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Letzter MZ-Aktionstag vor langer Winterpause/ Fahrzeugmuseum will sich neu präsentieren Museumschef hüllt sich in Schweigen

Von Karolin Aertel 08.10.2012, 03:18

Ab November wird das Fahrzeugmuseum Glöthe in eine gut sechsmonatige Winter- und Renovierungspause gehen. Das lockte am Sonnabend noch einmal zahlreiche Besucher ins Museum.

Glöthe l "Es wird nichts mehr so sein, wie es war", verrät Ingo Schramm über die bevorstehenden Veränderungen des Fahrzeugmuseums. Doch was genau geplant ist, sagt er nicht. Nur so viel sei verraten, die Wände werden blau und weiß; und so wie die Fahrzeuge jetzt präsentiert sind, werden sie nicht mehr zu sehen sein. Ingo Schramm hüllt sich in Schweigen, sein verschmitztes Grinsen lässt jedoch Großes erahnen. Doch bis es soweit ist, wird noch eine Menge Wasser die Bode entlang fließen. Erst Ende April oder Anfang Mai ist eine Wiedereröffnung geplant.

Besucher aus Blankenburg findet sein Motorrad wieder

Das gab vielen Technikinteressierten den Anlass am Sonntag noch einmal im Fahrzeugmuseum vorbei zu schauen. Gunnar Pietsch kam extra aus Blankenburg - mit dem Motorrad versteht sich.

Als er die erste Etage des Museums betrat, begannen seine Augen zu leuchten. Inmitten der Ausstellungsstücke entdeckte er seine alte MZ TS 250 1; daneben die seines Bruders.

Das letzte Mal hat er sie 1996 gesehen, als er sie Ingo Schramm für eine Privatausstellung zur Verfügung stellte. Erinnerungen an die Jugend, an nächtelanges Basteln und Tüfteln wurden wach. "Ich habe die Maschine 1987 als 18-Jähriger gekauft", erzählte er. Sie sei einst ein Polizeimotorrad gewesen. Gunnar Pietsch verbaute Treckerlampe, verlängerte die Telegabel und veränderte die MZ rundum. "Wir haben damals die ganze Zeit in der Garage verbracht, um etwas zu haben, was die anderen nicht haben."

Gunnar Pietsch ist ein Paradebeispiel für das, was Ingo Schramm seinen Besuchern bieten möchte. "Fahrzeuge wie sie aus der Fabrik kamen, gibt es überall zu sehen", erklärt er. Die Eigenbau-Ideen der Leute seien das, was die Ausstellung so besonders mache. "Ich will, dass die Leute kommen und sagen, schau mal so haben wir das damals auch gemacht."

Und das Konzept geht auf. Über Besucherzahlen kann der Museumsinhaber in dieser Saison nicht klagen.

Eines von nur zwei gebauten MZ Exemplaren steht in Glöthe

Es sind andere Sachen, die ihm zu schaffen machen. Vor allem Behörden und Verwaltungen machen ihm das Leben schwer. So sei er beispielsweise jüngst angehalten worden, für einen Aufsteller künftig 30 Cent pro Tag zu bezahlen; hinzu kämen 45 Euro Bearbeitungsgebühr. Die Strafe für einen nicht gestellten Antrag, Aussteller zu positionieren, beliefe sich auf 2500 Euro. Für derartige Angelegenheiten zeigt er nur wenig Verständnis. "Wenn es sich um eine Einkaufspassage, wie die Steinstraße in Staßfurt handelt, verstehe ich das Ganze ja. Aber wir reden hier von Glöthe. Wir sind froh, wenn diesen Ort und damit das Museum überhaupt jemand auf der Landkarte findet." Unterstützung kultureller Einrichtungen sehe seiner Meinung nach anders aus.

Die Konsequenz aus dieser Angelegenheit: "Wir haben den Aufsteller weggenommen, was natürlich nicht sehr besucherfreundlich ist." Doch das Geld habe er eben nicht über und außerdem verwende er es lieber sinnvoller; zum Beispiel für seine neueste Errungenschaft - eine MZ 660 Baghira der Polizei. "Das Fahrzeug gibt es nur zwei Mal", erzählt er stolz. "Es wurde vom MZ Werk der Polizei sozusagen als Prototyp zur Verfügung gestellt. Die Test-ergebnisse waren zwar gut, weitere Bestellungen gab es allerdings nicht - so blieb es bei zwei Exemplaren.

Zum ersten Mal gesehen habe er es 2003 auf einer Messe. Als das MZ-Werk schloss, wurde es an einen 18-Jährigen verkauft, der es auseinander baute. Drei Jahre lang haben nun Ingo Schramm und Sohn Stefan die Einzelteile wieder aufgespürt und mühevoll drei Wochen lang zusammengebaut. Gestern war die Rarität dann im Fahrzeugmuseum zu bestaunen.