Unwetter Starkregen in Hecklingen: Häuser nach Unwetter erneut überschwemmt
Die Gewitterfront mit Starkregen, die Dienstagabend über Sachsen-Anhalt zog, sorgte in Hecklingen zum vierten Mal in diesem Jahr für eine Überschwemmung von mehreren Straßen. Anwohner der Hermann-Danz-Straße in Hecklingen fordern Einsatz der Politik, damit sie nicht dauernd absaufen.

Hecklingen - In Hecklingen standen nach dem Gewitter die Staßfurter Straße gleich in mehreren Abschnitten, die Hermann-Danz-Straße im Kreuzungsbereich zur Staßfurter Straße, der Birkenweg, die Bahnhofstraße und die Gierslebener Straße unter Wasser. Die Kanalisation schaffte es nicht, die enormen Wassermassen aufzunehmen und abzuleiten.
Am schlimmsten war es in der Hermann-Danz-Straße. Dort liefen die Gullys über und sorgten für eine Überschwemmung nicht nur mit Regenwasser, sondern auch mit Fäkalien. „Bei uns liefen 15 Zentimeter durch den Flur und auf den Hof. Das ist schon das vierte Mal in diesem Jahr“, sagte Detlef Zeidler. Eine Nacht zuvor war die Regenmenge gerade so an der Grenze, sonst wäre das Wasser schon da im Haus gewesen.
Aus diesem Grund schaut sich das Ehepaar den Wetterbericht jeden Tag mit einem mulmigen Gefühl an. „Wir fahren nicht in den Urlaub, denn es wäre ganz schlimm, wenn die Brühe mehrere Tag im Flur stehen würde“, sagte Detlef Zeidler und fügte hinzu: „Das ist nicht normal.“ Er glaubt, dass sich das Sieb aus dem Regeneinlauf im Kanal an der Stelle verklemmt hat, wo sich die Leitung verjüngt. Dadurch habe das Wasser dieses Mal höher gestanden, weil es nicht ablaufen konnte. „Wenn die das da nicht rausholen, passiert das jedes Mal“, sagte der Hecklinger. Die Anwohner verlangen von den Verantwortlichen, dass endlich was unternommen wird, damit sie nicht ständig absaufen. Detlef Zeidler regte an, auf dem Gelände hinter dem Trocknungswerk die Regenwasserwassermengen in die Freifläche abzuleiten, da das Klärwerk das auch nicht schaffe. Das ganze Dilemma sei aus seiner Sicht darauf zurückzuführen, dass man beim Straßenbau damals nicht korrekt gearbeitet habe. „Die Straße ist heute 30 Zentimeter höher als früher. Wir sind früher aus unserem Tor rausgefahren. Jetzt fahren wir hoch, um auf die Straße zu kommen“, sagte er.
„Die letzten zwei Jahre hatten wir Ruhe“, sagte Dieter Jung, der auf der anderen Straßenseite wohnt. Er hatte bevor die Kameraden der Ortswehr zum Einsatz kamen in Eigeninitiative dafür gesorgt, dass das Wasser in den Kanal ablaufen kann. „Die Stadt macht die Einläufe nie sauber, immer erst danach“, monierte er.
Autos übersehen Kanaldeckel in Hecklingen
Die Kameraden mussten in der Staßfurter Straße, der Landstraße 73, zunächst einen hochgedrückten Kanaldeckel wieder einsetzen. Unmittelbar davor setzte dort ein Pkw-Fahrer, der die Gefahr offenbar nicht gesehen hatte, mit seinem Auto auf.

Von einem genervten Anwohner mussten sich die Feuerwehrleute Vorhaltungen machen lassen, warum sie erst jetzt nach dem Gewitter anrücken obwohl es vom Wetterbericht angekündigt gewesen sei.
„Beschimpfen lassen brauchen wir uns nicht. Wir Feuerwehr-Kameraden sind eigentlich nur dafür da, Absperrmaßnahmen durchzuführen, sodass kein weiterer Schaden passiert, und die Gullydeckel zu ziehen, damit das Wasser ablaufen kann. Uns trifft keine Schuld an der Überschwemmung. Es macht auch unseren Leuten keinen Spaß, in ihrer Freizeit in den Fäkalien rumzulaufen und die Gullys freizumachen“, stellte Stadtwehrleiter Steffen Bruchhardt klar. Seinen Worten zufolge war Dienstagabend in der Stadt nur die Ortswehr Hecklingen zum Einsatz gekommen.
„Diese Unwetter können nicht von der Kanalisation aufgenommen werden“, sagte der Geschäftsführer des Wasser- und Abwasserzweckverbandes „Bode-Wipper“ Staßfurt Andreas Beyer. Denn die hydraulische Bemessung des Kanals reiche nicht aus, um die Regenwassermengen aufzunehmen und abzuführen. Im Bereich Staßfurter Straße befinde sich ein Mischwasser-Kanal mit einem Durchmesser von 1,20 Meter, der das gesamte aus Wilsleben, Winningen und Hecklingen anfallende Schmutzwasser sammelt. Dieser verjünge sich im Bereich des Bahnübergangs, was als Flaschenhals zum Rückstau führe. „Dieser Flaschenhals sollte durch eine Entlastung in den Beek beseitigt werden. Die technische Umsetzung scheiterte jedoch an der Tatsache, dass die Trinkwasserzuführungsleitung der TWM gekreuzt werden müsste. Die wesentliche teurere Alternative wurde mangels Fördermitteln nicht umgesetzt, zumal das Problem sich die letzten Jahre eher selten stellte“, sagte Andreas Beyer. Er kann sich nicht vorstellen, dass die genervten Anwohner einen neuen Kanal möchten, der dann einen entsprechenden Abwasserbeitrag nach sich ziehen würde.

Die vorhandenen Regenwassereinläufe der Staßfurter Straße seien nicht in der Lage, die anfallenden Mengen hydraulisch aufzunehmen und abzuführen. Selbst wenn der Kanal eine Entlastung erhalten würde und nicht zurück staut, werde es bei Starkregen immer wieder vorkommen, dass der Straßenkörper, der in Zuständigkeit des Landes liege, überflutet werde, betonte der Geschäftsführer. Dazu wie mögliche Lösungen aussehen könnten, gebe es Gespräche mit der Stadt Hecklingen, sagte Andreas Beyer.