Sommerserie Salzländer Kulturstempel: Auf Spurensuche in der Alten Ziegelei Westeregeln
Die Strahlkraft des Salzlandkreises über seine Grenzen hinaus könnte besser sein. Dazu braucht es Botschafter. Der Salzländer Kulturstempel hat schon so manchen Besucher zum Konsul gemacht. In unserer Sommerserie gehen wir auf Entdeckungstour, stellen sechs Stationen vor.
Westeregeln - „Als ich das erste Mal hier war, hätte ich nie gedacht, dass es einmal so aussehen würde.“ Siegfried Mayer lässt seinen Blick über das weite Areal schweifen. Vor ihm erwacht die Alte Ziegelei im morgendlichen Sonnenlicht. Wo im 18. Jahrhundert zunächst Gips produziert wurde und Anfang des 19. Jahrhunderts die Herstellung von Ziegeln folgte, befindet sich inzwischen ein Museum. Seit 1997 Stück für Stück errichtet.
Der heute 73-Jährige lernte das Objekt erst 2005 kennen, als er eine AB-Maßnahme antrat. Seitdem ist er Feuer und Flamme für die Alte Ziegelei, führte schon unzählige Interessierte über das Gelände. Seit Ende 2018 auch verstärkt Stempelsammler. Das Museum in Westeregeln bildet die 39. und damit vorletzte Station auf dem Weg zum Kulturkonsul. Mayer hat schon so manches Stempelkissen verbraucht. Dem Hakeler gefällt die Idee, die hinter dem Kulturstempel steckt. Weil die Salzländer verstärkt ihre Heimat entdecken. Aber auch, weil durchaus Touristen auf Leuchttürme der Region aufmerksam werden. Das Bau- und Industriedenkmal in der Egelner Mulde ist zweifelsfrei einer. Nicht nur ob seines Schornsteins, der nur knapp vor dem Verfall gerettet werden konnte. Wie die gesamte einstige Fabrik.
Nach einem Überblick anhand eines großen Modells beginnt der Rundgang. Vorbei am Gipsofen, zwei Bienenwagen, einem alten Bagger und dem weiten Blick auf das Geo- und Biotop in der einstigen Tongrube geht es zum Herzstück der Anlage: dem Hoffmann’schen Ringofen, der als der längste in Europa gilt. Erfinder Friedrich Hoffmann stammt aus dem unweit entfernten Gröningen. An einer Stelle kann der Ofen, nur an einigen Punkten erhellt vom eindringenden Sonnenlicht, betreten werden und lässt die Ausmaße erahnen.
„Die Heizer gingen von Klappe zu Klappe und schippten die Kohlen rein“, erzählt Mayer eine Etage höher. Hier wurden die fertigen Ziegel zum Trocknen gelagert. Der Blick des 73-Jährigen geht nachdenklich zur Decke. Er ist froh, dass das Dach rechtzeitig saniert werden konnte. „Wäre die Sozial-Aktien-Gesellschaft nicht gekommen, wäre hier Feierabend gewesen.“ Die Bielefelder erwarben das Objekt 1997, um die Museumsziegelei aufzubauen – als gemeinnütziges Arbeitsbeschaffungs- und Qualifizierungsprojekt.
Ein Unterfangen, das längst nicht beendet ist. Dach, Schornstein, Fachwerk, Fenster..., viele wesentliche Sanierungsarbeiten sind umgesetzt. „Es gibt aber immer genug zu tun“, sagt Mayer, während er die Tür zum Maschinenraum öffnet. Dort wurde der Ton zunächst gemahlen, dann mit Wasser versetzt. Das Gemisch wurde dann gepresst, die Steine anschließend halbautomatisch geschnitten. „Die Anlage ist nach wie vor funktionsfähig“, freut sich Mayer. Zum Ziegeleifest werde der Koller immer angestellt, damit Besucher hören, wie laut die Maschinen gearbeitet haben. Heute bleiben sie still.
Zurück im Freien folgt er den Gleisen. Und bleibt mitten in der einstigen Tongrube vor einer Garage stehen. Kaum hat er die Tür geöffnet, umspielt ein Lächeln sein Gesicht. Siegfried Mayer hat bei der Restaurierung der Lok mit angepackt. Zu gern sitzt er am Steuer, um Kindergruppen durch die einstige Grube, das heutige Geo- und Biotop, zu chauffieren. Gruppen konnte er coronabedingt länger nicht über das geschichtsträchtige Areal fahren. Er hofft, dass dies alsbald wieder möglich sein wird. Bis dahin erzählt er Stempeljägern, wie hier einst gearbeitet wurde. Zum Abschluss jeder Tour begleitet er sie zum Ausgang. Dort ist der rote Kasten angebracht, in dem der Stempel liegt. Ein routinierter Handgriff genügt und die 39 ist im Stempelbuch verewigt.
Dem Heft liegt eine Karte bei, die es erleichtert, die nächsten Ziele ins Visier zu nehmen. Von Westeregeln aus ist es ein Katzensprung zur Wasserburg Egeln und zur Heimatstube Unseburg. Die beiden Stempel lassen sich bei einem Ausflug in die Egelner Mulde auch noch mit sichern.
Die Kulturstempel-Stationen
Aschersleben
1 Burg Freckleben
2 Grafikstiftung Neo Rauch
3 Zoo Aschersleben
4 Adam-Olearius-Denkmal
Barby
5 Bockwindmühle in Sachsendorf
6 Lichtmess-Museum Glinde
7 Ringheiligtum Pömmelte
8 Schrotholzkirche Wespen: (Bericht am 21. August)
9 St.-Johannis-Kirche
10 Elbe-Saale-Spitze
Bernburg
11 Märchengarten im Paradies
12 Schloss Biendorf
13 Schloss Bernburg
14 Tiergarten Bernburg
Seeland
15 Abenteuerland Harzer Seeland in Schadeleben
Calbe
16 Kirche St. Nicolai in Trabitz
17 Der Roland von Calbe
18 Ehemaliges Stiftskloster Gottesgnaden in Schwarz: (Bericht am 7. August)
Hecklingen
19 Basilika St. Georg und St. Pancratius (am 14. August)
Nienburg
20 Kirche St. Gertrud in Neugattersleben
21 Klosterkirche St. Marien und St. Cyprian und Klosterruine
22 Löwendenkmal in Latdorf
23 Nienburger Glockenspiel
24 Schafstall in Grimschleben
Schönebeck
25 Industriemuseum
26 Salzlandmuseum: (Bericht am 4. September)
27 Salzblume
28 Gradierwerk
29 Pretziener Wehr
Seeland
30 Schloss Hoym Stiftung
31 Stiftskirche St. Cyriakus in Frose
Staßfurt
32 Autobahnkirche Brumby
33 Schloss Hohenerxleben: (Bericht am 28. August)
34 Stadt- und Bergbaumuseum
35 Strandsolbad
Gemeinde Bördeland
36 Friedensfahrtmuseum Course de la Paix in Kleinmühlingen
Verbandsgemeinde Egelner Mulde
37 Heimatstube Unseburg
38 Wasserburg Egeln
39 Alte Ziegelei Westeregeln
Verbandsgemeinde Saale-Wipper
40 Schloss Plötzkau