Shuttle-Services dürfen Terminal in Cochstedt nicht anfahren Airport bremst Bus-Unternehmen aus
Es gibt Streit beim Airport Magdeburg-Cochstedt. Der Flughafenbetreiber hat privaten Park- und Shuttle-Services, die sich um Cochstedt etabliert haben, den Zutritt zum Terminal verboten (Volksstimme berichtete). Die Fahrer dürfen ihre Gäste jetzt nicht mehr direkt zum Terminal fahren und von dort abholen. Diese empfinden den "Rausschmiss" als Angriff auf ihr Geschäft.
Cochstedt. Sabine Ziegler betreibt seit Mai 2011 in Groß Börnecke einen Park- und Shuttle-Service für den Airport Magdeburg-Cochstedt, der der dänischen Airport Development A/S gehört. Fast täglich bringt sie Fluggäste, die ihre Autos auf ihrem Parkplatz abstellen, zum Airport und holt sie nach Beendigung ihrer Reise wieder ab. Sechs Minuten dauert die Shuttlefahrt im Kleinbus. Ihre Kunden kommen aus ganz Deutschland und wollen in Cochstedt vor allem die billigen Preise der Ryanair-Flüge nach Alicante, Girona, Malaga und Gran Canaria nutzen. "Ich fahre täglich außer dienstags zwischen ein bis drei Mal Einzelgäste bis hin zu Familien zum Flughafen", erklärt Ziegler ihr Geschäft.
Im Juli erhielt Sabine Ziegler wie weitere Park- und Shuttle-Betreiber aus der Region ein Schreiben des Rechtsanwaltes der Flughafengesellschaft Magdeburg/Cochstedt mbH. Ihr wird darin untersagt, die Privatstraßen des Flughafengeländes zu nutzen. Ein angehängter Lageplan weist die Straßen direkt am Terminal als Privatgelände aus. In einem weiteren Schreiben vom 4. August erfolgt dann die Untersagung der kommerziellen Nutzung, das heißt das Betreten des Geländes zum Bringen oder Abholen der Kunden direkt vom Terminal.
Jetzt setzen Silvia Ziegler und ihre Kollegen die Fahrgäste vor dem Schild "Privatgelände" ab und winken sie beim Wiederabholen von dort aus heran. "Ich fühlte mich vor die Tür gesetzt", sagt Sabine Ziegler. Sie empfand die Aufforderung als "Rausschmiss". Es handelt sich zwar nur um 150 Meter, die die Gäste jetzt alleine laufen müssen, jedoch ist dies für Familien, ältere Menschen und mit viel Gepäck problematisch. "Bei Regen oder Unwetter muss ich zusehen, wie sich meine Kunden mit dem Gepäck abquälen und kann sie nur zu mir heranwinken."
Bei Kunden stößt Regelung bitter auf
Das sei ein harter Schlag für das Geschäft der Parkunternehmen der Region, die immerhin ein öffentliches Interesse mit dem Parkplatzgeschäft befriedigen würden.
Auch Enrico Bahr, der den Shuttleservice "parken24" in Schneidlingen betreibt, sagt: "Bei unseren Kunden stößt es bitter auf, dass wir sie nicht zum Terminal bringen. Nur solange das Wetter nicht schlecht ist, spielen die Kunden dabei noch mit." Er sehe Reisebusse und Taxifahrer bis zum Terminal vorfahren, kleine Unternehmen wie ihn aber bremse man aus. "Dabei hieß es doch immer, es sollen sich Firmen aus dem Umkreis mit ansiedeln", so Bahr. "Die Kunden haben ein Recht darauf zu wählen, wie sie zum Flughafen kommen und natürlich auch darauf, angemessen bedient zu werden", ärgert sich Ziegler über die Handhabung vor Ort. Von der wirtschaftlichen Stärke des Flughafens sollten auch Unternehmer der Region profitieren können, meint sie. "Schließlich wurde der Flughafen mit den Steuergeldern aller finanziert."
Die externen Park- und Shuttle-Services werden von den Kunden des Billigfliegers Ryanair wegen der geringeren Preise genutzt. Dies scheint dem Flughafenbetreiber ein Dorn im Auge zu sein. Das Parken auf dem flughafeneigenen Parkplatz kostet pro Woche 39 Euro mit Voranmeldung und 59,50 Euro ohne Voranmeldung.
Bei Sabine Ziegler sind es 18 Euro die Woche, bei ihren Mitbewerbern "Park Fly" in Egeln 27 Euro und bei "Parken24" in Schneidlingen 19 Euro pro Woche. Jens Fensterer aus dem Kyffhäuserkreis, der am Donnerstag von Las Palmas zurückkam, wählte den Groß Börnecker Parkplatz wegen des niedrigen Preises und der Sicherung durch Zäune, sagte der Reisende vor Ort.
Deshalb sieht sich Sabine Ziegler mit "Park Shuttle" als Ergänzung zum Flughafenparkplatz an, nicht als Konkurrenz. Andersherum möchte sich die Flughafengesellschaft die Einnahmen aus dem eigenen Parkplatzgeschäft sichern. So gab der Geschäftsführer des Airports, Uwe Hädicke, auf Volksstimme-Nachfrage die Parkplatzeinnahmen als fest einkalkulierten Teil des Flughafenbetriebs an. Verzeichne man hier Verluste, hingen daran wiederum Arbeitsplätze und die Zukunft des Airports. "Immerhin bauen diese Personen ihr Geschäft auf unsere Leistung auf", sagt Hädicke, dies sei nicht selbstverständlich.
"Grundsatzurteil um die Ohren hauen"
Die Shuttle-Service-Betreiber haben versucht, mit dem Flughafenbetreiber ins Gespräch zu kommen, warten bis heute auf eine Reaktion. "Bis 10. September wollen wir das Gespräch mit jedem einzelnen suchen", sagt Hädicke über die "Parkplatz-Konkurrenz". Derzeit schaue er sich an, wie andere Flughäfen solche Konflikte in Angriff nehmen. Man erwarte Angebote der Shuttleservices, so Geschäftsführer Uwe Hädicke.
In Berlin-Tegel ist man beim Shuttleservice "McParking" entsetzt über die Methoden in Cochstedt. "Man sollte denen das Grundsatzurteil über den Flughafen Frankfurt/Hahn um die Ohren hauen", so Reinhard Geiger aus dem McParking-Büro. Ein Flughafen, ob privat oder nicht, dürfe niemanden am Zutritt hindern. Der Flughafen Berlin-Tegel steht auch auf Privatgelände, "die Privatstraßen eines Flughafens sind aber öffentlich gewidmet", sagt Flughafensprecher Ralf Kunkel. "Außerdem ist der Fahrservice für unsere Passagiere doch in unserem Sinne."