Motor der Junkerswerke
Staßfurt/Strenzfeld l Am Sonnabend führen er und seine Vereinskollegen auf dem Campus der Hochschule einen restaurierten Flugmotor vor, der in seiner Art wohl weltweit als der einzige noch funktionstüchtige Junkers Diesel-Flugmotor anzusehen ist. Es handelt sich um einen 6-Zylinder-Zweitaktmotor mit Gegenkolbenkinematik und 600 PS Nennleistung. Die Vorführung wird vom Wissenschaftlich-Technischen Zentrum für Motoren- und Maschinenforschung (WTZ) Roßlau GmbH in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Junkerswerke und Fliegerhorst Bernburg durchgeführt.
Reiner Göbel erklärt zum Hintergrund des Motors: "Der Motor mit der Bezeichnung \'Jumo 205 C` ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen mühevollen und enttäuschungsreichen Forschungs- und Entwicklungsarbeit zweier Junkers-Entwicklungsstätten in Aachen und in Dessau." Am Ende seiner Entwicklung, also zu Beginn der Serienfertigung, verkörperte er den wirtschaftlichsten, leistungsstärksten und zuverlässigsten Flugmotor für Großflugzeuge. Er war ein großer Erfolg für den deutschen Flugzeugbau.
Aufgrund der gegenüber Benzin höheren Dichte der Dieselkraftstoffe hatten die mit diesem Motor ausgerüsteten Flugzeuge einen größeren Aktionsradius als die mit Ottomotoren angetriebenen. Die Junkers Diesel-Flugmotoren waren deshalb als Antrieb für Langstreckenflugzeuge besonders gut geeignet. Ihre Fernflüge sorgten gelegentlich für großes Aufsehen - weltweit. Ein Beispiel: Die Überwindung des Südatlantiks für Postflüge nach Westafrika und Südamerika mit der Dornier Do 18.
Im Zweiten Weltkrieg fand eine Weiterentwicklung des Jumo 205 zum Jumo 207 als Antrieb für Fernaufklärer in extremen Höhen noch einmal Verwendung. Durch weitere technische Verbesserungen konnte die Leistung der Motoren in größerer Höhe erhöht werden.
Die seinerzeit verfügbaren Werkstoffe ließen nämlich ihre Verwendung in den Turboladern von Ottomotoren bei deren hohen Abgastemperaturen noch nicht zu. Die als Bombenflugzeuge nicht mehr verwendbaren Junkers Ju 86 wurden deshalb mit dem Jumo 207 und mit einer Höhen-Druckkabine nachgerüstet. Die damit erhaltene Version Ju 86 R konnte nun in Höhen von über 14 000 Kilometer operieren. Für die gegnerischen Jagdflugzeuge waren sie damit vorerst nicht mehr erreichbar.
Nach dem Krieg erlebten die Diesel-Flugmotoren eine kurze Renaissance, wurden dann aber von den Propeller-Turbinen-Luftstrahltriebwerken und TL-Triebwerken verdrängt.