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Ortsumfahrung Neundorfer machen ernst

Die Neundorfer Bürgerinitiative will bis zum Stadtrat gehen, um eine Ortsumgehung zu fordern.

03.12.2019, 23:01

Neundorf/Staßfurt l Die Forderung nach einer Ortsumfahrung für Neundorf spaltet die Gemüter und Fraktionen im Staßfurter Stadtrat. Einige loben die Bürgerinitiative und ermuntern sie. Andere glauben, dass der Neubau so einer Straße überflüssig ist.

So unterschiedliche Reaktionen bekamen Stadtrat Fred Hänsel (Die Linke) und Martin Krause von der Bürgerinitiative Neundorf am Montagabend. Während der Stadtrat aus Neundorf die notwendigen Formalitäten vorantreibt, vertritt Krause die Forderungen der Neundorfer öffentlich.

Martin Krause hatte am Montagabend neue Zahlen dabei: 5585 Fahrzeuge hatte die Bürgerinitiative von 5 bis 19 Uhr am Donnerstag, 14. November, auf der Ortsdurchfahrt Neundorf gezählt. „Wir waren zu viert und haben uns von früh bis abends abgewechselt“, berichtet er. Ein Vergleich zeigt, dass die Zahlen der Landesbehörden (2015: 4600 Fahrzeuge pro Tag) geringer und die der Stadt (2012: 6300) höher ausfallen.

Martin Krause machte dem Ausschuss des Stadtrats am Montagabend klar, dass Verkehrslärm bei Anwohnern auch zu Hirnschäden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlafstörungen führen können. Die Straße ist so schlecht gebaut, dass Lkw die Wohnzimmer erschüttern.

Stadtrat Fred Hänsel betonte: Der Verkehr hat mit der B6/A36 stark zugenommen. Er zog mit Stadträten ins Gericht, die behaupteten, der Bäcker in Neundorf werde mit einer Ortsumfahrung keinen Umsatz mehr machen. „Wenn wir jetzt gar nichts tun, wie das einige Herren hier vielleicht möchten, dann wird auch nichts passieren.“

„Ihr müsst mit der Bürgerinitiative richtig Druck machen“, motivierte Stadtrat Johann Hauser (FDP) die Neundorfer. Stadtrat Ralf-Peter Schmidt (UBvS) gab ihnen den Hinweis, dass sie auch eine Petition beim Landtag starten können. Immerhin müsste das Land Sachsen-Anhalt die Ortsumgehung zahlen und planen.

Matthias Büttner (AfD)versprach, als Landtagsabgeordneter die Ortsumfahrung im Landtag zum Thema zu machen und die Neundorfer dorthin einzuladen.

Zur skeptischen Seite gehörte Hans-Jürgen Lärz (CDU): „Die Bürgerinitiative soll mal machen und dann sehen wir weiter. Ich habe nichts dagegen, aber wir müssen auch Prioritäten setzen“. Siegfried Klein (CDU) meinte, die Neundorfer Ortsdurchfahrt sei tatsächlich schlecht, aber man solle den Ball flach halten. Man müsse auch die positiven Seiten sehen, nämlich, dass im Ort eine andere, die Rathmannsdorfer Straße, saniert wurde und so die Lebensqualität gestiegen sei.

Ulrich Leubeling (Grüne) meinte: „Was ist denn mit den Menschen in Staßfurt?“ Denen könne man keine Ortsumfahrung bauen. Seine Idee, die Stadt könne den Bürgern doch Lärmschutzfenster finanzieren, erntete Gelächter.

Fest steht für Martin Krause: „Wir kämpfen weiter“. Er und seine Mitstreiter werden beim Stadtrat am 19. Dezember vor Ort sein und Druck machen. Dann soll der Stadtrat nämlich den Beschluss fällen, dass sich der Oberbürgermeister für eine Ortsumfahrung Neundorf einzusetzen hat. Und eine Entscheidung von vor zirka 15 Jahren, dass keine Ortsumfahrung gebaut werden soll, soll zurückgenommen werden.

Damals hatte man schon eine Ost- und eine Westvariante der Umfahrung im Visier. Bei der West-Variante (zwischen Staßfurt und Hecklingen) würde die Staßfurter Altstadt noch mehr Verkehr bekommen. Favorit war deshalb die Ost-Variante. Diese könnte an der noch freien Anschlussstelle am Kreisverkehr Liethe in Staßfurt beginnen und sowohl für Neundorf auch als für Rathmannsdorf als Ortsumfahrung Richtung Süden und A 36 führen.