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Liedermacher Und Jule will einfach nicht schlafen

Liedermacher Gerhard Schöne war am Sonnabend in Stendal. Mit seinem Programm „Jule schläft fast nie“ begeisterte er das Publikum.

Von Birgit Tyllack 10.01.2016, 23:01

Stendal l Wie? Gibt es zu dem altbekannten Lied jetzt einen neuen Text? „Jule wäscht sich nie“ heißt es doch in diesem Lied über das schöne Mädchen, das man nur aus der Ferne betrachten sollte.

Die vielen Kinder und Erwachsenen – teilweise wurden die Jüngeren von beiden Elternteilen plus Großeltern begleitet – waren gespannt. Und dann ist es soweit: Die Türen im großen Saal des Theaters schließen sich, das Licht geht aus. Im Raum wird es leise: Gerhard Schöne und Willi Wagner, der die Lieder am Marimbaphon und Vibraphon begleitet, betreten die Bühne.

Nach einer kurzen Begrüßung geht es auch schon los: Zwei Lieder – eines davon vom Meeresbezwinger Thomas, der von seiner Mutter jäh aus den Gedanken und der Badewanne gerissen wird – und dann kommt es: Die ersten Töne, die ersten Verse von „Jule wäscht sich nie“. Kein neuer Text, alles ist so, wie man es kennt. Doch warum heißt es dann im Titel der Veranstaltung ganz anders?

Aufklärung naht. In Gestalt von Puppenspielerin Kaja Sesterhenn, die als Fee mit Jule in das Lied hereinplatzt und die beiden Musiker unterbricht. Die sind nicht begeistert, denn sie wollen mit ihrem Programm fortfahren. Doch Jule – Eltern kennen die Masche – schafft es immer noch, ein Lied herauszukitzeln, bevor sie gehen würde. Und so werden viele Lieder gesungen – zum Beispiel „Juschka, unser kleines Kätzchen“ oder „Kleines Mädchen“ –, ohne dass Jule sich fortbewegt.

Auch Geschichten erzählen nützt nicht viel. Weder die Geschichte von der Feuerwehr, die kein Feuer löschen konnte, noch die Geschichte vom Spezialding. Na ja, letztere wurde auch viel zu spannend und witzig von Kaja Sesterhenn alias Fee erzählt. Sie schaffte es, nur mit Geräuschen die gewaltige Maschine, die in der Geschichte gebaut wird, vor dem geistigen Auge aller erscheinen zu lassen. Klar, da heißt es natürlich: „Noch mehr!“

Schließlich versuchen Wagner und Schöne es mit Schlafliedern. Internationale und hausgemachte, lustige und beruhigende Schlaflieder. Doch es nützt nichts: Jule schläft fast nie!

Gerhard Schöne, Willi Wagner und Kaja Sesterhenn begeisterten die Zuschauer mit ihrer gut anderthalbstündigen Bühnenshow. Bei den Mitmachliedern wie „Das Auto von Lucio“ oder „Der F-Tsch-Chqu&%-Wumm-Apparat“ war schwer zu erkennen, wer eifriger dabei war: die Kinder oder ihre Eltern beziehungsweise Großeltern, Tanten und Onkel.

Die Lieder von Schöne sind voller Verständnis für die Ängste und Sorgen, die Bedürfnisse der Kinder. Sie handeln von Phantasie und von der Wichtigkeit, richtig Kind sein zu dürfen und später ein wenig Kind zu bleiben. Es war wunderbar zu sehen, dass offensichtlich die meisten „Großen“ im Saal sich das kindliche Gemüt erhalten haben. Und: die Lieder sind auch nach mehr als dreißig Jahren frisch und erfrischend.