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Stadtrat Hecklingen beschließt Gründung eines Grundschulzentrums in Groß Börnecke zum neuen Schuljahr Grundschule Schneidlingen wird geschlossen

Von Nora Stuhr 18.11.2010, 05:16

Das Grundschulzentrum Groß Börnecke ist beschlossene Sache. Im Hecklinger Stadtrat wurde die Zusammenlegung der Schulstandorte Schneidlingen und Groß Börnecke Dienstagabend mehrheitlich auf den Weg gebracht. Die Fraktionen von CDU und FDP stimmten geschlossen dafür, nicht länger an zwei kleinen Standorten festzuhalten. Obwohl genügend Kinder da sind, geht in der staatlichen Grundschule in Schneidlingen zum neuen Schuljahr 2011/2012 endgültig das Licht aus.

Cochstedt. Die zwei Grundschulen Groß Börnecke und Schneidlingen sind Vergangenheit. Die Standorte fusionieren auch auf dem Papier. Praktisch musste die Zusammenlegung seit Januar schon funktionieren, weil das Schulgebäude in Schneidlingen wegen festgestellter witterungsbedingter Schäden am Dach nicht mehr genutzt werden konnte. Seit fast einem Jahr fahren 76 Schüler aus Cochstedt und Schneidlingen nach Groß Börnecke zur Schule.

Hoffnungen von Eltern zerschlagen

Mit dem Ratsbeschluss sind die Hoffnungen einer Elterninitiative aus Schneidlingen, den Standort doch noch zu retten und Geld für die Dachsanierung aufzutreiben, zerschlagen. Sie hatten eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Auch Gespräche mit Landespolitikern hatten ermutigt, weiter für den Erhalt der Schule zu kämpfen.

Der Rat unterstützt die Bemühungen mehrheitlich nicht. Folgende Räte stimmten für ein Grundschulzentrum und schieben Schneidlingen damit den Riegel vor: Schneidlingens Ortsbürgermeisterin Ingrid Engelmann sowie Dieter Notbohm, Martin Behrens, Kerstin Jahn, Dietmar Förster, Margit Stöcker (alle FDP). Seitens der CDU stimmten zu: Dieter Engelhardt (Ortsbürgermeister Groß Börnecke), Martin Dubiel, Ulrich Dubiel, Manfred Mairose, Hans-Rüdiger Kosche (Bürgermeister der Stadt Hecklingen). Hecklingens Bürgermeister Gregor Butscher (parteilos) und Gabriele Schlichting (Die Linke) schlossen sich an.

Die Opposition der Wählergemeinschaft Hecklingen (WGH) hielt mit Ethel-Maria Muschalle-Höllbach, Klaus Riederer und Ralf Brett dagegen. Auch Ingo Walde (NPD) sprach sich gegen die Schließung der Schneidlinger Grundschule aus.

Bevor es zur Abstimmung kam, kochten die Emotionen hoch. WGH-Chef Klaus Riederer erinnerte an das Wahlversprechen aller Parteien, die drei Schulstandorte der Stadt zu erhalten. Hinzu komme, dass die Stadt im Moment keine Notwendigkeit habe, die Schneidlinger Schule zu schließen. "Die Schülerzahlen geben es her", argumentierte Riederer. Auch Bemühungen, doch noch an Geld zu kommen, um das Schulgebäude in Schneidlingen zu sanieren, seien weiter voran geschritten. Seinen Worten zufolge wurde das Anliegen an den Ministerpräsidenten des Landes herangetragen. "Wir sollten eine Entscheidung des Landes fairer Weise noch abwarten", sprach sich der Stadtrat aus Hecklingen wegen möglicher Zuschüsse dafür aus, den Tagesordnungspunkt abzusetzen. "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg", sagte Riederer.

Hecklingen bald eine "Schlafstadt"?

Die Fraktionsvorsitzende der WGH im Stadtrat Ethel-Maria Muschalle-Höllbach findet, dass der Stadtrat sich nicht gegen den Willen des Ortschaftsrats Groß Börnecke aussprechen kann. Von vier anwesenden Räten seien drei dafür gewesen, Schneidlingen so lange wie möglich zu erhalten, erst wenn eine der zwei Schulen nicht mehr ausgelastet sei, sollten die Kinder nach Groß Börnecke gehen, informierte Muschalle-Höllbach. Ihrer Fraktion geht es außerdem gegen den Strich, dass der Ortsteil Hecklingen in den Planungen nicht vorkommt. "Wir sprechen von der Gründung eines Grundschulzentrums. Die Hecklinger wissen noch gar nicht, was auf sie zukommt", fürchtet Muschalle-Höllbach, dass nach Schneidlingen und Groß Börnecke auch Hecklingen dem Zentrum zum Opfer fällt, sollten die Schülerzahlen nicht ausreichen. Sie sprach von einer "langfristigen Vorbereitung" und warf Bürgermeister Hans-Rüdiger Kosche vor, Hecklingen nach und nach zu einer "Schlafstadt" zu entwickeln.

"Wenn wir weiter so machen, werden wir das Schulsterben weiter voran treiben. Ihnen fehlt die kämpferische Haltung", sprach Ingo Walde die Ratsmitglieder von CDU und FDP an.

Cochstedts Ortsbürgermeister Ulrich Dubiel (CDU) berief sich auf eine Unterschriftensammlung. Eltern in Cochstedt hatten die Aktion unter dem Titel "Keine halben Sachen - eine Schule für alle" in die Wege geleitet. "Fast ein Jahr ist vergangenen, seit unsere Kinder nicht mehr die Grundschule in Schneidlingen besuchen können. Zeit, Resümee zu ziehen. Nachdem nun so viel Zeit vergangen ist, fühlen sich unsere Kinder dort auch heimisch", zitierte Dubiel die Mütter und Väter. Er selbst sieht das genauso: "Ich bin der Meinung, dass nach Möglichkeit alles erhalten bleiben soll, was erhalten werden kann." Bei der Sanierung der Schule in Schneidlingen sei es aber mit "ein paar Pfennigen" nicht getan. Das Gebäude bezeichnete Dubiel als "marode", er sprach von "besseren Bedingungen" in Groß Börnecke.

Die Unterschriftensammlung der Cochstedter Eltern wird als Begründung für die Bildung eines Grundschulzentrums in der Beschlussvorlage des Stadtrates genannt, nicht aber die Meinungen von Eltern aus Schneidlingen und Groß Börnecke. Den Räten wurde die Unterschriftensammlung aus Cochstedt zudem nicht zur Verfügung gestellt.