Kirche Kirchen in Staßfurt sperren sich nicht gegen Segen für homosexuelle Paare
Homosexuelle Paare dürfen nicht gesegnet werden – das hat der Vatikan festgelegt. Der katholische Pfarrer Staßfurts, Diethard Schaffenberg, spricht sich dagegen aus. Er kann sich Segnungen vorstellen. Auch der evangelische Pfarrer Kornelius Werner ist dafür offen.

Staßfurt/Schönebeck - Unter dem Motto „Liebe gewinnt“ fanden in den vergangenen Tagen in ganz Deutschland vermehrt Segnungsgottesdienste statt, bei denen gleichgeschlechtliche Paare gesegnet worden sind. Grund für die Aktion war die Stellungnahme der vatikanischen Glaubenskongregation, wonach eine Segnung homosexueller Paare nicht zulässig sei – doch diese Vorgabe wollten einige Geistliche nicht so hinnehmen. Die Segnung wurde ein Stück weit zur Protestaktion.
In Staßfurt wurde sich nicht an der Aktion beteiligt, es fanden keine Segnungen statt. Es gab allerdings auch keine Anfragen. „Daher war das für uns nicht relevant“, sagt Diethard Schaffenberg, Pfarrer der katholischen Pfarrei St. Marien Staßfurt-Egeln. Ob gleichgeschlechtliche Paare in der Marienkirche in Staßfurt grundsätzlich einen Segen erhalten könnten? „Ich kann mir das durchaus vorstellen. Es geht schließlich um den Menschen. Wer Hilfe braucht, der bekommt sie auch“, so Schaffenberg. Anfragen nach Segnungen gebe es generell immer mal wieder.
Mit großem Interesse hat auch Kornelius Werner die Debatten verfolgt. Er ist evangelischer Pfarrer für die Kirchengemeinden Hecklingen, Leopoldshall und Neundorf. „Wir haben praktisch keine Erfahrungen mit Segnungen für gleichgeschlechtliche Paare, aber ich bin dafür. Ich bin auch Befürworter der Homo-Ehe“, sagt er. „Eine Ehe ist mehr als nur eine biologische Verbindung. Es ist ein Gemeinschaftsdienst. Es ist respektierenswert, wenn zwei Menschen vor Gott, voreinander und vor der Öffentlichkeit füreinander einstehen.“
CSD: Vatikan vertritt veraltete Denkweise
In Schönebeck wurde sich ebenfalls nicht an der Aktion beteiligt und es fanden keine Segnungen statt, teilt Pfarrer Thomas Thorak der Pfarrei St. Marien und St. Norbert von Schönebeck und Calbe auf Nachfrage mit. Es habe aber auch keine entsprechenden Anfragen gegeben, so Thorak. Ob es aber möglich ist? „Das ist immer eine Einzelfallentscheidung“, sagt Thomas Thorak. „Wie bei jedem anderen Paar auch, kommt es vor allem darauf an, dass die Menschen einander lieben.“ Von der grundsätzlichen Absage aus dem Vatikan hält Thomas Thorak demnach nicht besonders viel, sagt er.
Michell Wenzel, Mitorganisator des Schönebecker Christopher Street Day (CSD), einer Veranstaltung bei der für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, Intersexuellen und queeren Menschen gestritten wird, findet die Verfahrensweise der katholischen Pfarrer in der Region voll nachvollziehbar. „Das schließt niemanden aus und bietet auch homosexuellen Menschen die Möglichkeit, sich segnen zu lassen“, sagt Michell Wenzel.
Das generelle „Segnungsverbot“ vom Vatikan kann Wenzel nicht nachvollziehen. „Das spricht für eine veraltete Denkweise“, meint er. Seinen Erfahrungen nach spiele die Akzeptanz seitens der Kirche für homosexuelle Menschen aber nicht die entscheidendste Rolle. „Vielen ist es wichtiger, von ihren Nachbarn, Bekannten und den Menschen im Umfeld akzeptiert zu werden.“ Es komme eher auf eine gesamtgesellschaftliche Akzeptanz an, als auf die kirchliche.
Einzelne Segnungen möglich
Die Entscheidung, dass gleichgeschlechtliche Paare nicht gesegnet werden dürfen, wird vom Vatikan in Rom übrigens unter anderem damit begründet, dass die Segnung gleichgeschlechtlicher Verbindungen fälschlicherweise dem Sakrament der Ehe gleichgestellt werden könnte.
Zudem würden gleichgeschlechtliche Verbindungen nicht dem „Plan Gottes“ entsprechen – unter anderem, weil sie keine Kinder hervorbringen, so die Glaubenskongregation.
Einzelne Homosexuelle dürfen Priester hingegen segnen, wenn diese „den Willen bekunden, in Treue zu den geoffenbarten Plänen Gottes zu leben, wie sie in der kirchlichen Lehre vorgelegt werden.“