Westeregeln Tag des Geotops

Am Sonntag wird der bundesweite „Tag des Geotops“ veranstaltet. In der Ziegelei Westeregeln wird Diplom-Geologe Karl Wächter Besucher bei einer geologischen Exkursion führen.

Von Daniel Wrüske 18.09.2015, 15:45

Westeregeln l „Ein Geotop von überregionaler Bedeutung“ - so hat Karl Wächter seinen Beitrag im Buch „Die Alte Ziegelei Westeregeln - Geschichte und Geschichten vom Kalkberg“ genannt. Eine Festschrift, in der die Wiederbelebung des Industriedenkmals seit der Wende gewürdigt wird. Tatsächlich ist das Areal einzigartig in vielerlei Hinsicht. Auch was die Untergrundformation angeht. Die Ziegelei liegt zentral auf dem Staßfurt-Egelner Salzsattel.

Er erstreckt sich im Südosten von Güsten bis in die Region Helmstedt im Nordwesten. Relativ eng liegen sehr unterschiedliche Bodenschätze wie Salz, Gips, Ton, Braunkohle, Kiese und Sande zusammen. „Besonders in Westeregeln ist eindrucksvoll zu erkennen, wie der Untergrund aussieht“, erklärt Karl Wächter. Die Abbaugruben der Ziegelei würden Experten wie Laien interessante Einblicke in die Struktur gewähren, sagt der Geologe.

Denn durch verschiedene Bewegungen sind die unterschiedlichen Gesteinschichten zusammen- und nach oben gedrückt worden. Der unterirdische Sattel faltet sich sozusagen in der zur Ziegelei gehörenden Tongrube auf, richtet sich horizontal hoch und zeigt sich im geologischen Sichtfenster der Grube mit seinen wunderschönen steilgestellten Buntsandsteinflanken. Ein Prozess, so sagen es die Fachleute, der bis in die Gegenwart anhalte. Innerhalb dieser Bewegung kommt auch das Salz an die Oberfläche. Im Grundwasser aufgelöst, bildet es eine Gipsschicht, die den Salzstock bedeckt.

Diese besondere Formation machte Westeregeln schon von Alters her bedeutsam für Menschen. Nicht nur wegen der Salzgewinnung in der Region. Sondern auch wegen des Tons und des Gipses. Sie wussten um den unter der dünnen Bodenschicht liegenden Gips- felsen. Frühzeitig war das Gebiet besiedelt. Das haben Geologen und Archäologen gleichermaßen für viele Jahrhunderte nachgewiesen. In kleinen Gruben begann man Gips abzubauen und zu brennen. Das Ergebnis war ein nützlicher Baustoff mit wertvollen Eigenschaften.

Die Reste der Ziegelei sind heute wichtige historische Zeugnisse für den Höhepunkt dieser Entwicklung. Sie liegt auf dem sogenannten Kalkberg. „Aber Kalk kommt hier gar nicht vor“, berichtet Karl Wächter. Allerdings nutzten die Menschen den Begriff allumfassend für alles, was sie im Boden fanden. Mit dem verstärkten Gipsabbau, der bis in das 20. Jahrhundert reichte, setzte auch der Abbau von Ton ein, der seit Beginn des 19. Jahrhunderts bis hin zum Anfang der 1990er Jahre in der Alten Ziegelei in Westeregeln gebrannt wurde. Danach lag alles still und nur am Rand sei erwähnt, dass sich deshalb hier auch ein einzigartiges Biotop mit einer großen Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren entwickeln konnte.

Am kommenden Sonntag will Karl Wächter bei einer Führung zeigen, welche wunderbaren Einblicke in die Beschaffenheit der Bodenschichten möglich sind. „Es wird eine Erläuterung der geologischen Situation geben“, sagt der Experte. Er wird bei der Exkursion von Grit Balzer vom Landesamt für Geologie begleitet. „Durch die langen bergbaulichen Aktivitäten der Gips- und Tongewinnung wurden die Gesteine und ihre besonderen Lagerungsverhältnisse sichtbar und bieten somit nicht nur Fachleuten einen anschaulichen Blick in das Buch der Erdgeschichte“, sagt Karl Wächter und lädt Interessenten herzlich ein.

Geologische Exkursion in die ehemaligen Abbaugruben der Ziegelei Westeregeln am kommenden Sonntag, 20. September, in der Zeit von 14 bis 16 Uhr. Treffpunkt ist die alte Ziegelei. Die Veranstalter empfehlen Festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung. Die Teilnahme erfolgt auf eigene Gefahr. Die Führung ist Teil der Aktionen in Sachsen-Anhalt zum Tag des Geotops. Informationen dazu im Internet unter: www.tag-des-geotops.de