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Homeoffice Straßenbau, Pflege per Telefon?

„Homeoffice“ ist gegenwärtig in. Was aber machen die Beschäftigten in Berufszweigen, wo das nicht möglich ist?

18.03.2020, 23:01

Staßfurt l Straßen bauen im „Homeoffice“ – wie soll das gehen? Plätze pflastern, Häuser errichten aus der Ferne und am Telefon – undenkbar!

Bauarbeiter zum Beispiel müssen einfach raus und ran vor Ort. In der Staßfurter Gollnowstraße geht‘s planmäßig vorwärts mit dem Straßenbau. Von Corona keine Spur. „Wir haben unsere Mitarbeiter darauf aufmerksam gemacht, die allgemein bekannten hygienischen Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten“, sagt Roland Berlig von der Geschäftsführung der Straßen- und Tiefbaufirma aus Unseburg. Viel mehr könne man einfach nicht machen, als darauf zu achten. Und hoffen, dass die Regelungen – Stichwort Kurzarbeit und Kinderbetreuung – im Fall der Fälle dann auch greifen. „Wir schauen von Tag zu Tag, wie sich alles entwickelt“, so Berlig.

Am Stadtsee haben die Bauleute vom Industriebau Wernigerode derweil den Rohbau für das „Haus am See“ beenden können.

Bauleiter Günter Döbbel ist froh, auch wenn er ungern von dieser Baustelle Abschied nimmt und gern mehr dieser Art in der Region hätte. Ob der nächste Auftrag in Hannover ebenso gut funktionieren wird, ist derweil ungewiss.

„Noch läuft alles reibungslos“, erklärt Döbbel. Aber erste Anzeichen kündigen sich an, dass die Corona-Folgen auch den Bau erreichen. Er meint damit nicht, dass sich die Kollegen nicht mehr die Hände schütteln. Die ersten Leute melden sich krank oder müssen ihre Kinder betreuen. Firmen kündigen Lieferschwierigkeiten an. Bauberatungen werden überwiegend per Telefon abgehalten.

Noch laufe es auf dem Bau, aber er rechne damit, dass auch diese Branche in absehbarer Zeit stärker betroffen sein wird. „Nicht zuletzt, weil Hotels teilweise dicht machen und damit keine Montage mehr möglich ist“, erklärt Günter Döbbel, „Das wird noch spannend. Wir können jetzt nur von Woche zu Woche planen.“

So geht es nicht zuletzt den Gastronomen. Gearbeitet werden darf nach den jüngsten Festlegungen der Landesregierung nun ja doch in den Gaststätten. Daniel Shetschkow vom Burgas ist froh, dass die Öffnungszeiten unverändert bleiben können. Der junge Mann hat vor zwei Jahren die Nachfolge von Vater Stefan angetreten, hofft nun, dass die Einschränkungen mit den Tisch- abständen nicht umsonst sind. Die Kapazität der 90 Plätze ist halbiert.

„Die Frage steht jetzt, inwieweit die Gäste uns weiter beehren. Unsere Angebote bleiben bestehen“, so Shetschkow Junior. Noch. Man merke schon, dass die Hotelbuchungen zuletzt rückläufig waren. Business-Gäste dürfe man nach wie vor auch im Hotel begrüßen. Würde der normale Betrieb einbrechen, richtet sich das Burgas-Team auf ein verstärktes Außer-Haus-Geschäft ein.

Ein Bereich, wo es erst recht nicht ohne den Menschen vor Ort geht, ist die Pflege von Menschen. In Altenpflegeheimen werden Besuchszeiten zwar unterschiedlich geregelt, solange sie nicht unter Quarantäne stehen, gibt es da noch Toleranzen für Besucherzahlen. Die Verschärfung von Hygienevorschriften sind derweil überall an der Tagesordnung.

Das trifft nicht zuletzt auf mobile Pflegedienste zu. „Die Desinfektion zwischen den Patientenbesuchen wird noch intensiver durchgeführt“, berichtet Michaela Hase. Was der Pflegefachkraft von der Volkssolidarität bei ihren täglichen Einsätzen aber mindestens ebenso wichtig erscheint in diesen Tagen, sei die Aufklärung der älteren Leutchen, die noch nicht wissen, was eigentlich „draußen los ist“. „Manche wundern sich, dass wir jetzt generell mit Handschuhen arbeiten, dass selbst Busfahren nicht mehr so ist, wie es mal war.“ Die Pflegerin ist unterdessen heilfroh, dass sie überhaupt noch ihrer Arbeit nachgehen kann. Denn eigentlich müsste sie sich jetzt der Betreuung ihres achtjährigen Schulkinds widmen.

Für den Arbeitgeber von Michaela Hase ist es unterdessen selbstverständlich, dabei zu helfen. Momentan mussten alle Veranstaltungen in der Begegnungsstätte der Volkssolidarität am Luisenplatz auf behördliche Anordnung für die älteren Besucher bis zum 17. April abgesagt werden. Glück im Unglück: Die Einrichtung kann zurzeit zwei kleine Kurzzeit-Gäste aufnehmen. Elisabeth und Lena würden zwar lieber in die Schule gehen, doch sich von den Frauen der Pflegedienstleitung vormittags zeitweise betreuen und verwöhnen zu lassen, ist auch nicht schlecht.

Natürlich werden dabei auch die Aufgaben erledigt, die ihnen die Schule mitgegeben hat. Es bleibt dennoch Zeit zum Malen oder zum Dartspiel auf dem Hof, mit dem sich sonst gern auch die Senioren beschäftigen. Nun bereitet es den Achtjährigen Abwechslung und Spaß, nicht zuletzt weil es doppelt so groß wie ein normales ist – altersgerecht eben für Senioren (und Kinder).

Ohne diesen Betreuungs-Service würden Lenas und Elisabeths Mütter jedenfalls für den Dienst an den Patienten ausfallen.

„Es ist eben eine Ausnahme-Situation. Bei 496 zu betreuenden Patienten zählt die Einsatzfähigkeit jedes Mitarbeiters“, unterstreicht die stellvertretende Pflegedienstleiterin Andrea Koch noch einmal. Bis jetzt seien alle 15 Pflegefachkräfte und 20 Pflegehilfskräfte alle an Bord, klopft sich Koch drei Mal an den Kopf.

„Und, um nochmal auf das Thema ,Homeoffice‘ zurückzukommen“, so die aufgeschlossene Mitarbeiterin, „Das würde bei uns definitiv nicht funktionieren. Nicht mal in der Geschäftsstelle.“ Da ginge schon wegen des Datenschutzes nicht. Zudem müsse man sich als Anlaufstelle bereithalten.

„Hoffen wir, dass wir alle gut durchkommen“, sagt Andrea Koch zum Abschied.