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Bauarbeiten Praxisneubau kann bald beginnen

In Stendal in der Karlstraße soll ein Wohn- und Praxishaus gebaut werden. Zunächst sind jedoch die Archäologen am Zug.

Von Bernd-Volker Brahms 22.03.2016, 00:01

Stendal l Lange Zeit war um das Grundstück in Stendal in der Karlstraße gerungen worden. Es gab die Idee, auf dem städtischen Areal einen Parkplatz für das Theater, das sich genau gegenüber befindet, zu errichten. 2015 verkaufte die Stadt das Grundstück jedoch an den Stendaler Zahnarzt Tobias Mohs, der dort ein Wohn- und Praxishaus errichten möchte. „Wir werden noch in diesem Jahr mit dem Bau beginnen“, sagte Mohs. Die Planungen haben einige Zeit beansprucht. Jetzt muss der Investor nur noch die archäologischen Grabungen abwarten, ehe es dann in der zweiten Jahreshälfte losgeht.

Seit Anfang März ist die Archäologin Ursula Uhl zusammen mit Zeichnerin Diana Dahlke und Grabungsarbeiter Torsten Herm damit beschäftigt, mittelalterliche Gebäudereste freizulegen. „Wir haben einen straffen Zeitplan“, sagte Uhl. Das gesamte Grundstück mit den Hausnummern 16, 17 und 18 ist zu bearbeiten. Nur wenige Wochen bis Mitte April bleiben dafür.

Dass sie etwas finden würde, das war nach Angaben der Archäologin von vornherein klar. „Wir befinden uns hier im Altstadtkern von Stendal, da ist überall etwas in der Erde“, sagte Uhl. Generell werde zunächst auf ein Meter Tiefe ausgegraben und nach Strukturen früherer Bauten gesucht. An speziellen Stellen, beispielsweise dort, wo Brunnenreste gefunden werden, da wird dann auch noch tiefer gegraben. Die Strukturen werden vermessen, fotografiert und gegebenenfalls gezeichnet. „Wir dokumentierten, was wir finden“, sagte Uhl. Die Unterlagen und auch einige Fundstücke werden in Halle beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie archiviert und können bei Bedarf für wissenschaftliche Arbeiten herangezogen werden. „Man muss immer bedenken, dass es für mittelalterliche Gebäude wie hier in der Regel keine schriftlichen Quellen gibt“, sagte Uhl. Wenn das Grundstück erst bebaut ist, dann gebe es keine Rekontruktionsmöglichkeit mehr, die Strukturen sind dann unwiederbringlich weg.

Bisher konnten Mauerreste von Kellerräumen freigelegt werden. Auch ein Brunnen und eine Feuerstelle wurden entdeckt. „Wir haben sogar eine alte Münze gefunden, konnten sie aber noch nicht bestimmen“, sagte Uhl. Datierungen können insbesondere an Holzresten aber auch an Keramik festgemacht werden. „Es gab verschiedene Moden bei den Gefäßen, daher gibt es Anhaltspunkte für das Alter“, sagte die Archäologin, die Angestellte des Anhaltischen Fördervereins für Naturkunde und Geschichte ist.

Bezahlt werden müssen die archäologischen Arbeiten von der Stadt Stendal. Der Investor hatte dies beim Grundstückskauf ausgehandelt.

Im August 2009 waren die Gebäude gegenüber dem Theater abgerissen worden, nachdem sie zu einem Schandfleck heruntergekommen waren. Die Eigentümer hatten sich nicht mehr darum gekümmert, die Stadt hatte sie das Areal aufgekauft. Ein Teil gehörte zu einer ehemaligen Seifenfabrik.

Schon damals war diskutiert worden, das Gelände an einen privaten Investor zu vergeben, um die Baulücke zu schließen. „Der Neubau wird sich an die Straßenflucht anpassen“, sagte Tobias Mohs. Im Stadtrat hatte es vor dem Verkauf 2014 Diskussionen in Bezug auf den geplanten Flachdachbau gegeben. Es gab Stimmen, die die Nichteinhaltung der Gestaltungssatzung sahen. Letztlich wurde die Entscheidung darüber der Verwaltung überlassen.