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Umbau Alte Grundschule in Schneidlingen an Unternehmer verpachtet

Schneidlingen fehlt ein sozialer Treffpunkt. Das soll sich ändern, sagt ein Verein. Er wird die alte Grundschule pachten und möchte daraus einen Ort der Begegnung machen. Die Stadt hat sich von dem Objekt getrennt. Die Veräußerung ist jetzt in Sack und Tüten.

Von Nora Stuhr 13.05.2021, 13:48
So sieht das Gebäude in Schneildingen aus. Seit elf Jahren steht es leer.
So sieht das Gebäude in Schneildingen aus. Seit elf Jahren steht es leer. Foto: Nora Stuhr

Schneidlingen - Seit Jahren schlummert die alte Schule in Schneidlingen im Dornröschenschlaf. Ihre Schließung war für viele im Ort ein schmerzlicher Einschnitt. Umso erfreulicher sind aktuelle Pläne, das Objekt zu einem Mehrgenerationenhaus „wach zu küssen“. Dass das auch gelingt, wird immer wahrscheinlicher. Planer des Vorhabens sind ihrem Ziel jetzt einen Schritt näher gekommen.

Die Immobilie hat ihren Besitzer gewechselt und wurde von der Stadt Hecklingen verkauft. Dieser formelle Akt war für die Initiatoren des Projektes nötig, um dem Gebäude wieder Leben einzuhauchen.

Neuer Eigentümer ist ein Privatmann

Neuer Eigentümer ist der Schneidlinger Bauunternehmer Mario Zimmermann. Er bestätigte im Gespräch mit der Staßfurter Volksstimme, dass er die alte Schule erworben hat und wie geplant an den Verein „Hecklingen gemeinsam Zukunft gestalten“ verpachten wird. Dieser steht hinter der gesamten Initiative und hatte die Idee dazu. Die Veräußerung ist jetzt auch notariell bestätigt. Das hatte nach einer Verzögerung noch ausgestanden

Mario Zimmermann will nun zusammen mit den Mitgliedern weiter beraten, um die Finanzierung noch konkreter zu organisieren.

Die Vorbereitungen befinden sich schon auf einem aussichtsreichen Weg. Chancen auf Geld aus dem Leader-Fond der Europäischen Union und des Landes Sachsen-Anhalt zur Förderung des ländlichen Raums stehen gut. Der Verein hatte Verantwortlichen vor Ort kürzlich erfolgreich sein Projekt präsentiert. Das traf auf Zuspruch.

Der Umbau der alten Schule zum Mehrgenerationenhaus wurde mit einer hohen Wichtigkeit bewertet. In Aussicht stehen damit rund 93.000 Euro aus dem Leader-Topf. Insgesamt sollen rund 124.423 Euro investiert werden. Weitere Mittel wurden auch schon über Spenden akquiriert. Hinzu kommen Preisgelder, die der 2019 gegründete noch junge Verein gewonnen hat. Dazu zählt etwa der Demografiepreis des Landes Sachsen-Anhalt 2020. Dafür gab es 1500 Euro.

„Im Ort fragen noch viele Bürger, was wir mit dem Haus konkret planen“, weiß Ortsbürgermeister Martin Zimmermann (SPD). Er ist ebenfalls im Vereinsvorstand aktiv und hat der Volksstimme eine Audio-Präsentation zur Verfügung gestellt.

Kochen, Kino, Experimente Fahrradwerkstatt und Co.

Referent des Vortrags ist Vereinschef Marco Berger. Er erklärt, dass das Haus mit einem völlig neuen Raumkonzept teilsaniert werden soll.

Geld müsste unter anderem in das Dach und die Erneuerung der Heizung fließen. Außerdem soll Inventar angeschafft werden.

Damit können dann Angebote ermöglicht werden. Back- und Kochkurse, Seminare, Infoveranstaltungen, regelmäßige Kurse zur digitalen Bildung für Senioren, Kinoabende mit Popcorn und neuen Filmen für Kinder und Jugendliche sollen jeweils extra dafür geschaffenen Zimmern stattfinden. Eine neue Küche, ein Seminarraum, eine Fahrradwerkstatt mit integriertem Kreativbereich, ein Experimenteraum für Schüler – all das sieht das neue Raumkonzept vor.

Der Verein hat Kontakt mit potenziellen Partnern aufgenommen. Schule, Kita, Landfrauen, andere Verein im Ort, Klusstiftung – Jung und Alt sollen zusammenkommen. All das macht Bergers Präsentation deutlich.

Er spricht von einem Ort der Begegnung, der die Brücke zwischen den Generationen schlägt und einem sozialen Treffpunkt mit Angeboten für junge und ältere Leute, für Menschen mittleren Alters, kurzum für alle.

„Es ist eine ganze Menge geplant, um alle Akteure im Ort und in Hecklingen mit einzubinden. Es geht darum, die Auslastung zu optimieren, denn damit steht und fällt der Erfolg“, sagt er. Zum Haus selbst erklärt er, dass dieses seit dem Auszug der Schule im Jahr 2010 leer steht.

Seiner Einschätzung nach befindet es sich in einem „mittleren Zustand“. Berger macht darauf aufmerksam, dass das Gebäude auch in einem Zukunftskonzept benannt wird.

Das Papier hat sich die Stadt vor einiger Zeit von einer Beraterfirma aufstellen lassen. Es zeigt, wo Potenziale schlummern und was in der Kommune angepackt werden sollte, damit es nicht zum Stillstand kommt. „Darin wird die Schule als potenzielles Gebäude für ein Dorfgemeinschaftshaus benannt“, so Berger.

Lob aus dem Hecklinger Rathaus

Die klamme Stadt Hecklingen kann sich das aber nicht leisten. Bei Bürgermeister Uwe Epperlein (Wählergemeinschaft Hecklingen) stoßen die Pläne daher auf Zuspruch. Er spricht von einem „richtig guten Projekt“. Das sei nur zu befürworten. Dass sich junge Leute gefunden hätten, die Verantwortung übernehmen, wertet er als Vorteil. „Weil Schneidlingen einen Anlaufpunkt erhält. Das sind Leistungen, die wir als Stadt gar nicht finanzieren können. Großartig“, so Epperlein.

Er kommt auf eine zurückliegende Arbeitsgruppensitzung zu sprechen. Verantwortliche, die sich um Geld aus dem Leader-Fördertopf für die Region bemühen, hatten die Idee auf den ersten Platz einer Projekte-Rangliste gesetzt.

Vereine, Städte, Kommunen, Initiativen, private Leute – sie alle können sich um Mittel bewerben. Dass Schneidlingen an erster Stelle steht, sieht Epperlein „als Zeugnis für ein sehr gutes Projekt. Dem kann ich mich zu 100 Prozent anschließen“, sagt er.