Linke interessiert aktuelle, perspektivische Nutzung des Staßfurter Lands durch Bergbauindustrie Stadtrat lässt sich zu Bergbau informieren
Was im Untergrund von Staßfurt und seinen Ortsteilen bergbaumäßig passiert, darüber ließ sich der Stadtrat auf Antrag der Linken von einem Vertreter des Landesamts für Geologie und Bergwesen (LAGB) unterrichten.
Staßfurt l Diplom-Ingenieur Frank Garlipp vom Dezernat Bohrlochbergbau/Untergrundspeicher schickte seinen Ausführungen voraus, dass er sich konkretere Fragen gewünscht hätte. Der Bergbau sei hier so vielseitig, dass spezielle Fachleute jeweils stundenlang referieren könnten.
Der Bergoberrat ging derweil auf die Kavernen im Solfeld des Sodawerks ein. Demnach würden momentan sieben Kavernen ausgesolt. Die Jahresförderung betrage 880 000 Tonnen, wodurch Hohlräume von 510 000 Kubikmeter entstehen. Fünf bereits ausgesolte Kavernen werden derzeit als Untergrundgasspeicher genutzt. Deren Gas-Kapazität betrage 300 Millionen Kubikmeter.
"Bergbaueigene Stoffe" finden als Versatz in zwei Kavernen Platz. Der Dickstoffversatz sei nach Bundes-Immissionsschutz-Gesetz genehmigt. Geplant wird eine Kavernennutzung als "Adiabatischer Druckluftspeicher für die Elektrizitätsversorgung", wozu heute Abend eine Fachtagung im Sodawerk stattfindet.
Frank Garlipp informierte weiter über den Kalksteinabbau im Tagebau Förderstedt. Demnach würden dort eine Million Tonnen Kalkstein pro Jahr gefördert, der überwiegend der Sodaproduktion diene.
Einen Kies-Sand-Tagebau erwähnte der LAGB-Vertreter noch mit dem Tagebau Marbeschacht, wo jährlich 0,1 Million Tonnen gewonnen werden als Betonzuschlagstoffe. Die 1998 planfestgestellte Fläche betrage 161 Hektar.
"Alle zwei Jahre müssen neue Hauptbetriebspläne von den jeweiligen Unternehmen eingereicht werden, weil alles einer dynamischen Entwicklung - nach oben oder unten - unterliegt", erklärte der Gast. Die beiden Landwirte im Stadtrat Marco Kunze und Johann Hauser interessierte, wie lange solche Planfeststellungen gültig sind. Garlipp: 25 Jahre.
Gerhard Wiest klärte schließlich nochmal über die Beweggründe der Linken auf: "Unsere Frage resultiert aus einer gewissen Sorge. Mehr als 100 Jahre werden Hohlräume geschaffen, jetzt mit den Kavernen. Da wollen wir wissen, mit welchen Risiken das verbunden ist." Gas oder Wasserspeicher seien nicht so risikovoll wie Dick- oder andere Stoffe, die sich vielleicht auf Grundwasser-Adern auswirken. Hierzu konnte der Bergbauexperte beschwichtigen: "Für Dickstoffe gilt eine Versatzverordnung. Und ein Langzeitsicherheits-Nachweis liegt vor." Nichts dürfe in die Biosphäre oder in Wasserströme gelangen. Im Übrigen sei bislang nichts darüber bekannt, dass durch den hiesigen Salzstock Wasser ströme. Garlipp räumte aber ein, dass er den Wissensstand in 20 Jahren heute nicht beeinflussen könne.
Günter Döbbel (FDP/off. Liste) warf unterdessen ein Problem auf, wonach die zahlreichen Tagebaurestlöcher ringsum Staßfurt zu wilden Mülldeponien werden.