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Großbrand Hätte man das verhindern können?

Der Großbrand am Sonntagabend in der Industriestraße hätte verhindert werden können - sagen Anwohner und erheben schwere Vorwürfe.

03.07.2018, 23:01

Staßfurt l Schwere Vorwürfe gegen die Stadt Staßfurt erhebt das Ehepaar Monika und Rainer Wagner: Als es am Sonntagnachmittag auf ihrem Nachbargrundstück in der Industriestraße brennt, haben sie klare Worte: „Die Stadt muss dringend etwas ändern. Es brennt hier so oft. Das ist eine Gefahr für Leib und Leben - für die Kinder und Jugendlichen, die in den alten Industriebrachen spielen, und für uns. Ich fühle mich in meiner Sicherheit ernsthaft bedroht“, sagt Rainer Wagner.

Erst Ende April hat ein anderes leerstehendes Firmengelände in der Industriestraße gebrannt und das war bei weitem nicht der erste Vorfall dieser Art. Regelmäßig vertreibt Rainer Wagner spielende Kinder aus den einsturzgefährdeten Gebäude oder ruft die Polizei. Manche Kinder seien einsichtig, manche rufen, „der alte Sacke“, solle sich „verpissen“. Die Polizei habe bisher immer geholfen.

„Warum werden die Ruinen nicht abgerissen? Warum kauft man die Grundstücke nicht? Hier wurde bestimmt seit Jahren keine Grundsteuer bezahlt.“ Die Stadt können durch die Schulden auf den Grundstücken Zwangsversteigerungen durchführen, die Grundstücke kaufen und beräumen.

Wütend ist Rainer Wagner auch auf den Oberbürgermeister Sven Wagner selbst: „Wir haben uns vor zwei Jahren hier getroffen und ich habe am 8. Mai dieses Jahres einen Fragenkatalog eingereicht. Keine Antwort.“ Dass in solchen Fällen zuerst der Eigentümer in der Pflicht ist und dann der Landkreis als Gefahrenabwehrbehörde, ist für den Senior nur eine Ausrede, die er nicht gelten lässt. „Es ist mir egal, wer zuständig ist. In der Stadt fehlt jemand, der mal den Arsch in der Hose hat und sich mit dem Kreis anlegt.“

Oberbürgermeister Sven Wagner antwortet auf die Vorwürfe: „Ich kann es voll und ganz nachvollziehen, dass sich die Anwohner in ihrer Sicherheit und ihrem Besitz bedroht fühlen.“ Den Brief konnte er aus zeitlichen Gründen noch nicht beantworten und möchte mit dem Anwohner noch einmal sprechen.

Zur Gesamtsituation im Gewerbegebiet sagt er: „Ja, es muss jetzt etwas passieren. Ich werde mich der Problematik des Areals annehmen.“ Er werde gemeinsam mit weiteren Behörden wie Bauordnungsamt, Polizei und Landesministerien Lösungen entwickeln.

Bei dem leerstehenden Gewerbegebiet, in dem nur noch wenige Firmen überlebt haben, handelt es sich um etliche Flächen mit verschiedensten Eigentümern. „Das ist ein Riesenprojekt und wir müssen jetzt damit beginnen, dort Ordnung reinzubringen“, so Sven Wagner.

Er denkt jedoch nicht, dass der Kauf der Ruinen der richtige Weg ist. „Wenn wir uns die Grundstücke als Stadt selbst aufhalsen, sind das Millionen von Euro an Kosten“, so Sven Wagner, der an Kauf samt Beräumung und Nachnutzung denkt.

In Sachen Brandstiftung und möglicher Brandserie setze er jetzt vor allem auf die Zusammenarbeit mit der Polizei. Außerdem wird ein Sicherheitsbeirat der Stadt einberufen, der erste Ideen für Maßnahmen sammeln will.

„Es ist erschreckend, dass ein vermeintlicher Brandstifter vorsätzlich das Leben der Menschen in unserer Stadt in Gefahr bringt“, so Sven Wagner. Er sei froh, dass bisher noch kein Zivilist zu schaden kam.