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Existenzgründer glänzen in Staßfurt mit innovativen und erfolgversprechenden Ideen Zwischen süßen Kunstwerken, "Goldener Kralle" und Angriff auf die Musik-Industrie

Von Falk Rockmann 08.11.2013, 02:06

René Rehwagen will Newcomer-Bands helfen, sich selbst zu vermarkten und damit der großen Musik-Industrie Paroli bieten. Wie der 36-jährige Güstener stellten gestern bei der 12. Existenzgründerbörse weitere 24 Männer und Frauen aus dem Salzlandkreis ihre Ideen vor, mit denen sie den Schritt in die Selbstständigkeit wagten.

Staßfurt l Zucker als Basis für Kosmetik von Undine Setzer aus Unseburg? Was steckt hinter der Jahreszeitenküche von Heike Gorges aus Wilsleben? Auch originelle Firmennamen wie die "Goldene Kralle" der Bernburger Nageldesignerin Christin Poschke machten die Besucher im Foyer des Staßfurter Sparkassenschiffs neugierig, näher hinzuschauen.

Die drei Ego-Piloten der Bereiche Aschersleben-Staßfurt, Bernburg und Schönebeck können mindestens genauso stolz über die gelungenen Präsentationen sein, wie die Existenzgründer selbst.

Wer hat schonmal was von "Repitched" gehört? René Rehwagen aus Güsten kam auf die Idee, Newcomer-Bands eine Plattform zu bieten, Hilfe, sich selbst zu vermarkten.

Und er machte (s)ein Geschäft daraus. "Ich habe selbst mit der Gruppe ,Eisenherz\' erlebt, wie schwer es ist, einen Plattenvertrag zu bekommen. Die Musik-Industrie setzt auf Stars, interessiert sich also für die restlichen 90 Prozent der Musiker überhaupt nicht. Und denen wollen wir eine Chance bieten nach dem Motto: Präsentiere und verkaufe deine Musik." Der 36-Jährige benötigt als Arbeitsgerät übrigens nicht viel mehr als einen Laptop und einen USB-Stick. Er arbeitet seit einem Jahr von zu Hause aus, einem Holzhaus in den Güstener Ratswiesen. "Um global zu agieren, muss ich nicht in Hannover oder Berlin wohnen. Das geht auch vom Salzlandkreis aus." Im Download-Sektor sieht er jedenfalls die Zukunft. Physische Tonträger wie CD oder gar Schallplatten sind überholt.

Erst seit Juni gibt es die Straußenfarm von Norman Schnitzendöbel in Klein Rosenburg - fast einmalig zwischen Wipper und Elbe und im Wachsen begriffen. Aus zehn Tieren, die übrigens noch rechtzeitig vor dem Hochwasser im Elbe-Saale-Winkel in Sicherheit gebracht werden konnten, sind mittlerweile 50 geworden. Neben neuen Geschmackserlebnissen bietet die Farm ein lehrreiches Ausflugsziel.

"Es gibt noch einigen Nachholbedarf im Selbstständigensektor."

"Es gibt einigen Nachholbedarf im Selbstständigensektor in den östlichen Bundesländern", weiß Tilo Wechselberger, Wirtschaftsförderer des Salzlandkreises. "Während deren Anteil hier sechs bis sieben Prozent beträgt, liegt er in den westlichen Bundesländern bei zehn bis zwölf Prozent." Solche Existenzgründerbörsen seien deshalb sehr wichtig.

"Die Messe wird sehr gut angenommen", freute sich Christiane Rumpf. Die "gastgebende" Ego-Pilotin registrierte zahlreiche Nachfragen von potenziellen Existenzgründern, die sich vor Ort informieren wollten. Überhaupt hätte sie bisher in diesem Jahr nach anfänglicher Zurückhaltung schon so viele Erstberatungen durchgeführt, wie das gesamte Jahr zuvor. Da waren es 72. "Bei etwa 40 Prozent davon kommt es auch zu Gründungen", weiß Rumpf.

Ihr Bernburger Kollege Holger Naumann erklärt, dass die Zahl der Gründungen nicht nur von der Gesamtwirtschaftslage im Land abhängig sei. Branchen und Jahreszeiten würden dabei auch eine Rolle spielen. Er plädiert jedenfalls für eine 13. Existenzgründerbörse. Schließlich besteht hier die Möglichkeit, mit Vertretern von Institutionen wie Handwerkskammer, Industrie- und Handelskammer, Banken, Rentenversicherern oder auch Finanzamt persönlich ins Gespräch zu kommen, an denen als Existenzgründer kein Weg vorbei führt.

Schwerpunktthema einer Podiumsdiskussion mit Vertretern von IHK, Rechtsanwälten und Steuerberatern war dieses Mal übrigens die Unternehmensnachfolge.

Seit 2004 registrierte das Ego-Pilotennetzwerk für das Gebiet des heutigen Salzlandkreises 1590 Existenzgründungen, davon 650 Frauen.