Ungewöhnliches Duo in der St.-Thomas-Kirche in Pretzien Neue Familienmitglieder: Orgel und Sax
Zum 36. Musiksommer hatte Rüdiger Meussling, Pfarrer i. R., ein besonderes Musiker-Duo in die St.-Thomas-Kirche in Pretzien eingeladen. Denn es überraschte mit der außergewöhnlichen Verbindung von Kirchenorgel und Saxofon. Die Zuhörer kamen nicht nur aus Pretzien, sondern auch aus Berlin und Wolfsburg.
Pretzien. Großes Getümmel herrscht in der St.-Thomas-Kirche in Pretzien eine halbe Stunde vor Konzertbeginn. Pfarrer i. R. Rüdiger Meussling ist schwer beschäftigt, viele Gäste persönlich zu begrüßen. Auch seine Frau und seine Tochter helfen, wo sie nur können. Es ist der 36. Pretziener Musiksommer und an diesem Sonntag gibt es zum ersten Mal eine ungewöhnliche Instrumentenkombination. Das Duo "Orgel und Sax" ist zu Besuch, und gesellt das vielfach im Pop genutzte Saxofon zur sakralen Sphäre der Orgel.
Die Musiker, das sind Uli Kammerer und Wolfgang Schröter aus Weinheim in der Nähe von Heidelberg. Hauptberuflich sind sie Lehrer, aber nicht für Musik. Kammerer unterrichtet Bio und Erdkunde, Schröter Mathe und Physik. Beide sind in der klassischen Musik wie auch im Bereich Jazz und Improvisation zuhause.
"Wir haben eine wunderbare Kirche"
Das klingt alles im wahrsten Wortsinn spannend und lockt die Zuhörer. Sie kommen nicht nur aus dem Salzlandkreis. "Wir haben Gäste aus Berlin, Darmstadt, Wolfsburg, Dessau und Dresden", sagt Meussling. Es gäbe auch welche, die seit 36 Jahren ununterbrochen teilnehmen. Warum der Pretziener Sommer so populär ist, kann Meussling beantworten: "Wir haben eine lange Tradition, eine wunderbare Kirche und die Kartei ist lang, wohin wir unsere Einladungen verschicken."
Selbst die beiden Musiker, die seit zehn Jahren gemeinsam in Kirchen auftreten, haben eine Kirche wie die St. Thomas noch nie gesehen. Das Besondere ist ja, dass die schöne Orgel nicht auf einer Empore versteckt und im Rücken der Gemeinde steht, sondern direkt vor ihren Augen. "Wir haben also direkten Kontakt zum Publikum", sagt Saxofonist Uli Kammerer.
Aus diesem Grund kommen auch Thoralf und Sylvia Winkler aus Elbenau zum Pretziener Musiksommer. Seit 25 Jahren schon. "So nah an die Orgel kommt man sonst nie ran", sagt Sylvia Winkler. "Ich finde so besonders, dass ich den Musikern in die Augen schauen kann." Und ihr Mann ergänzt: "Wir genießen die familiäre Atmosphäre und Meusslings Worte sind Tradition. Er hat zum Beispiel immer eine originelle Art, um Spenden zu bekommen." Und Tatsache: Als er erwähnt, dass CDs des Duos zu kaufen sind, sagt er: "Wir machen es wie immer. Wir werfen was in den Kollektenkorb, und wenn was überbleibt ..."
Aus der Bach‘schen Fuge B-Moll hat das Duo etwas Neues, etwas ganz anderes gezaubert. Wenn das Saxofon die Akkordteppiche der Orgel umkleidet, versetzt es den Zuhörer in eine faszinierende und schwindelerregende Dimension. "Was man aus Bach alles machen kann", flüstert Maria Meussling während des Konzerts. Alle Stücke erhielten eine ganz eigene und besondere Note. Ein israelisches Volkslied "Ele chambda libi", zu dem die Landsmenschen feiern und tanzen, präsentierte das Duo in einer langsameren Gänsehaut-Variante.
"Diese Musik ist ungewöhnlich, aber absolut beeindruckend", fanden Ursula Holm und Edith Jeuthe aus Pretzien am Ende begeistert.