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Krankenhaus Pathologie in Aschersleben geschlossen

Die Chefärztin der Pathologie am Krankenhaus Aschersleben-Staßfurt hatte gekündigt. Der Betrieb der Abteilung ist somit nicht mehr möglich.

29.12.2020, 23:01

Aschersleben/Staßfurt l Bereits im Dezember 2019 gab es unter dem damaligen Ameos-Regionalgeschäftsführer Lars Timm erste Überlegungen, die Pathologie in Aschersleben aufzulösen. Nachdem sich die Diskussionen über ein Jahr hinzogen, ist nun klar: Die Pathologie im Klinikum Aschersleben-Staßfurt ist geschlossen worden.

Dabei ging es um fünf Arbeitsplätze in Aschersleben. Die leitende Chefärztin hatte gekündigt. Den vier weiteren Assistenten im Labor wurden laut Volksstimme-Informationen Verträge für das Tochterunternehmen KH Labor in Bernburg vorgelegt. Die angebotene Bezahlung soll mehrere Hundert Euro unter dem bisherigen Gehalt liegen. Dazu solle mehr Mobilität vorausgesetzt werden. „Der Arbeitsort ist Bernburg, umfasst aber Labortätigkeiten im ganzen östlichen Ameos-Raum“, heißt es aus dem Umfeld eines Betroffenen gegenüber der Volksstimme, der anonym bleiben will.

Es soll seit über einem Jahr mehrere Versuche gegeben haben, die hauseigene Pathologie auszulagern. Die Chefärztin kündigte demnach aufgrund der anhaltenden Diskussionen um eine mögliche Auslagerung. Ameos teilt zu den Vorgängen rund um die Pathologie auf Volksstimme-Anfrage mit: „Die bisherige Chefärztin hatte unser Haus verlassen. Der Betrieb einer solchen Abteilung ist nur unter fachärztlicher Leitung möglich, eine Versorgung mit diesen wichtigen Leistungen konnte nicht mehr sichergestellt werden. Die Pathologie in Aschersleben wurde dann geschlossen, da dem Markt insgesamt und damit auch uns zurzeit qualifiziertes Fachpersonal nicht ausreichend zur Verfügung steht.“

Der Vertrag für das KH Labor in Bernburg, der den vier verbliebenen Mitarbeitern vorgelegt wurde, soll Formfehler haben. Es habe handschriftliche Ergänzungen per Kugelschreiber gegeben. Der Vertrag wäre nicht beglaubigt. Dazu soll mündlich mitgeteilt worden sein, dass die medizinisch-technischen Assistenten zukünftig auch die Aufgabe eines Assistenzarztes übernehmen, also im OP-Saal dabei sein sollen. Samt zweiwöchiger Schulung ohne zusätzliches Entgelt. „Die Aufgabe eines Assistenzarztes wird ohne zusätzliche Bezahlung auf die Laborantin abgewälzt“, heißt es gegenüber der Volksstimme. Ameos teilt dazu mit: „Die von Ihnen hinterfragten vermeintlichen Inhalte von Verträgen und Aufgabenbeschreibungen treffen nicht zu.“

Zwei Mitarbeiter hatten den Vertrag laut Volksstimme-Informationen abgelehnt und wurden fristgemäß zu Ende März 2021 gekündigt und sofort freigestellt. Als Begründung wären unternehmerische Entscheidungen genannt worden. Ameos beantwortet die Volksstimme-Nachfragen dazu nicht. Beide Mitarbeiter haben laut Volksstimme-Informationen Kündigungschutzklagen eingereicht. Hier geht es vor allem um Abfindungszahlungen.

Ein Mitarbeiter habe das Angebot von Ameos für KH Labor angenommen, ein weiterer Mitarbeiter arbeite jetzt in einem anderen Bereich bei Ameos.

Was passiert in einer Pathologie? Gewebeproben von Patienten werden während der laufenden Operation von den Pathologen untersucht. Zum Beispiel nach einer Magen-, Darm- oder Blasenspiegelung werden entnommene Tumore innerhalb von Minuten untersucht. Während der Operation ist klar, ob es sich um einen gutartigen oder bösartigen Tumor handelt. Die Therapie wird entsprechend gesteuert.

Die Befunde, die vorher in Aschersleben untersucht worden, werden jetzt nach Halle geschickt. „Für die Versorgung des Ameos-Klinikums Aschersleben arbeiten wir mit dem Institut für Pathologie des Universitätsklinikums Halle zusammen“, teilt Ameos mit. „Wie gewohnt entnehmen die behandelnden Ärzte des Klinikums Bioptate und überführen diese nach Halle. Dort werden sie der Befundung unterzogen. Die Befunde werden online direkt in das Krankenhausinformationssystem übermittelt und erreichen das Haus sowohl zeitnah als auch in sehr guter Qualität.“

Das Klinikum in Halle biete auch innovative Techniken im Bereich der Molekularpathologie an, die Ameos nicht leisten kann. Dazu gehörten zum Beispiel Schnellschnittuntersuchungen, die telepathologisch durchgeführt werden. „Dies wird zunehmend Standard und erspart lange Transportzeiten“, so Ameos.

Ungewöhnlich sei es dabei laut eines Volksstimme-Informanten nicht, pathologische Untersuchungen auszulagern. Das sei in vielen Krankenhäusern mittlerweile gängige Praxis. Ungewöhnlich im konkreten Fall in Aschersleben sei es aber, dass die Pathologie geschlossen wurde, obwohl Personal da war.

„Bei Ameos ist es gängige Praxis, so viel wie möglich auszulagern. So werden Kosten gespart“, heißt es gegenüber der Volksstimme. „Die Mitarbeiter sind nicht mehr tarifgebunden. Es gibt zum Beispiel andere Arbeitszeiten, anderes Gehalt und andere Urlaubszeiten-Regelungen.“ Alle Zusatzleistungen müssten neu verhandelt werden.

Auslagerungen gibt es bei Ameos immer wieder. Erst kurz vor Weihnachten wurde bekannt, dass die Küche in Schönebeck Ende Juni 2021 geschlossen wird. In Aschersleben wurden nach Volksstimme-Informationen unter anderem bereits Küche, Reinigung, Sterilisation, Bau und Technik, teilweise das Sekretariat, Rezeption, Patiententransport, Physiotherapie und Ergotherapie in eigenständige Tochterunternehmen überführt.

„Zur Sicherstellung der Versorgung in der Region Ameos Ost haben wir verschiedene Bereiche der Krankenhausinfrastruktur hinsichtlich ihrer Fachkompetenz und Spezialisierung gebündelt“, heißt es von Ameos. „Rund 120 Mitarbeiter arbeiten in den Abteilungen wie Einkauf, IT, Labor- oder auch im Therapiebereich. Klares Ziel ist eine effiziente Dienstleistungsqualität für unsere Anspruchsgruppen. Wir erreichen durch diese Organisation Synergieeffekte und vermeiden einen punktuellen Fachkräftemangel an einzelnen Standorten.“

630 Mitarbeiter sind in Aschersleben direkt bei Ameos beschäftigt.