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Umwelt Mysteriöser Staub: Druck auf Aufklärer erhöht

Nach einer Vorort-Besichtigung drängt Staßfurts Oberbürgermeister Sven Wagner (SPD) auf Aufklärung bei Rostablagerungen in Staßfurt.

Von Enrico Joo 23.09.2020, 07:52

Staßfurt l Mehrere Werkstätten hat Frank Winkler schon abgeklappert. Sachverständige haben sich sein Auto genau angeschaut und den Schaden analysiert. Während die eine Werkstatt einen Schaden von 1022 Euro festgestellt hat, waren es bei einer freien Werkstatt sogar über 3000 Euro. Wie viele andere Bewohner im Staßfurter Friedensring hat auch Winkler mit den rostigen Ablagerungen auf seinem Auto zu kämpfen. „Ich habe das im Laufe des letzten Jahres festgestellt, als ich das Auto winterfest machen wollte. Der Lack war ganz stumpf“, sagt er. Er drängt darauf, dass der Verursacher festgestellt wird, damit er diesen anzeigen kann.

Winkler hat ein weißes Auto, daher ist der Schaden besonders deutlich zu sehen. Auch schon 2014/2015 war sein damaliges schwarzes Auto betroffen. Die jetzigen Rostablagerungen wären sogar mehr geworden. „Auch neuere Autos sind betroffen“, so Winkler. Was dafür spricht, dass es kein einmaliges Phänomen ist, sondern der Staub immer wieder auftritt.

Wer ist der Verursacher? Ist es der gleiche wie vor fünf Jahren, als der „Staub“ erstmals auftrat? Das Landesverwaltungsamt untersucht das Phänomen bisher erfolglos. Damit die Untersuchungen nicht wie vor fünf Jahren im Sand verlaufen, macht sich nun auch Staßfurts Oberbürgermeister Sven Wagner (SPD) für die Anwohner stark. Der Stadtchef kam der Bitte von Stadtrat Matthias Büttner (AfD) nach, der im Stadtrat um eine Begehung mit Wagner gebeten hatte. Vergangene Woche Mittwoch schritten Wagner und Büttner die Straßen rund um Friedensring und Förderstedter Straße ab.

„Ich hatte mir bereits vor fünf Jahren ein Bild gemacht und war auch jetzt sofort bereit dafür“, sagt Wagner. „Wichtig war es, mit den Anwohnern ins Gespräch zu kommen. Ich verstehe die Betroffenen.“ Auch Wagner hat ganz viele kleine Rostflecken auf einigen Autos festgestellt. „Es muss verhindert werden, dass der Staub auf das Eigentum der Bürger niedergeht und Schäden anrichtet. Damit kann man nicht leben. Ich dränge auf eine zeitnahe Untersuchung“, so Wagner.

Der Oberbürgermeister will in den nächsten Tagen das Landesverwaltungsamt anschreiben und zu Aufklärung und Untersuchungen auffordern. „Ich möchte in den nächsten vier Wochen ein Ergebnis haben“, sagt Wagner. Spekulationen über den möglichen Verursacher des Staubs will er aber nicht befeuern.

Matthias Büttner freut sich über das Engagement des Stadtchefs. „Es ist klar, dass wir das Problem nicht von heute auf morgen in den Griff bekommen. Aber es muss mehr Druck auf die Behörden ausgeübt werden. Die Menschen vor Ort waren jetzt froh, dass sie Zuspruch durch den Oberbürgermeister bekommen haben. Ich muss ihn da loben und begrüße es, dass er meiner Bitte nachgekommen ist“, sagt Büttner.

Mittlerweile hat Büttner Informationen bekommen, dass auch Anwohner in der Von der Heydt Straße betroffen wären, die ein paar Hundert Meter vom Friedensring und der Förderstedter Straße entfernt liegt. Möglicherweise sind also noch viel mehr Anwohner in Staßfurt von den rostigen Ablagerungen betroffen, die auch an Gartenstühlen, Fenstern oder Pools festgestellt wurden.

Der AfD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat und Landtagsabgeordnete Büttner hat unterdessen Blankoschreiben entwickelt, damit Betroffene bei der Polizei Anzeige erstatten können. Über eine Firma, die nicht genannt werden möchte, hätte es bereits einen Rücklauf von 21 Anzeigen gegeben. Im Friedensring will Büttner weiter die Bürger informieren. „Das wird eine große Nummer. Ich rechne damit, dass es nicht weniger als 50 Anzeigen werden“, sagt er.

Als Mitglied im Aufsichtsrat der Wohnungs- und Baugesellschaft Staßfurt mbH (Wobau) hat er auch die Wobau, die im Friedensring die meisten Wohnungen anbietet, auf die Problematik hingewiesen. „Wir müssen das Stück für Stück aufarbeiten. Das wird ein Marathon“, sagt Büttner.

In einem nächsten Schritt will der Politiker, der selbst im betroffenen Bereich wohnt, demnächst eine Bürgerversammlung auf die Beine stellen. Zusammenhalt solle hergestellt werden. „Viele Leute merken gar nicht, dass ihr Auto beschädigt ist“, so Büttner.