Natur Elf Pferde pflegen seltene Salzwiesen bei Hecklingen
Der Naturschutzbund Köthen kümmert sich um die bedeutendste Binnenlandsalzstelle Mitteleuropas in Hecklingen. Elf halbwilde Konik-Pferde halten die Salzwiesen kurz.

Hecklingen. - Die Salzstelle in Hecklingen, bei der es sich laut Landesverwaltungsamt um eine der bedeutendsten und wissenschaftlich am gründlichsten untersuchten Binnenlandsalzstellen Mitteleuropas handelt, war am späten Freitagnachmittag Ziel einer fachkundigen Führung des Naturschutzbundes (Nabu) Köthen. Zu dieser Veranstaltung „Salzwiesen vor der Haustür“ waren auch interessierte Naturfreunde gekommen, die mehr wissen wollten über das nicht so leicht zugängliche Gebiet am Ortsrand.
Die Ankündigung in der Volksstimme weckte das Interesse von Antje Mandel, an dem Spaziergang teilzunehmen. „Ich interessiere mich sehr dafür“, sagte die Staßfurterin, die als Lehrerin an der Kastanienschule in Aschersleben unterrichtet. Von daher täte es gut, sich zu informieren, meinte sie. Sie konnte dafür auch ihre Freundin Waltraut Graefe aus Löderburg begeistern. Die fand es gut, dass es dazu eine Führung gab. „Diese Möglichkeit ist ja sehr selten“, sagte die Seniorin.
Seit 1926 unter Naturschutz
Der Vorsitzende des Nabu-Regionalverbandes Köthen, Frank Unger, ist mit seinen Mitstreitern sehr stolz auf das Naturschutzgebiet „Salzstelle“ in Hecklingen, das seit 1926 unter Schutz steht und damit eines der ältesten in Deutschland ist. „In den vergangenen Jahren drohte es wegen einer nicht mehr ausreichenden Pflege oder Nutzung tatsächlich verloren zu gehen, insbesondere die wertgebenden Arten“, sagte er der Volksstimme und fügte hinzu: „Der Nabu Köthen mit seiner Tochterfirma, der Primigenius gGmbH, hat sehr große Erfahrungen in Beweidungsprojekten mit halbwilden Konik-Pferden, und deswegen sind wir auch angesprochen worden ganz aktiv von ortsansässigen Naturschützern, ob wir uns um dieses Naturschutzgebiet bemühen können.“ Jetzt seien die Primigenius-Pferde in Hecklingen und beweiden die Flächen, so dass bestimmte, sehr salzliebende Arten wie zum Beispiel die Strandaster oder der Queller, für die dieses Naturschutzgebiet geschaffen worden sei, wieder „sichtbar“ werden.
„Wir sind der Überzeugung, dass sich das bewährt hat, weil die Pferde aktiv, zum Beispiel in total verschilfte Bereiche reingegangen sind, wo diese wertgebenden Arten drohten, verloren zu gehen“, sagte Frank Unger. „Wir glauben, das ist sehr erfolgreich und haben auch örtliche Unterstützung, um reagieren zu können. Denn es nützt nichts, da Tiere hinzustellen und fressen zu lassen. Wir müssen das steuern“, so der Chef des Nabu-Regionalverbandes.
Einsatz der Pferde erfolgreich
Der Einsatz der elf Pferde, die seit Juni des vergangenen in Hecklingen sind, ist auch nach Einschätzung von Dr. Stefan Reinhard, dem Geschäftsführer der Primigenius gGmbH, dem die Tiere gehören, erfolgreich. Sie waren im Winter weggeholt worden und sind seit dem Frühsommer wieder im Naturschutzgebiet. „Wir machen das, solange wir das mit dem Wasser hinkriegen. Das Problem ist, dass es in den Salzwiesen kein richtiges Trinkwasser für die Tiere gibt. Deshalb müssen wir jede Woche fahren. Solange wir das durchhalten und die Pferde zurecht kommen, bleiben sie hier“, sagte er. Das Tochterunternehmen des Nabu betreibt eine ganzjährige Weidehaltung ohne Stall und ohne Zufütterung bis auf schwere Notlagen und auch ohne Medikamente.
„Das Ziel ist die Landschaftspflege und nicht die Tierhaltung und Fleischerzeugung. Die Pferde sollen das wegfressen, was eigentlich zu viel ist. Die Salzwiesen sind darauf angewiesen, dass sie frei gehalten werden von der Vegetation, die das Wachstum der Zielpflanzen behindert. Das sind hier im ganz Wesentlichen das Schilf und andere Gräser, die von den Nährstoffeinträgen profitieren“, sagte der Geschäftsführer.
Und auf die Frage, ob nicht die Gefahr besteht, dass die Pferde die salzhaltigen Pflanzen abfressen, teilte Dr. Stefan Reinhard mit: „Sie lieben das bisschen Salzhaltige, das mögen sie gern. Deswegen müssen wir die Flächen, wenn es soweit ist, auskoppeln. Da kommt dann ein Zaun drumherum, und dann fressen sie außen rum. Das ist unsere Aufgabe, das zu steuern.“
Das wird von örtlichen Naturschützern, wie zum Beispiel Veronika Thiemann und Peter Schmidt aus Hecklingen, unterstützt. „Das ist immerhin ein Naturschutzgebiet und ich habe Bienen, die sind auch im Naturschutzgebiet. Das passt wunderbar zusammen. Die Pferde halten alles kurz, damit alles schön blühen kann und das Schilf nicht so hochkommt“, sagte Peter Schmidt.

Wie Frank Unger betonte, leistet der Nabu mit seinem Engagement in Hecklingen einen aktiven Beitrag zum Naturschutz. Er und Christian Bank aus Staßfurt, der 2001 zusammen mit Dietmar Spitzenberg für die Fachgruppe Faunistik und Ökologie Staßfurt zu diesem Naturschutzgebiet die Broschüre „Die Salzstelle Hecklingen – Darstellung einer der derzeit bedeutendsten Binnenlandsalzstellen in Deutschland“ herausgegeben hat, führten am Freitag durch das Naturschutzgebiet.
Von der Politik erwarten die Naturschützer, dass der Artenschutz im Alltagsgeschäft nicht untergeht. „Ich denke nur an Windkraft oder das am Freitag beschlossene Planungsbeschleunigungsgesetz, wo der Artenschutz de facto keine Rolle mehr spielt. Das ist eine Forderung, die der Nabu schon seit langem führt, den Artenschutz selbst bei solchen drängenden Problem wie Klima- und Planungsfragen eben nicht unter den Tisch fallen zu lassen“, sagte Unger.