „Platzwart“ vermutet wird. Richtig ist aber, dass es dort einen Hausmeister des Stadtpflegebetriebs gibt, der vermehrt dort eingesetzt wird. Für andere Sportstätten sind theoretisch wieder andere Hausmeister verantwortlich.

Der HV Rot-Weiss mit rund 150 Mitgliedern wiederum geht für 2017 von Kosten über 4000 Euro aus. Präsident Patrick Schliwa ist deswegen in Sorge: „Wir werden eventuell um Stundung bitten müssen.“ Auch der HV versucht, die Mehrausgaben über Sponsorengelder abzudecken, „die werden aber auch immer weniger“, so Schliwa. „Das zu stemmen ist sehr schwer für uns als Verein und es ist mehr als gedacht.“ Er erzählt, es habe damals geheißen: Nicht mehr als 2000 Euro pro Jahr und Verein. Jetzt ist man beim Doppelten.

„Damals“, das waren die „Runden Tische Sport“, bei denen Stadtverwaltung und Sportvereine unter Ausschluss der Öffentlichkeit das Thema diskutierten. Von Einigkeit bei diesen Runden kann Schliwa nicht sprechen. „Uns wurde gesagt, das muss eben so kommen. Deshalb haben wir damals einen offenen Brief an die Stadträte aufgesetzt“, erzählt er. Was genau beim „Runden Tisch Sport“ gesagt wurde, ist nicht bekannt. Auch nicht, wie viel die Stadt insgesamt von allen Vereinen fordert - eine Anfrage ist noch offen.