1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Staßfurt
  6. >
  7. Wer sucht die Verursacher?

Umweltverschmutzung Wer sucht die Verursacher?

Die Tendenz ist steigend. Müll wird in zunehmendem Maße wild verkippt. Umweltsünder sind dieser Tage häufig in Groß Börnecke unterwegs.

23.02.2020, 23:01

Groß Börnecke l Immer wieder ist der Ärger groß, wenn Jäger in Groß Börnecke Jahr für Jahr sehen, dass Müll achtlos in der Natur abgeladen wird. Derzeit ist das ganz besonders schlimm. „Überraschungen“ lauern vielerorts, muss Kurt Glockmann mit Bedauern feststellen. Der Jäger kann auf Anhieb drei vier Stellen nennen, wo er und seine Mitstreiter vom Hegering in letzter Zeit Unrat fanden.

Erst kürzlich wurde im Revier der Börnecker Jäger an einem Radweg zwischen Winningen und Hecklingen so viel Müll illegal entsorgt, dass schwere Technik nötig war, um den Berg weg zu schaffen, erzählt der Groß Börnecker. Dabei sollen auch Adressen gefunden worden sein. Vermutungen stehen im Raum. Wie wird mit solchen Informationen, die Hinweise auf den Verursacher geben, umgegangen?

Dazu teilt die Leiterin des Ordnungsamtes der Stad Hecklingen, Marion Strecker, auf Nachfrage der Volksstimme mit, dass die Stadt Meldungen immer an die Landkreisverwaltung weitergibt. „Wir nehmen den Sachverhalt vor Ort auf und leiten ihn weiter.“ In Bernburg beginne man dann mit den Ermittlungen, ob etwas Verwertbares dabei sei. Dort werde geschaut, ob der Verursacher ausfindig gemacht und zur Verantwortung gezogen werden kann.

Der Pressesprecher des Salzlandkreises, Marko Jeschor, informiert, dass alle Meldungen illegaler Abfallentsorgungen direkt an den Kreiswirtschaftsbetrieb (KWB) als öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger des Salzlandkreises gehen. „Eine Beteiligung des Fachdienst Natur und Umwelt erfolgt nicht“, erklärt er.

Sowohl die Entsorgung als auch die Ermittlung und Verfolgung der Verursacher sowie der Einleitung von Ordnungswidrigkeits- oder Strafverfahren obliegen nach Auskunft des Salzlandkreises dem KWB.

Betriebsleiter des Unternehmens ist Ralf Felgenträger. Seinen Angaben zufolge ermitteln Mitarbeiter vor Ort. „Wir gehen davon aus, dass die Verursacher dieser illegalen Müllablagerungen in der Regel aus der unmittelbaren Umgebung stammen. Deswegen rufen wir die Bürger auf, noch wachsamer zu sein und bei Verdacht uns Hinweise zu geben“, so Felgenträger.

Die Entsorgung des Mülls taktet der KWB in seinen Routenplan ein. „Wir versuchen, den Müll stets so schnell wie möglich zu beseitigen“, sagt Felgenträger weiter. Er erklärt zudem, dass diese illegalen Entsorgungen zu Lasten der Allgemeinheit gehen, weil die zusätzlich notwendigen Aufwendungen des Kreiswirtschaftsbetriebs mittlerweile auch spürbare Auswirkungen auf die Müllgebühren hat. Zur Einordnung erklärt Felgenträger, dass jeder Gebührenzahler rund einen Euro mehr bezahlen muss. Der Entsorgungspreis lag bis Ende vorigen Jahres bei 95 Euro pro Tonne, mittlerweile beträgt er 144 Euro pro Tonne. Hinzu kommen Fahrzeug- und Personalkosten von 90 000 Euro im Jahr. „Diese Kostensteigerung müssen wir natürlich bei der Kalkulation der Gebühren berücksichtigen. Das heißt, die Allgemeinheit wird aufgrund solcher Taten stärker belastet.“

Landrat Markus Bauer (SPD) erklärt dazu: „Eine Stadt ist immer nur so schön, wie die Bürger sie machen. Wer Müll wild verkippt, muss sich bewusst sein, dass er damit im Zweifel nicht nur eine Straftat begeht, sondern auch unsere schöne Heimat verdreckt.“ Er betont, er verurteile solche Taten. „Der oder die Täter zeigen, dass ihnen weder ihre Heimat noch die Natur am Herzen liegt.“

Kurt Glockmann ärgert sich ebenfalls über die Unvernunft der Umweltsünder. Das hängt auch damit zusammen, dass er und die anderen Mitglieder vom Hegering immer wieder im Frühjahr auf eigene Faust losziehen, um ihr Revier zu säubern. Der Frühjahrsputz hat Tradition. Die Männer laden Bauschutt, Dachpappe, Sperrmüll und Co. auf ihre Hänger, um alles richtig zu entsorgen.

Aber beim Blick auf die aktuelle Bilanz der illegalen Dreckecken kann Glockmann nur mit dem Kopf schütteln. „Für solche Berge reichen unsere Hänger nicht. Da brauchen wir Kräne“, meint er. Das Ganze nehme Überhand. Da würden manche Leute ganze Garagen leer räumen – von Hausrat über Garagenmüll bis hin zu Reifen sei alles dabei. Und besonders traurig, und das kann Glockmann gar nicht oft genug wiederholen, sei, dass ein Großteil des Mülls eigentlich ganz normal über den Hausmüll oder die Bestellung von Sperrmüll entsorgt werden könnte. Nur ein ganz geringer Teil der Dinge, die aus der Natur gefischt werden, sei tatsächlich Sondermüll, kann er mit Sicherheit sagen.

Der Landkreis hat im Jahr 2018 insgesamt 449 Meldungen zu illegalen Abfallentsorgungen im Salzlandkreis registriert. In 30 Fällen konnte aufgrund von Zeugenaussagen oder anderen Hinweisen ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eröffnet werden. Die Höhe des Bußgeldes ist abhängig von der Art und der Menge der abgelagerten Abfälle. Es werden in der Regel Bußgelder zwischen 100 und 1000 Euro im Zusammenhang mit illegalen Abfallentsorgungen verhängt.