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Vom Regionalausscheid des Schülerwettbewerbs "Jugend debattiert" am Dr.-Frank-Gymnasium Knifflige Themen hart aber fair debattiert

Von Falk Rockmann 19.03.2013, 02:20

Handys erst ab 16? Politisch umstrittene Personen in Straßennamen? Verbot von Plastiktragetüten? Interessante Themen, die Gymnasiasten aus Staßfurt, Aschersleben und Bernburg da beim Regionalausscheid am Dr.-Frank-Gymnasium diskutierten. Und das bei gepflegter Streitkultur.

Staßfurt l "Diese Disziplin, seinen Gegenüber ausreden zu lassen, auch wenn Emotionen mitspielen, würde ich mir manchmal bei politischen Veranstaltungen wünschen", konnte sich Oberbürgermeister René Zok als Gast begeistern. Die Streitkultur der Schüler gefiel auch Peter Rotter. "Ich würde mich freuen, wenn ich den einen oder anderen mal im Landtag begrüßen könnte", so der Abgeordnete. Schließlich brauche man viel mehr Nachwuchs, und zwar in allen Parlamenten.

In der Altersklasse der 13- bis 15-Jährigen hatten es Anna Telge und Josefin Krone vom Gastgeber der Veranstaltung ins Finale geschafft. Auch Niklas Seer vom Stephaneum Aschersleben sowie Annalena Bobrowski vom Carolinum Bernburg setzten sich im Vorfeld unter einem Dutzend Teilnehmer durch. Anna und Niklas wurde die Pro-Position zugewiesen bei der Frage: "Sollen Jugendliche erst ab 16 Jahren Mobiltelefone besitzen und benutzen dürfen?" Annalena und Josefin durften Kontra geben. In der Eröffnungsrunde, die für jeden Debattanten auf zwei Minuten beschränkt ist, bemühte Anna Telge die Handystrahlung als gesundheitlich bedenklich. Auch wäre die Gefahr, Raubkopien zu ziehen, gebannt. Immerhin sei man ab 14 strafmündig, so die Verteidigerin des Verbots. "Alles, was verboten ist, wird erst interessant", entgegnete ihr Annalena Bobrowski. Auch die Suchtgefahr bei Alkohol zum Beispiel sei viel größer, wenn der Genuss erst ab 21 Jahren erlaubt sei, hätten internationale Studien ergeben. Niklas Seer unterstützt das Handyverbot damit, dass sich sechs Prozent der 13- bis 17-Jährigen wegen des Handys verschuldet hätten. Und: "Wer nicht das neueste Gerät hat, wird oft als uncool und out diskriminiert." Josefin Krone setzte Annas Argument entgegen, es sei noch nicht erwiesen, dass Handystrahlen krebserregend sind.

Während der freien Aussprache, die insgesamt zwölf Minuten dauert, sagte Josefin, man habe schon genug Verbote. Und es sei wichtig, so früh wie möglich den richtigen Umgang mit moderner Kommunikationstechnik zu erlernen.

Anna: "Ein Verbot würde Jugendliche stärken und sie vor Pornografie und Gewaltverbrechen schützen." Niklas unterstützte sie: "Der Staat ist verpflichtet, Kinder und Jugendliche zu schützen, wie vor anderen Suchtgefahren." zLetztendlich verteidigten alle vier Finalisten in ihren Schlussworten ihre Standpunkte.

"Das Debattieren macht Spaß. Man kann damit auch etwas ins Rollen bringen."

Bei der Auswertung durch die Jury lobte Erik Schymalla, Bundssieger von "Jugend debattiert" 2009, die lebhafte Debatte. "Ihr habt aufeinander Bezug genommen und wichtige Argumente gebracht", so der Aschersleber. Ein paar persönliche Argumente hätten ihm bei Anna noch gefehlt, zumal das Thema die Jugendlichen selbst betreffe.

Das bemerkte auch Michael Reuter, Lehrer am Dr.-Frank-Gymnasium, zu Niklas, auch wenn dieser die schwierigere Position zu vertreten hatte. Man frage sich zum Beispiel, was er mit seinem eigenen Handy mache, wo er doch in die Elternrolle geschlüpft sei.

Jurymitglied Kerstin Heldt vom Carolinum bescheinigte Josefin als einziger, Emotionen in die Debatte gelegt zu haben. Und Holger Schmidt vom Fachgymnasium der BBS lobte Annalena mit "eine Linie", "starke Sprache" und "gute Übergänge".

Niklas Seer stand übrigens zu seiner Rolle, wie er nach der Debatte zugab. Die Argumente zu Schulden und Suchtgefahr vertritt der 15-Jährige auch im "wahren Leben". Der Aschersleber könnte sich unterdessen durchaus vorstellen, politische Themen in entsprechenden Gremien zu debattieren. "Das wäre zwar nicht die erste Wahl, aber denkbar", so der Zweitplatzierte des Regionalausscheids, der mit Annalena Bobrowski als Siegerin am 22. April zum Landesausscheid nach Magdeburg fahren wird.

Für Annalena kämen politische Diskussionen nach der Schule übrigens nicht in Frage. "Ich habe meinen Beruf schon", erklärte die Bernburgerin, ohne mehr zu verraten. Josefin könnte sich derweil schon vorstellen, ihre Meinung in einem Stadtrat zu vertreten. "Das Debattieren macht Spaß. Man kann damit auch etwas ins Rollen bringen", meint die 14-Jährige, was Anna nur unterstreichen würde. "Man kann im Gespräch versuchen, seine Ziele durchzusetzen", so die 13-Jährige.

In der Finalrunde der 16- bis 18-Jährigen standen sich schließlich das Pro-Team Nadine Schwank/Nicolas Kretschmann vom Stephaneum (Pro) und Emelie Compera/Hannes Gärtner vom Dr.-Frank-Gymnasium gegenüber. Bei ihnen ging es um die Frage: "Sollen in unserer Stadt Straßen, die nach politisch umstrittenen Personen der Zeitgeschichte benannt sind, unbenannt werden?" Einige ihrer Argumente siehe oben.

Von diesen vier Teilnehmern, die sich in der Vorrunde gegen weitere vier Schüler durchgesetzt hatten, qualifizierten sich Nicolas Kretschmann und Nadine Schwank für das Landesfinale.