Theater in Staßfurter Berufsbildender Schule Wenn die „Verwandlung“ nicht aufzuhalten ist
Der Schauspieler Reimund Groß hat Berufsschülern in Staßfurt Franz Kafkas Erzählung „Die Verwandlung“ nähergebracht.

Staßfurt - In der Turnhalle der Berufsbildenden Schule des Salzlandkreises in Staßfurt sind die Bänke voll besetzt. Ein Lachen geht durch die Reihen der Elft- und Zwölftklässler, als Schauspieler Reimund Groß sich auf einem Stuhl in der Mitte der Turnhalle wendet wie ein Käfer. Ein Käfer, der zuvor ein Mensch gewesen ist. Ob in sanfter Stimme einer jungen Frau, im gutgläubigen Ton des Gregor Samsa oder in wütend-kratziger Stimme des Erzählers – Reimund Groß wird zur Hauptfigur, dessen Schwester, Vater und Mutter gleichermaßen.
Die Ein-Mann-Inszenierung von Franz Kafkas Erzählung „Die Verwandlung“, die der 60-jährige Schauspieler am Donnerstagmorgen präsentierte, ist bei den Schülern und Lehrern überwiegend positiv angekommen.
„Ich bin gelernter Landwirt, habe aber 1987 Schauspiel in Köln studiert“, erzählt er den jungen Erwachsenen. Seit 2006 hat er Klassiker der Literatur wie E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“ oder Georg Büchners „Woyzeck“ − eines seiner Lieblingsstücke, das er sogar mit E-Gitarre begleitet − im Programm. Sein Ziel ist es, den Schülern die Kunst wieder näher zu bringen. „Sie gehört zur Kultur, und es ist nicht gut, wenn diese verkommt.“ Denn, fügt er hinzu, „es gibt etwas zwischen Null und Eins. Und genau da spielt die Poesie rein.“
Eingeladen wurde Reimund Groß von den Deutschlehrerinnen der Schule. „In der 13. Klasse haben wir die Erzählung schon gelesen, mit den Zwölften haben wir eine Einführung gemacht“, erklärt Deutsch- und Englischlehrerin Daniela Scherf. „Ich bin insbesondere von seiner Stimmgewalt beeindruckt“, sagt sie. Und möchte den Künstler auch im kommenden Jahr wieder einladen. Doch was sagen eigentlich die Schüler zu dem Schauspiel?
Maximilian Ziebart hat sich zu Wort gemeldet. „Ich habe, als ich den Text gelesen habe, keinen Unterschied zwischen Erzähler und Gregor Samsa gemacht“, erklärt er. Die Geschichte fand er traurig und deprimierend. Durch die Interpretation habe er mitbekommen, dass der Erzähler eher aufbrausend war. „Ich fand es sehr interessant.“
„Ich bin eher mit einer ‚Keine-Lust-Einstellung‘ hineingegangen“, erzählte die 22-jährige Lena Lohde, die eigentlich kein Theater mag. „Ich habe es dann aber sehr positiv wahrgenommen.“ Der Zwölftklässlerin Priscilla Herbst hat es ebenfalls gut gefallen: „Es war ein spannender Ansatz. Die Monologe und der Schauspieler waren sehr interessant.“