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Gymnasium Egeln „Das ist kein Fest, sondern eine Trauerfeier“

91 Jahre nach seiner Gründung ist das Egelner Gymnasium für immer geschlossen worden.

Von René Kiel 24.06.2016, 20:14

Egeln l Zum Schluss gab es ein Schulfest: Zu dieser Abschiedsfeier waren auch zahlreiche ehemalige Schüler gekommen. Sie nutzten die wahrscheinlich letzte Möglichkeit, Teilbereiche des zuletzt als Außenstelle des Dr. Frank-Gymnasiums Staßfurt geführten Hauses noch einmal anzuschauen und dabei in Erinnerungen zu schwelgen.

Mit dem Beginn des neuen Schuljahres werden dann alle Gymnasiasten aus der Verbandsgemeinde Egelner Mulde sowie aus den Ortsteilen der Stadt Hecklingen, Groß Börnecke, Cochstedt und Schneidlingen, zum Unterricht nach Staßfurt fahren. Das sind nach Mitteilung der Verbandsgemeinde rund 220 Schüler.

Mit dabei war am Mittwochnachmittag auch der langjährige Vorsitzende des Fördervereins des Egelner Gymnasiums, Peter May. „Das ist für mich heute kein Schulfest, sondern eine Trauerfeier“, sagte der Egelner. Die Schließung dieses traditionellen Bildungsstandortes bezeichnete er als großen Verlust für die Egelner Mulde. „Es stand von Anfang an fest, dass das Gymnasium Egeln geschlossen wird“, so May. Der Kampf der Eltern und der Kommunalpolitiker zur Rettung dieses Standortes sei nicht von Erfolg gekrönt gewesen.

An die Nieren ging die bevorstehende Schließung auch Peter Mays Frau Astrid, die wie ihr Mann und ihre drei Kinder in der Lindenstraße in Egeln ihr Abitur abgelegt hatte. „Ich bin hierher gekommen, um Abschied zu nehmen“, sagte die Egelnerin, die 14 Jahre lang auf ehrenamtlicher Basis als Schulelternratsvorsitzende des Gymnasiums tätig war.

Zu den zahlreichen Gästen gehörten auch der Verbandsgemeinde-Bürgermeister Michael Stöhr (UWGE) und Bornes Bürgermeister Sven Rosomkiewicz.

Für die Unterhaltung der Besucher sorgte DJ Jörgy Werner aus Groß Börnecke. Er kündigte auch die Versteigerungen an, bei denen die Gäste nicht mehr benötigtes Inventar des Gymnasiums erwerben konnten. Da kamen Vasen, Bilder oder andere Dinge, die einst von den Gymnasiasten angefertigt wurden, unter den Hammer.

Die 1995 zum 70-jährigen Bestehen des Gymnasiums erschienene Festschrift wurde für einen Euro veräußert. Alte Postkarten von Egeln sowie CDs der Chöre des Gymnasiums waren bereits für 50 Cent pro Stück zu haben. Diese seltene Gelegenheit, ein Andenken aus diesem Haus mit nach Hause zu nehmen, ließen sich viele Besucher nicht entgehen.

Auf dem Schulhof konnten sie sich anschließend bei Kaffee und Kuchen, Eis oder Herzhaftem vom Grill stärken.

Um 18 Uhr startete dann ein Umzug, angeführt vom Spielmannszug Tarthun, vom Gymnasium zum Egelner Marktplatz. Zuvor ließen die ehemaligen Schüler symbolisch für jedes der 91 Jahre des Bestehens des Gymnasiums einen Luftballon in den blauen Sommerhimmel aufsteigen.

„Ein falscher, unnötiger, unverständlicher und trauriger Anlass, der die über 90-jährige gymnasiale Ausbildung in Egeln beendet.“

Gestern Abend trafen sich ehemalige und Noch-Lehrer des Gymnasiums zum traditionellen Umtrunk am Brunnen auf dem Markt mit Bürgermeister Reinhard Luckner (UWGE).

Chorleiter Ralf Schubert lädt alle ehemaligen Chormitglieder heute um 19.30 Uhr in die „Wilde Zicke“ in Egeln ein. Auch er sieht die Schließung des Gymnnasiums kritisch. „Ein falscher, unnötiger, unverständlicher und trauriger Anlass, der die über 90-jährige gymnasiale Ausbildung in Egeln beendet. 25 Jahre konnten wir uns in der ,Bildungsrepublik‘ BRD behaupten – nun ist Schluss“, bedauert Schubert, der wesentlichen Anteil an der musischen Ausrichtung des Gymnasiums Egeln hatte.