In Würde Sterben Finanzierung für Palliativ-Einheit in Staßfurt unsicher
Wie Träger einer palliativen Kleinst-Einheit, also eine würdevolle Sterbebegleitung, in Staßfurt noch immer um deren Finanzierung kämpfen müssen.

Enrico Joo - Staßfurt
Der 3. August war für die Stiftung Staßfurter Waisenhaus und die Pfeifferschen Stiftungen ein Tag des Rückblicks. An diesem Tag war es genau ein Jahr her, dass im Pflegeheim „Dr.-Otto-Geiss-Haus“ in Staßfurt Nord eine palliative Kleinst-Einheit angeboten wird. In drei umgebauten Räumen können sich schwer kranke Menschen in den letzten Wochen, Tagen oder Stunden professionell rund um die Uhr begleiten lassen. Die Menschen sind so krank, dass sie nicht wieder gesund werden können. Aber sie wollen in Würde sterben, umgeben von lieben Angehörigen und mit medizinischer Betreuung. Das ist im „Dr.-Otto-Geiss-Haus“ seit nun über einem Jahr möglich.
Angebot gut etabliert
„Das Angebot hat sich gut etabliert“, sagt Anja Birnbaum, Einrichtungsleiterin im „Dr.-Otto-Geiss-Haus“. Der Bedarf sei gewachsen. Sechs eigens als Palliativkräfte ausgebildete Pflegerinnen und Pfleger sind für die Patienten da.
Trotzdem steht der Träger Stiftung Staßfurter Waisenhaus, der das Angebot in einer Kooperation mit den Pfeifferschen Stiftungen vorhält, vor Problemen. „Es gibt für die Betten keine Extravergütung von den Krankenkassen“, erzählt Stefanie Maihold, Projektleiterin Palliativ- und Hospizzentrum bei den Pfeifferschen Stiftungen.
Bedeutet auch: Steht eines der drei Betten in der palliativen Kleinsteinheit mal leer, wird es in der normalen Pflege im Haus in der Löderburger Straße mit 99 Betten verwendet. Der Träger Stiftung Staßfurter Waisenhaus kann es sich schlicht nicht leisten, das Bett unbelegt zu lassen. In der täglichen Arbeit ist so ein ständiges Organisieren und Umdenken nötig. „Es wäre daher schön, wenn die zusätzliche Finanzierung auf stabile Beine gestellt wird“, sagt Maihold.
In Staßfurt wurde ein Modellprojekt installiert. Finanziell angeschoben wurde es vom Bundesfamilienministerium. Eine dauerhafte Finanzierung für solche palliativen Kleinst-Einheiten gibt es aber bis heute nicht. Dafür fehlt es auch an einer gesetzlichen Verankerung.
Unterversorgung im Raum Staßfurt
Dabei ist die Hospiz- und Palliativpflege ein Thema, das immer mehr Raum einnimmt und immer wichtiger wird. Gerade im ländlichen Raum sind die Angebote aber nicht so gut wie in den Großstädten. Das nächste Hospiz ist in Quedlinburg und Magdeburg.
Im Staßfurter Krankenhaus gibt es eine Palliativstation. Seit 2019 bieten die Pfeifferschen Stiftungen auch in Staßfurt eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) an. Bedeutet: Der palliative Pflegedienst geht zu den Patienten in die Häuslichkeit. Dazu gibt es ehrenamtliche Hospizbegleiter. Immer noch gibt es aber im Raum Staßfurt eine Unterversorgung. Die Wartezeit ist mitunter lang, zu lang für schwer kranke Menschen, die nicht mehr viel Zeit haben. Der Unterschied zwischen Hospiz- und Palliativstation: Die Palliativstation ist eine kurzfristige und akute Versorgungsform für Palliativpatienten mit dem Ziel der Symptombehandlung. Das Hospiz ist der Ort für die langfristige Versorgung bis zum Tod.
Wer Bedarf oder Fragen bei der Palliativ- oder Hospizversorgung hat, kann sich zum Beispiel an den Hausarzt wenden. Dort sind Kontaktdaten hinterlegt. Aber auch über Krankenhäuser oder Sozialdienste werden Patienten für die palliative Kleinst-Einheit in Staßfurt vermittelt.