Legale Graffiti-Möglichkeit Bitte nur noch an dieser Stelle in Staßfurt sprayen?
Im Stadtrat wird über eine legale Alternative für Graffiti-Sprayer diskutiert. Ein Ziel hinter dem Antrag ist, dass Hauswände und öffentliches Eigentum sauberer bleiben sollen.

Ist Sprayen illegal?
Staßfurt. - Die Kästen der Strom- und Internetverteiler, die Verkehrszeichen, viele Hauswände – Staßfurts Kernstadt ist im Moment überall blau-weiß. Fans des 1. FC Magdeburg haben sich vor Wochen groß mit Sprayfarbe und Tape ausgetobt. Aber wer durch Staßfurt, oder jede andere Stadt spaziert, sieht es überall: Graffiti in allen Farben und Formen. Sie sind immer wieder Grund für Unmut und die Reinigungskosten immer wieder Thema der Verwaltung.
Aber wie illegal ist das Sprayen? Das kommt ganz darauf an, wie und wo es gemacht wird. Theoretisch sind Graffiti mit Einverständnis des Eigentümers sowie an von der Stadt genehmigten Zonen erlaubt – die es in vielen Städten wie Halle und Magdeburg schon längst gibt. Ohne Einverständnis gelten Graffiti in Sachsen-Anhalt aber als Sachbeschädigung, die mit Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren geahndet werden kann. Hinzu können weitere Strafbestände wie Hausfriedensbruch kommen.
Kreative Entfaltung fördern
Nicht jedes Graffito (Singular von Graffiti) ist aber gleich eine „Verunstaltung“. Die Sprayfarbe an sich ist nur das Medium, den Ausdruck bestimmt der Künstler. So können auch aus Spraydosen ästhetische Kunstwerke entstehen.
Das Thema einer legalen Graffiti-Möglichkeit wurde kürzlich in mehreren Ausschüssen diskutiert und steht auf der Tagesordnung im kommenden Stadtrat. Die AfD brachte das Thema ein und möchte, dass die Stadt legale Möglichkeiten für Graffiti-Künstler schafft.
Spezifische Flächen sind noch nicht vorgesehen und müssten noch „im öffentlichen Raum identifiziert werden“, heißt es im Antrag. Mit drei Vorteilen untermauert die AfD den Antrag: Einerseits sollen die legalen Flächen zur Vandalismusprävention beitragen. Außerdem werde den Sprayern damit Raum zur kreativen Entfaltung gegeben. „Die Schaffung legaler Graffiti-Flächen kann ein positives Signal an die Jugend senden, indem kreative und legale Ausdrucksformen gefördert werden.“ Der Antrag geht noch einen Schritt weiter: „Zudem können Workshops und Projekte zur Förderung der Jugendkunst initiiert werden.“

Positive Resonanz
Im Sozialausschuss meinte die Vorsitzende Ines Rasehorn (AfD) als Einbringerin des Antrags: „Damit geben wir Graffitikünstlern eine Chance, an verschiedenen Wänden vernünftige Graffiti darzustellen. Damit könnten wir Beschmierungen vermeiden. Ob das gelingen wird, wissen wir nicht. Aber es ist ein Versuch.“ Matthias Büttner (AfD) räumte im Ausschuss für Stadtentwicklung ein, dass Graffiti dadurch wahrscheinlich nicht gänzlich das Stadtbild verlassen würden, aber „es könnte eine Entlastung sein“. Klaus-Dieter Stops (CDU) schlug daraufhin vor, Sprayer direkt anzusprechen. „Wir könnten vermitteln, dass wir ihnen einen Raum bieten wollen.“
Peter Rotter (CDU) reagierte offen: „Flächen haben wir dafür genug. Vielleicht könnten wir Schmierereien entgegenwirken.“
Es muss konkreter werden
Bürgermeister René Zok (CDU) trat als Spielverderber auf. „Eine Eindämmung illegaler Graffiti wird nicht erreicht werden“, sagte er. Er wies zudem daraufhin, dass es konkreter werden müsste. „Es müssten Flächen benannt werden, die in Frage kommen“, so Zok. Dazu müsste man sich als Stadträte und Verwaltung verständigen.
Ralf-Peter Schmidt (UBvS) merkte noch an, dass Graffiti auch ein Thema offener Kinder- und Jugendarbeit ist und ebenfalls in diesem Rahmen besprochen werden könnte.
Im Ausschuss für Stadtentwicklung wurde der Antrag zurückgezogen, um ihn im Sozial- und im Kulturausschuss zu besprechen. Im Sozialausschuss kam das Thema letztendlich gut an. Sechs Stadträte empfahlen dem Stadtrat die Zustimmung. Es gab eine Enthaltung. Im Kulturausschuss wurde einstimmig für den Antrag gestimmt. Am morgigen Donnerstag stimmt der Stadtrat ab.