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Auseinandersetzung „Der ist nicht mehr tragbar“

Katrin Kunert (Linke) kristisiert die Teilnahme des Geschäfstführers der Kreishandwerkerschaft an Demo der Bürgerbewegung Altmark.

Von Bernd-Volker Brahms 28.10.2015, 00:01

Stendal l Der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bernhard Brauer gerät wegen seiner Teilnahme an der Demonstration Bürgerbewegung Altmark unter Druck. „Der ist in der Funktion nicht mehr tragbar“, sagte die Bundestagsabgeordnete Katrin Kunert (Linke). „Spätestens, als bei der Demo am offenen Mikrophon gehetzt wurde, musste er merken, auf was für einer Veranstaltung er dort gelandet ist“, sagte Kunert, die am Sonntag am Sperlingsbrunnen bei der Demo „Herz statt Hetze“ dabei war. Man habe ihr im Nachhinein zugetragen, was bei der Demonstration der Bürgerbewegung gesprochen wurde.

Brauer hatte sich nicht nur die Redner angehört, sondern schloss sich beim Marsch durch die Innenstadt der Demonstration an, die offen gegen die Asylpolitik der Bundesregierung demonstrierte. „Ich war dort als Privatperson dabei“, sagte Brauer der Volksstimme. Dies habe mit seiner Funktion bei der Kreishandwerkerschaft nichts zu tun.

„Wir tragen das nicht mit“, sagte Kreishandwerksmeister Norbert Nieder aus Kusey. Das Verhalten des Geschäftsführers sei keineswegs autorisiert gewesen. Die Handwerkerschaft wolle damit nicht „in eine Schublade gesteckt“ werden. Es sei eine private Sache des Geschäftsführers gewesen, der nach seiner Information auch keine Handwerkerzeichen getragen habe, so dass seine berufliche Funktion nicht erkennbar war. Man werde bald das Gespräch mit Brauer suchen und den Vorfall intern auswerten. „Wir möchten hören, was er dazu zu sagen hat“, sagte Nieder.

Nach Angaben von Landrat Carsten Wulfänger (CDU) habe es bei der Demonstration der Bürgerbewegung Altmark keine strafrechtlich zu ahndenden Äußerungen gegeben. „Mir ist dergleichen nicht zugetragen worden“, sagte der Landrat am Montag bei einem Pressegespräch. Der Landkreis war Genehmigungsbehörde für beide Demonstration am Sonntag in der Stendaler Innenstadt. Allerdings habe es bei der Polizei mit ihren Experten gelegen, die Redebeiträge auszuwerten. Die Polizei hatte keine Anzeigen wegen beispielsweise volksverhetzender Beiträge geschrieben, bestätigte Polizeisprecherin Beatrix Mertens aus Magdeburg.

In den Sozialen Netzwerken war gestern etwas ganz anderes Diskussions-Thema. Ein Foto der Bundestagsabgeordneten Katrin Kunert kursierte, wie sie bei der Demo am Sperlingsberg den „Stinkefinger“ zeigte. Insbesondere bei der Facebook-Seite der Bürgerbewegung gab es heftige und auch beleidigende Äußerungen. „Da ist mir der linke Mittelfinger ausgerutscht“, gibt Kunert zu und nimmt es mit Humor. „Die Gegenseite ist doch nur sauer und fühlt sich angemacht, weil wir so viele Leute auf die Beine bekommen haben“, sagte Kunert. Wohl auch deswegen gebe es heftigere Reaktionen darauf. In der Situation, als sie den Finger gezeigt habe, seien die Teilnehmer der Demonstration der Bürgerbewegung im Anmarsch gewesen und sie habe dabei keineswegs einen aggressiven Gesichtsausdruck gehabt. „Ich bin einfach so emotional, und Leute, die mich kennen, wissen das richtig einzuordnen“, sagte Kunert.

Sie hoffe, dass die Stendaler einen langen Atem haben und sich auch künftig positionieren werden. „Man muss mit weiteren Demos der Gegenseite rechnen“, sagte die Bundestagsabgeordnete.

„Derzeit liegen keine Anmeldungen vor“, sagte Landrat Wulfänger am Montag. Von der Bürgerbewegung Altmark war gestern keine Antwort zu erhalten. In anderen Medien hatten sie weitere Aktivitäten angekündigt.