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Malwerkstatt Große Fantasie, große Bilder

Kinder aus Staßfurt sind jetzt kreativ gewesen - mit einem besonderen Ziel.

19.07.2018, 02:00

Staßfurt l Die Ferienmalwerkstätten in diesem Sommer sind bereits die zweite Folge einer Erfolgsgeschichte: Nachdem in den letzten Sommerferien große Bilder für das „Haus Deppe“ am Prinzenberg gemalt worden sind und die entstandene Freiluftgalerie hoch gelobt wurde, haben sich Kinder und Jugendlichen erneut ans Werk gesetzt.

Jetzt sind wieder etliche Gemälde von mehreren Metern Höhe fertig geworden. Sie sollen an die leeren Fenster und Türen der Ruine Hamsterstraße 26 montiert werden. Diese befindet sich direkt gegenüber dem schon bunten „Haus Deppe“ und wird Autofahrer und Passanten an der Kreuzung auf dem Prinzenberg einmal mehr erfreuen. Die Stadt Staßfurt, der das Haus gehört, hat die Immobilie vorgeschlagen und zur Verfügung gestellt.

In zwei Ferienmalwerkstätten haben je zehn Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 15 Jahren gemalt. Einige der jungen Künstler waren schon im vergangenen Jahr dabei. Erstmalig konnten über die Staßfurter Urania und Karl-Heinz Klix drei Kinder mit Migrationshintergrund in die Werkstätten integriert werden.

„Es musste in einer Woche pro Malwerkstatt schnell gehen“, erklärt Nikoline F. Kruse. Als Künstlerin des Schlossateliers Hohenerxleben und Kursleiterin hatte sie die jungen Teilnehmer angeleitet, für ein Rahmenprogramm gesorgt und sogar Fördermittel des Bundes bekommen.

„Erst mussten die Platten poliert werden, ein Entwurf gemalt, dann die Skizze auf die große Leinwand übertragen werden“, berichtet Nikoline F. Kruse. Noch bis zum letzten Kurstag wurden die Bilder zum Schutz vor Regen lackiert. „Es war ganz schön viel Arbeit, wir hatten unheimlich viel zu tun“, sagt sie. Die Teilnehmer haben sogar abends länger gemacht, um ihre Bilder noch fertig zu bekommen. „Da kann ich mich beim Haus nur bedanken, dass man später als sonst zum Abschließen kam.“

Thema waren dieses Mal die Läden in Staßfurt - die real existieren und die die Kinder gern besuchen und die, die sie sich in der Stadt wünschen. Den Anstoß dazu gab die Kursleiterin. Über viele der Ladenzeilen wurden Ornamente als Verzierung gemalt.

So sind auf den fertigen Gemälden ein Gemischtwarenladen mit Spielen, Schulsachen und Süßigkeiten zu sehen, ein Sportladen mit Bällen im Schaufenster und ein Lebensmittelladen.

Die Teilnehmerinnen Paula und Vanessa wollten unbedingt noch ein Eiscafé in Staßfurt, auch wenn es schon welche gibt. Jetzt gibt es eben auch noch eines in der Hamsterstraße, das mit der Fantasie zum Leben erweckt wurde.

Mit zwei Gemälden gelang auch die Erinnerung an einstige Staßfurter Betriebe: Als der junge Ali begann, einen Arbeiter mit Holz und Säge zu malen, brachte Roland Niehoff vom Beruflichen Bildungs- und Rehabilitationszentrum (BBRZ) am Athenslebener Weg, wo die Werkstätten stattfanden, den Vorschlag, doch an den einstigen Betrieb Tonmöbel Staßfurt zu erinnern. Ebenso schlug er dem Jungen Carsten vor, ein Bild mit Fernsehern als Hommage an das ehemalige Werk der Rundfunk- und Fernmelde-Technik (RFT) zu gestalten.

Eine Anspielung an die Hamsterstraße selbst, wo die Gemälde zu sehen sein werden, ist ein Bild eines Kinderzimmers - dort steht ein Junge und erschrickt sich gerade, weil sein Hamster ausgebüxt ist. Aber auch Motive, die ganz in der Welt der Fantasie liegen, finden sich auf den Bildern wieder, wie ein Mädchen, das in einem Wald schaukelt, ein Engel mit großen Flügeln und ein völlig abstraktes Bild mit farbigem Untergrund und gelben Querstrichen.

Alina und Vanessa haben eine ganz praktische Bildidee von ihrer Werkstattkollegin Sofie umgesetzt. „Kinder, die neu nach Staßfurt kommen, wissen manchmal gar nicht, wo hier schöne Plätze sind“, erklärt Alina. Ihr Kinderstadtplan zeigt wichtige Adresse für die Kleinsten: Eisdielen, Pferdehof, Badesee, Theater und Schulen.

Über zwei Wochen betreuten Janette Schmidt, die bereits am Schloss Hohenerxleben ehrenamtlich tätig war, und Yve Weise gegen eine Aufwandsentschädigung die Kindern und halfen beim Malen mit.

Wieder mithilfe des BBRZ werden die Bilder am 9. August montiert. Das werden Tino Hartmann, Betreuer am Motivationszentrum des BBRZ, und weitere Helfer übernehmen.

Eine feierlicher Einweihung der neuen Freiluftgalerie mit Vertretern der Stadt Staßfurt soll am 13. August ab 16.30 Uhr stattfinden, dabei sind interessierte Bürger willkommen.

Für die Durchführung der Werkstätten haben die Schloss Theatrum Herberge Hohenerxleben Stiftung mit der Stadt Staßfurt, der Stiftung Staßfurter Waisenhaus, der Lebenshilfe Bördeland und dem BBRZ Aschersleben e.V. ein Bündnis für Bildung gegründet. Mitarbeiter von Baumärkten haben Pressspanplatten zur Verfügung gestellt und gesägt. Die Finanzierung hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Fördermaßnahme „Kultur macht stark“ durch Fördermittel ermöglicht, das Projekt wurde betreut vom Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler.