1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Staßfurt
  6. >
  7. Panzer im See: Wahrheit oder Legende?

Im Internet kursiert das Gerücht, dass im Schachtsee Reste des Krieges liegen Panzer im See: Wahrheit oder Legende?

Von Nadja Bergling 10.08.2011, 04:30

Ist es die Wahrheit, oder hat sich da jemand nur eine Geschichte ausgedacht? Im Internet wurde vor einigen Jahren das Gerücht verbreitet, dass im Schachtsee in Wolmirsleben ein alter deutscher Panzer auf dem Grund liegt. Bürgermeister Knut Kluczka weiß davon nichts.

Wolmirsleben. Im Internet kursieren die verrücktesten Geschichten und Gerüchte. Aufgeregte Bürger berichten von Ufo-Sichtungen, andere haben den vor langer Zeit gestorbenen Elvis Presley gesehen. Wie viel Wahrheit in solchen Geschichten steckt, muss jeder für sich entscheiden. Zwischen diesen ganzen Erzählungen gibt es auch Foren, in denen sich Menschen über Gehörtes austauschen. So auch über die Geschichte vom Panzer im Schachtsee in Wolmirsleben.

"Der Panzer hat in Schneidlingen noch geschossen"

Vor einigen Jahren sorgte dieses Thema für heftige Diskussionen in einem Militär-Forum. Dort steht geschrieben: "Bei uns hier in Sachsen-Anhalt, in der Nähe von Magdeburg, gibt es einen See in Wolmirsleben – den Schachtsee. Zum Ende des Krieges war dort ein Panzer stationiert, dessen Mannschaft sich aus dem Staub gemacht hatte. Damals war nicht viel Wasser im See. Aber nach und nach stieg das Wasser. Nun ist der See rund 25 Meter tief und der Tiger ist immer noch drin." Der Tiger ist ein schwerer deutscher Panzer. 1350 Stück wurden in den Jahren 1942 bis 1944 gebaut. Er ist rund 57 Tonnen schwer, rund neun Meter lang und vier Meter breit.

Diese Behauptung im Internet blieb nicht lange ohne Kommentar. Und immer mehr Forum-Nutzer äußerten ihre Gedanken dazu. So wird unter anderem behauptet, dass es sich bei dem Panzer nicht um einen Tiger, sondern um einen sowjetischen T34 handelt. Sogar von Versuchen, den Panzer zu DDR-Zeiten zu bergen, wird berichtet. Bei den Versuchen sei es allerdings geblieben. Aber auch ein Taucherteam habe, so heißt es weiter, den Panzer als Tiger identifizieren können.

"Von einem Panzer im Schachtsee habe ich nichts gehört"

Ein Nutzer des Forums aus einem Nachbarort von Wolmirsleben schaltete sich ebenfalls in die Diskussion ein und schrieb, dass es sich zu 100 Prozent um einen deutschen Panzer handelt. Auch die Geschichte dazu hat er parat: "Bevor der Panzer dort zurückgelassen wurde, schoss er noch in Schneidlingen auf amerikanische Panzer. Er wurde dann im noch nicht vollgelaufenen Tagebau abgestellt. Der See lief voll und der Panzer verschwand. Vor etwa 20 Jahren lag der Panzer noch tief genug, um ohne Sauerstoffflasche nach ihm zu tauchen. Ein paar Jungs tauchten hinunter und brachten Munition mit nach oben. Das hat die Polizei mitbekommen und ihn weiter hinein gezogen. Er liegt jetzt etwa 14 Meter tief."

Auch Skeptiker meldeten sich zu Wort und machten deutlich, dass im Laufe der Zeit sehr viel bei solchen Sachen dazugedichtet wird. Und eine zweite Behauptung wurde aufgestellt. Im nahen Gröningen soll mit 100 prozentiger Sicherheit im Loch "Grundlos" ein T34 liegen.

Doch schon bald wird in diesem Forum die Sache in Wolmirsleben richtig gestellt. Es handelt sich um eine Legende, die im Magdeburger Raum weit verbreitet ist. Auch Kurt Kluczka aus Wolmirsleben, der sich seit vielen Jahren intensiv mit der Geschichte seines Heimatortes befasst, kann die Geschichte vom Panzer im Schachtsee nicht bestätigen. "Da liegt kein Panzer drin. Das wüsste ich. Aber eine alte Lok, die damals im Bergbau genutzt wurde, die befindet sich noch am Grund des Sees", weiß der Wolmirsleber. Auch Bürgermeister Knut Kluczka hat noch nie von einem Tiger im See gehört.

"Die Geschichte vom Panzer ist auf jeden Fall wahr"

Oder ist da doch ein Stück Wahrheit dran? Denn eine Wolmirsleberin, die den Schachtsee schon ihr ganzes Leben lang kennt, bestätigt die Aussage, dass es einen Panzer im Schachtsee gibt. Ihre Mutter habe ihr die Geschichte erzählt. "Der Panzer ist damals abgesackt und wurde nicht wieder heraus gezogen", erklärt die Frau.

Annett Prinz, Mitarbeiterin am Schachtsee, hat davon noch nichts gehört: "Hier waren schon so viele Taucher unten, aber die haben noch nie etwas von einem Panzer gehört. Ich werde aber ganz bestimmt Kontakt zu ihnen aufnehmen und fragen, ob sie etwas wissen." Doch ihr wurde eine ganz andere Geschichte zugetragen. "Alte Loren und Schienen sollen sich auf jeden Fall noch auf dem Grund des Sees befinden", erklärt Annett Prinz weiter.

Wer weiß, wie viele Dinge sich noch am Boden des Gewässers finden lassen. "Vor ungefähr zehn Jahren hat auch eine Besucherin ihre Brillantenhalskette im Wasser verloren. Sofort forderte sie mehrere Taucher an. Doch die Suche blieb erfolglos", kann Annett Prinz berichten.