Start der neuen Volksstimme-Serie "Egelner Heimatgeschichte"/ Thema: Der Galgenberg Letzte Hinrichtung in Egeln im Jahr 1837
Das Egelner Stadtarchiv verbirgt allerhand interessante Themen zur Geschichte der Stadt Egeln. Zusammen mit Museumsleiter und Ortschronist Uwe Lachmuth hat sich die Volksstimme auf die Suche nach besonderen Berichten gemacht.
Egeln l Im ersten Teil der Serie geht es um den Galgenberg und die Hinrichtungen, die damals auch in Egeln üblich waren. Kommt man von Halberstadt nach Egeln, fährt man über einen Hügel in die Stadt hinein. Diese zweithöchste Erhebung der Stadt trägt den Namen Galgenberg. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts stand hier ein hölzerner Galgen und weitere für die damalige Gerichtsbarkeit notwendige Gerätschaften. 1837 fand dort zum letzten Mal eine öffentliche Hinrichtung statt. Wie viele Städte besaß auch Egeln ein Schöffengericht, welches die niedere Gerichtsbarkeit besaß und über Marktverstöße, Grundstücksstreitigkeiten, kleine Diebstähle und dergleichen befinden musste. Es konnte Geld-, Stock- oder Prangerstrafen vollstrecken. Für größere Straftaten war jedoch das Amtsgericht oder wie es im Siegel genannt wird, Landgericht vor der Burg zu Egeln, zuständig.
Den Vorsitz hatte nach Aussterben der Edlen von Hadmersleben der jeweilige Pächter der Burg, der den Titel Amthauptmann oder später Amtmann trug. Da zum Amt noch sieben Dörfer gehörten und damals oft schon kleinere Vergehen hart bestraft wurden, waren, wie es die alten Kirchenbücher noch heute beweisen, Dekolletieren, Aufhängen am Strick oder Brennen, in Egeln keine Seltenheit. Viele der Prozesse waren öffentlich und wurden auf dem Platz vor der Wasserburg durchgeführt, wozu alle Bürger zu erscheinen hatten. Die Vollstreckung von Todesstrafen geschah jedoch vor den Toren der Stadt auf dem Galgenberg oder in Ausnahmefällen, wenn bei Hexenprozessen eine Wasserprobe erforderlich wurde, in der Bode. Auch der Henker, der zu den unehrbaren Handwerkern gehörte, wohnte vor den Stadttoren in Altemarkt. In Altemarkt kamen damals wichtige Handelsstraßen zusammen, die dann durch Egeln weiter nach Magdeburg führten.
Neuer Galgen wurde im Jahr 1579 errichtet
Die Straßen aus Quedlinburg und Halberstadt führten noch links und rechts am Galgenberg vorbei. Schon von Weitem sah man die Richtstätte auf der Anhöhe und oft ließ man die Verurteilten zur Abschreckung hängen bis sie von selbst abfielen. Im Jahre 1579 berichtet der damalige Schreiber des Klosters Marienstuhl, dass der Galgen umgefallen sei. Ob unter der Last der Verurteilten oder durch einen Sturm, hat er nicht berichtet. Ihm schien hingegen das Ritual beim Bau eines neuen Galgen viel wichtiger zu sein, denn diese Arbeit war unehrenhaft und so wollten die Baumeister nicht eher damit beginnen bis alle von ihnen, die in der Stadt Egeln und den Amtsdörfern wohnten, bei der Arbeit mithalfen.
Der Klosterschreiber schrieb vom Aufrichten des Galgens: "Es wird zu wissen gegeben, dass am Dienstag nach trium regnum Anno 1579 eine neue Richtstatt oder Galgen errichtet wurde, für den anderen, der vorher am Kroppenstettischen Wege auf dem Berge in der Ackerbreiten, die Galgenbreite genannt, gestanden (hatte), umgefallen war und wieder aufgerichtet (wurde). Alle Zimmerleute im Amt(sbereich) sind dabei beschieden worden, den selben zu machen; das sind damals zwölf mit Meister und Gesellen gewesen. Ehe sie aber an die Arbeit gehen wollen, hat der Amtsschreiber von Amts wegen den ersten Span von dem Holz gehauen. Sie haben sich auch vorbehalten, dass man ihren Lohn, natürlich ein Fass Bier, vorher gibt."
Über die letzte öffentliche Hinrichtung auf dem Galgenberg gibt es einen Eintrag im Kirchenbuch der Stadtkirche St. Christophorus. Die Dienstmagd Marie Sophie Magdalene Fabiasin hatte aus Eifersucht ein Mädchen aus Hakeborn erwürgt und wurde dafür gerädert und anschließend aufs Rad geflochten und zur Abschreckung zur Schau gestellt. Das Rädern von unten war die qualvollere Art, da der Verurteilte dann so lange am Leben blieb bis der Tod durch Kreislaufversagen eintrat.