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Vandalismus Erfolgsgeschichte trotz Zwischenfalls

Die Kameras am Staßfurter Bahnhof schützen erfolgreich vor Vandalimus.

30.07.2019, 15:43

Staßfurt l Der nicht repräsentative Vorfall ärgert Sven Wagner dann doch. Eigentlich wollte der Oberbürgermeister von Staßfurt völlig zu Recht die Maßnahme am Staßfurter Bahnhof loben. Im März hatte die Stadt an den drei Aufgängen von den Gleisen sowie am Übergang zwischen den Gleisen Kameras installieren lassen. Weil der Bahnhof Hotspot für Vandalismus war, wollte die Stadt mit diesem Pilotprojekt testen, ob den Schmutzfinken und Zerstörern die Stirn geboten werden kann.

Fast fünf Monate lang war es ruhig. Keine Graffiti, kein Müll und keine eingeschlagenen Scheiben oder zerstörte Fahrstühle wurden konstatiert. „Leider hatten wir dann aber in der vergangenen Woche einen Vorfall“, sagt Wagner mit leiser Stimme. „In der Nacht von Montag zu Dienstag wurden die Glasscheiben an den Aufgängen beschädigt, sie weisen Risse auf. Dazu gab es beim Übergang Beschädigungen.“

Für die PR nach außen kommt dieser bedauerliche Vorfall zwar zur Unzeit. Aber eigentlich ändert er nichts daran, dass die Stadt Staßfurt dem Problem am Bahnhof endlich Herr geworden ist. „Seitdem die Kameras im März installiert worden, gab es bis letzte Woche keine Vandalismus-Ereignisse mehr, die Sauberkeit hat sich merklich verbessert, es gibt keine Graffiti, keinen Müll.“ Jetzt ist Wagners Stimme nicht mehr so leise. Jetzt schwingt Stolz mit. Vom kleinen Pflaster der neuesten Vorfälle mal abgesehen ist das Projekt Bahnhofsüberwachung eine Erfolgsgeschichte. „Seit März gab es keine Anzeigen mehr“, bestätigt auch Klaus Peter Schneider vom Polizeirevier Salzlandkreis.

Für 12 000 Euro hatte Staßfurt Ende 2018 die Baumaßnahmen in Auftrag gegeben. Nach verspätetem Baubeginn hatte die Firma aus Schönebeck die Hardware im Januar und Februar installiert, im März waren die Kameras dann aktiv. Das technische Know-how kam dann von den Technischen Werken. Dort laufen auch die Videoaufnahmen auf. Wobei es keine generelle Archivierung der Aufzeichnungen gibt. Die Videoaufnahmen werden erst dann zu Rate gezogen, wenn Bedarf besteht. So wie jetzt bei dem Vorfall in der vergangenen Woche. „Die zerstörten Glasscheiben werden jetzt ausgewertet. Es kommt zur Anzeige. Schade, dass das jetzt passiert ist“, sagt Sven Wagner.

Einen detaillierten Überblick über die Vorfälle am Bahnhof hat der Stadtpflegebetrieb. Fünfmal in der Woche werden die Brücke und dreimal die Treppenaufgänge gereinigt. Ein Protokoll dazu fertigt der Mitarbeiter jeden Tag an. Ingo Brüggemann, Betriebsleiter beim Stadtpflegebetrieb, blättert durch. „Im Januar und Februar gab es noch fast jeden Tag Anmerkungen mit zum Beispiel zertrümmerten Scheiben, danach gar keine mehr. Die Kameras schrecken Täter ab und zeigen Wirkung“, sagt Brüggemann.

„Dreimal war der Fahrstuhl defekt, ansonsten war alles ok.“ Brüggemann blättert um. „Auch ok.“ Nächste Seite: „Auch ok.“

Es bleibt freilich abzuwarten, ob der Vorfall in der vergangenen Woche ein Einzelfall war. Fakt ist: Durch die Aufzeichnung liegen der Polizei möglicherweise greifbare Beweise vor, die vielleicht schneller zur Ergreifung der Täter führen. Und vielleicht in der Folge auch weiter abschreckend wirken.

Dabei sind die Aufgänge und Übergänge nicht das einzige Problem am Staßfurter Bahnhof. Gerade am Vorplatz ist kein Buswartehäuschen unbefleckt. Immer wieder werden die Wände dort mit Graffiti vom 1. FC Magdeburg besprüht. Nicht nur einmal waren die Wände herausgetrennt oder eingetreten. Auch der Stadtpflegebetrieb kommt dort bei der Pflege nicht mehr hinterher. Kaum einmal von den unschönen Farbschmierereien befreit, dauert es in der Regel nicht lange bis wieder ein anonymer Fan seine falsch verstandene Liebe zum „Club“ auf diese Weise in die Welt tragen will. Ist vielleicht sogar die Überwachung an den Übergängen nur der Anfang?

Selbst wenn die Stadt wollte: Sie darf nicht. Denn das Gelände gehört der Bahn. „Auch sonst gibt es in Staßfurt keine Überlegungen in dieser Richtung“, sagt Oberbürgermeister Sven Wagner. Vorerst bleibt die Überwachung am Bahnhof ein Pilotprojekt.