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Flurbereinigung Ordnung im „Flickenteppich“

Derzeit läuft ein Flurbereinigungsverfahren für die Feldlage bei Hohenerxleben. Daraus resultieren auch Arbeiten an Wegen.

20.11.2016, 16:12

Hohenerxleben l Rund um Hohenerxleben werden die landwirtschaftlichen Flächen neu geordnet. Die Teilnehmergemeinschaft, bestehend aus allen Grundeigentümern, hat ein Flurbereinigungsverfahren angeschoben. Das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (ALFF) in Halberstadt begleitet das Bodenordnungsverfahren mit dem Titel „Hohenerxleben-Feldflur“. „Es soll ein gewisser Grad an Ordnung in den Flickenteppich aus Flurstücken verschiedener Eigentümer gebracht werden“, sagt Carl-Albrecht Bartmer. Der Landwirt aus Löbnitz ist Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft. Er berichtet, dass es auf dem 1250 Hektar großen Areal, das jetzt unter die Lupe genommen wird, verschiedene Grundstücke unterschiedlichster Besitzer, zum Teil auch mit Pacht überlegt, gibt. „Das Flurbereinigungsverfahren dient dazu, die Bewirtschaftung der Flächen aus landwirtschaftlicher Sicht zu optimieren.“ Bisher gelinge das zwar auch, aber nur über privatrechtliche Tauschverträge.

Das, so Carl-Albrecht Bartmer, sei „kein Dauerzustand“. „Im Ergebnis sollen die Besitzer zusammenliegende Flächen haben.“ Umfangreiche Voruntersuchungen sind dazu nötig, Vermessungen und Bodenbewertungen. Es müssen Kriterien festgelegt werden, unter deren Prämissen Flächen getauscht und zusammengeführt werden können. Wege- und Gewässerpläne entstehen genauso wie ein landwirtschaftspflegerischer Begleitplan.

Das zunächst ist für die nicht betroffene Öffentlichkeit uninteressant. Spannend wird es, weil durch das Flurbereinigungsverfahren auch die Möglichkeit offeriert ist, die ländliche Infrastruktur zu verbessern. „In den nächsten Jahren werden verschiedene Wege entstehen, die eine optimale Erreichbarkeit der landwirtschaftlichen Nutzflächen ermöglichen, aber auch das Netz der Rad- und Wanderwege verbessern“ (Beitrag unten). Um dauerhaft der Vernässung von Äckern entgegen zu wirken, ist zudem vorgesehen, das vorhandene Grabensystem als Vorfluter wieder so herzustellen, dass der Ablauf des Oberflächenwassers in die Liethe funktioniert. Zudem sollen Teile der Rathmannsdorfer und Hohenerxleber Kleingartenanlagen zurückgebaut werden.

Es wird deutlich, dass privates Interesse der Landwirte auf öffentliches Interesse von Kommunen und Bürgern trifft. In den kommenden zwei Jahren werden rund 2,6 Millionen Euro investiert. Das Land Sachsen-Anhalt und die Europäische Union fördern 68 Prozent.

Die Teilnehmergemeinschaft muss als Eigenanteil rund 360 000 Euro selbst aufbringen. Viel Geld. „Wir haben deshalb wirklich nur Schwerpunktmaßnahmen entwickelt, die nachhaltig die Situation verbessern und nicht den Kostenrahmen sprengen.“ Aktuell erhalten die Grundstückseigentümer Post vom ALFF. Sie zahlen entsprechend der Größe ihrer Flächen einen finanziellen Beitrag. Carl-Albrecht Bartmer findet das in Ordnung. „Hier wird ein Grundstück entwickelt und durch die Erschließung und Vernässungssicherung im Wert gesteigert. Der Eigenanteil ist gewissermaßen eine Investition in die eigene Fläche.“

Gleichzeitig sagt der Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft aber auch, dass die Bereitstellung öffentlicher Gelder sinnvoll ist. „Die Allgemeinheit profitiert davon, dass ländliche Bereiche erschlossen werden. Die Wege sind häufig für alle nutzbar. Wenn Gärten zurückgebaut werden, entlastet das den Stadthaushalt, denn es handelt sich um kommunale Flächen.“ Ein nicht von der Hand zu weisender Aspekt sei die „Entspannung von Reibungen“, so Carl-Albrecht Bartmer. Wenn man die Dörfer vom landwirtschaftlichen Verkehr entlaste, von schweren Fahrzeugen, die in der Erntezeit zum Teil Tag und Nacht unterwegs sein müssen, und von Verschmutzungen, wenn die Maschinen von den Feldern kämen, dann könne man Konflikte von Anfang an deeskalieren. „Das Flurbereinigungsverfahren ist deshalb meiner Ansicht nach ein gutes Instrument, vielen Interessen im ländlichen Raum gerecht zu werden und diesen Raum zu ordnen. Es ist anerkennenswert, dass die öffentliche Hand das mit viel Geld unterstützt.“