Tiere und Naturschutz Löderburger Storchenfreunde machen Druck für Nisthilfen
Storchenfreunde aus Löderburg kritisieren, wie (Naturschutz-)Behörden Initiativen von Bürgern für Nisthilfen begleiten. Landesverwaltungsamt prüft Beschwerden.

Staßfurt/Löderburg. - Storchenfreunde in Löderburg sind unzufrieden. Sie fühlen sich ungenügend verstanden im Rathaus und von der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) des Salzlandkreises. Sie sehen sich auch schlecht begleitet in ihrem Bemühen, Nisthilfen für Störche in ihrem Ort zu schaffen. Vor allem zeitliche Abläufe stehen in ihrer Kritik.
Und so wandten sich Daniela Fröhlich und sechs Mitstreiter an das übergeordnete Landesverwaltungsamt. Auf Nachfrage wollen sie ihr Schreiben an diese Behörde auch als offenen Brief verstanden wissen. Darin wird unter anderem beschrieben, dass es durch die Unterbrechung eines Nistversuchs auf einem Strommast in der Bergmannsstraße in Löderburg zu ihrer Initiative kam.
Löderburger: Nist-Ersatz nach sehr intensiver Kritik der Bevölkerung
In dem Brief heißt es unter anderem: „Die Stadtwerke wurden am Montag vor Ostern dazu informiert, Dienstag und Mittwoch gab es jeweils Nachfragen zum weiteren Verfahren – alles unter Beteiligung der Stadt Staßfurt und des Storchenhofs in Loburg. Leider dauerte es dann bis Gründonnerstag bis die Stadtwerke Staßfurt mit Genehmigung der UNB das fast fertige Nest entfernten – mit der Begründung, es handele sich um eine vorbeugende Maßnahme, die Stromausfälle über die Osterfeiertage verhindern solle, zudem solle vermieden werden, dass die Vögel sich an den Leitungen verletzen oder gar elektrische Schläge erleiden.“ Dafür zeigen die Storchenfreunde ja Verständnis – und führen die Schaffung eines Nist-Ersatzes auf die „sehr intensive Kritik der Bevölkerung des Ortes“ zurück.
Der Standort befindet sich nun in der Dorfmitte, die Nisthilfe sei durch Spenden von Löderburgern entstanden. „Leider wurde der Ersatzplatz von dem vertriebenen Storchenpaar nicht angenommen“, berichtet die Gruppe weiter. Und auch, dass das Paar erneut vergrämt worden sei, beim zweiten Versuch eines Nestbaus in der Marbestraße – „wieder mit Genehmigung der UNB.“ Verärgerte Bürger hätten sich erneut an Behörden und Netzbetreiber gewandt – „und die Aufgabe erhalten, nach möglichen Nistplätzen Ausschau zu halten und diese dann der UNB mitzuteilen“. Parallel gab es Spenden, sodass diese für zwei weitere Nisthilfen reichten.
Zwei Masten mit Nisthilfen warten auf Aufstellung
Man teilte der UNB mögliche Standorte mit. Diese beauftragte die Stadt, die Standorte auf Machbarkeit zu prüfen. Eine darüber hinaus gehende Begleitung sei seitens des Bürgermeisters abgelehnt worden, wird im Brief bemängelt.
Nun warten nach erfolgreichen weiteren Initiativen der Storchenfreunde zwei Masten samt Nisthilfen darauf, gesetzt zu werden.
„Die Zeit drängt. Die Nestbauzeit ist schon fast zu Ende“, erklärt Daniela Fröhlich in einem Gespräch, warum sie und ihre Mitstreiter so einen Druck machen. Sie würden nicht nur einen Verlust potenziellen Storchennachwuchses sehen, sondern auch einen für die Tourismus-Region Löderburg. „Wir rudern seit einem Monat rum, um einen vernünftigen Standort zu finden. So dürften Behörden jedenfalls nicht weiter ,hantieren’“.
Halle: Kein Fehlverhalten
Die Pressestelle des Landesverwaltungsamts teilte nun bezüglich des Schreibens der Löderburger Storchenfreunde auf Nachfrage der Volksstimme mit: „Zur Prüfung der Sachlage haben wir uns von der Unteren Naturschutzbehörde berichten lassen. Im Ergebnis der Prüfung lässt sich kein Fehlverhalten feststellen.“ Laut UNB habe es sich „lediglich um Nestansätze von jungen Störchen“ gehandelt. Es sei kein fertiges Nest erkennbar gewesen.
Die Untere Naturschutzbehörde als Vollzugsbehörde könne „grundsätzlich im Rahmen ihrer Zuständigkeit für artenschutzrechtliche Ausnahmen fachlich beratend und begleitend tätig werden. Darüber hinausgehende freiwillige Artenschutzmaßnahmen wie das Aufstellen von Masten mit Nisthilfen werden begrüßt, aber die Naturschutzbehörden haben weder Zuständigkeiten noch personelle Kapazitäten, um bei deren Umsetzung tätig zu werden“, schließt die Stellungnahme aus Halle.
Wie die Stadt Staßfurt zu den Anschuldigungen steht, wollte Volksstimme auch wissen. Es sei „bedauerlich, wenn der Eindruck entsteht, die Stadt Staßfurt würde hier untätig bleiben. Das Gegenteil ist der Fall“, reagiert Bürgermeister René Zok (CDU). Die Verwaltung habe den Wunsch nach alternativen Nistmöglichkeiten sehr ernst genommen. Zok erinnert, dass sich die Stadt Staßfurt bereits mehrfach als tierfreundlich bewiesen habe – etwa beim Schutz der Schwanennester am Stadtsee, was gerade erneut aktuell ist.
Ruhigeres Plätzchen als in der Ortsmitte in Sicht
An den Stadtwerken soll’s jedenfalls auch nicht liegen. Geschäftsführer Eugen Keller bekräftigte jetzt die weitere Bereitschaft des Versorgers, Nisthilfen aufzusetzen. Man sei jedenfalls gut abgestimmt sowohl mit den Bürgern als auch mit der Stadt. Die Aufregung verstehe er nur bedingt, so Keller. „Es müssen noch Masten gefunden werden. Wir haben leider keine stillgelegten gefunden.“ Und über Nacht handeln zu können, sei leider auch nicht immer möglich.
Die Storchenfreunde hoffen derweil, den Adebaren schnellstmöglich ihre beiden noch vorhandenen Nisthilfen anbieten zu können. Ein Standort sei ins Auge gefasst mit dem alten Sportplatz hinter der Löderburger Thiebrücke. „Sicher ein ruhigeres Plätzchen als in der Ortsmitte“, meint Daniela Fröhlich.
Bürgermeister Zok teilte kurzfristig seine Freude mit, dass besagter Standort am 23. Mai mit einer Nisthilfe versehen werde und: „Wir danken den engagierten Bürgern für ihre Initiative und die Spendenbereitschaft.“