Landtagswahl Wie ticken die Direktkandidaten für die Landtagswahl in Staßfurt und Bernburg?
Am Sonntag steht in die Landtagswahl an. In den Wahlkreisen in Staßfurt und Bernburg bewerben sich je sieben Politiker für je ein Direktmandat. Wie die Politiker zu einzelnen Themen stehen, können Wähler unter kandidierendencheck.de herausfinden.

Staßfurt/Bernburg - Der Endspurt im Wahlkampf bei der Landtagswahl ist eingeläutet. Vor allem unter freiem Himmel laden die Parteien und Kandidaten zu Gesprächen ein. Fragen werden beantwortet. Es wird erklärt, wofür die Parteien und die Direktkandidaten stehen. Und doch sind noch viele Wähler unentschlossen.
Diese Fragezeichen im Kopf können zum Beispiel mit dem „Wahl-O-Maten“ aufgelöst werden. Diese Wahlempfehlungsanwendung im Internet wird seit 2002 angeboten. Seit Ende 2004 ist das Portal abgeordnetenwatch.de online. Seit 2009 wird dazu das Portal kandidierendencheck.de betrieben. Damals wurde dieses für die Bundestagswahl eingeführt und wird seitdem für jede Wahl übernommen. Die Betreiber sind die gleichen wie bei abgeordnetenwatch.de. Anhand von 20 Thesen, denen man zustimmen oder die man ablehnen kann – auch eine Enthaltung ist möglich – können die Direktkandidaten im Wahlkreis unter die Lupe genommen werden.
Sowohl im Wahlkreis 19 (Staßfurt) als auch im Wahlkreis 21 (Bernburg mit Güsten) haben die Betreiber den Direktkandidaten von CDU, AfD, Linke, SPD, Grüne, FDP und Freie Wähler die Möglichkeit gegeben, sich zu positionieren. Es geht vor allem um landespolitische Themen. Autobahnausbau, Kinderbetreuung, Geschlechtergerechtigkeit, Bildung, Integration, Gesundheit, Ökologie oder Digitalisierung sind Themen, die da unter anderem angesprochen werden. Wenn alle 20 Thesen beantwortet sind, sieht der Nutzer, welche Kandidaten prozentual mit den eigenen Antworten am meisten übereinstimmen.
Im Staßfurter Wahlkreis haben Michael Einer (Grüne), Bianca Görke (Linke) und Sven Rosomkiewicz (CDU) bisher teilgenommen. Nachdem die Volksstimme bei Matthias Büttner (AfD) nachgefragt hatte, warum er nicht teilnimmt, entschloss sich dieser noch kurzerhand, die 20 Thesen zu beantworten. „Ich nutze abgeordnetenwatch.de selbst und finde es gut. Ich bin für hohe Transparenz“, so Büttner.
Kandidaten wurden bereits im April angeschrieben
Anja Schröter (SPD) vermutet, dass sie die Anfragen des Portals in der Fülle übersehen hat. „Ich hatte das nicht auf dem Schirm“, sagt sie. „Mein E-Mail-Programm platzt aus allen Nähten, genauso wie das Telefon. Eigentlich bräuchte ich einen Sekretär für die letzten vier Wochen.“ Generell findet sie solche Portale „gut und schön“. Aber: „Ich bin ein Freund von persönlichen Gesprächen und beantworte Fragen lieber direkt.“
Johann Hauser (FDP) meinte: „Ich kenne das Portal nicht, würde aber daran teilnehmen.“ Auch er ist im Wahlkampfstress, um für sich zu werben. Er will schauen, ob er noch daran teilnimmt. Karin Brandt (Freie Wähler) war eine Anfrage von dem Portal ebenfalls nicht bekannt. Auch sie wird aber mit Anfragen überhäuft. Sie will ihre Mails noch einmal durchforsten.
Im Wahlkreis 21 (Bernburg mit Güsten) haben Stefan Ruland (CDU), Claudia Weiss (AfD), Henriette Krebs (Linke), Erich Buhmann (Grüne) und Heike Voigt (Freie Wähler) bereits teilgenommen. Paul Engel (SPD) wollte sich sofort kümmern, nachdem die Volksstimme bei ihm anfragte. Johanna Engel (FDP) hatte die Thesen bereits beantwortet. Es gab aber Übermittlungsprobleme, die sie umgehend löste.
Wie funktioniert die Erhebung der Aussagen der Direktkandidaten? „Wir schreiben die Kandidierenden schon viele Wochen vor der Wahl an. Bereits Anfang April wurden alle Direktkandidierenden von uns informiert, dass sie ein eigenes Profil auf abgeordnetenwatch.de hatten, konnten es bearbeiten, pflegen und ergänzen, sowie auch schon am Kandidierenden-Check teilnehmen“, sagt Léa Briand, Pressesprecherin von abgeordnetenwatch.de. „Es liegt natürlich in unserem Interesse, dass möglichst viele mitmachen, damit es repräsentativ ist.“
Im Vorfeld steht eine große Recherchearbeit, da die Kontakte einzeln recherchiert werden müssen. „Wir haben viele Mitarbeiter, die monatelang vor einer Wahl mit der Recherche beginnen“, so Briand. „Ende April wurde die Plattform dann publik gemacht und die Kandidierenden darüber informiert. Sie erhalten dann mehrere Reminder-Nachrichten, dass sie sich am Kandidierenden-Check beteiligen können.“ Parallel telefoniert das Team täglich mit so vielen Kandidaten wie möglich, um sie zur Teilnahme zu animieren.
Rücklauf von über 70 Prozent gut
Bis zum Tag der Wahl können die Direktkandidaten noch teilnehmen. Danach werden die Positionen auch weiterhin im Netz verfügbar sein.
Wie viele Kandidaten beteiligen sich ? „Wenn wir eine Beteiligung von bis zu 70 Prozent haben, ist das gut“, sagt Briand. „Über 80 Prozent ist sehr gut.“ Bei anderen Landtagswahlen war die Quote laut Briand bei 70 bis 80 Prozent.
Alle Direktkandidaten haben auch ein eigenes Profil bei abgeordnetenwatch.de, das sie füllen können. Hier können die Politiker für sich werben. Dazu gibt es für Wähler die Option, den Politikern zu schreiben und eine Frage zu stellen. Das Portal vergibt dann auch Noten für die Beteiligung. „Tendenziell antworten Parteien wie SPD, Grüne und Linke öfter, weil Themen wie Bürgerbeteiligung und direkte Beteiligung in diesen Parteien Tradition haben“, so Briand.