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Flugplatz Borstel Immer noch Spuren der Armee

Mittlerweile sind die Grundstücke am Rand des Flugplatzes Borstel bei Stendal vom Schutt beräumt - bis auf eines.

Von Thomas Pusch 27.04.2016, 01:01

Stendal l Als der Flugplatz Borstel in den 30er Jahren gebaut wurde, verloren die Eigentümer der benötigten Flächen ihre Grundstücke. Nach dem Krieg wurde das Areal von der Roten Armee genutzt. In den 90er Jahren wurden die Grundstücke zurückgegeben. Nicht unbedingt zur Freude der Eigentümer. Denn nachdem die alten Gebäude abgerissen waren, sollten sie für die Entsorgung des Bauschutts die Kosten tragen. „Das sind doch Folgekosten, die der Staat tragen muss und nicht ein Einzelner“, meinte Detlef Bohnensack im Herbst 2014 in der Volksstimme. Kurz zuvor war ihm die Aufforderung des Landkreises ins Haus geflattert. 50 000 Euro würde ihn die Entsorgung kosten, hatte er ausgerechnet.

Doch mittlerweile hat sich die Situation geändert. Zähneknirschend haben die Eigentümer den Schutt, darunter tonnenweise Asbestwellbleche, entsorgen lassen. Die Natur hat sich ihren Raum zurückgeholt. Alle bis auf einen. Der hat sein Grundstück auch nach eineinhalb Jahren nicht beräumen lassen. Und das ärgert einen alteingesessenen Borsteler, der ungenannt bleiben möchte, maßlos. „Man kann doch nicht zusehen, wie das Areal vermüllt“, sagte er im Gespräch mit der Volksstimme. Er selbst sei auch Eigentümer eines Grundstückes, das von altem Militärschutt befreit werden musste.

„Es gab die Möglichkeit, Belegungsschäden geltend zu machen, da musste dann eben ein Antrag gestellt werden“, erklärte er. Die ihm bewilligte Summe habe die Entsorgungskosten gedeckt. „Die meisten Grundstückseigentümer haben für die Beräumung Fördermittel beim Land beantragt“, informierte Kreis-Sprecherin Angela Vogel auf Volksstimme-Anfrage. Nur der eine Grundstückseigentümer sei noch im Gespräch mit der Unteren Abfallbehörde, wie die Beräumung gewährleistet werden kann. „So lange das hier aber noch so aussieht, wird es immer wieder Menschen anlocken, die hier illegal ihren Müll entsorgen“, meinte der Borsteler. In der Tat, nur wenige Meter von dem Schutthaufen entfernt wurden zahlreiche Mülltüten in die Landschaft geworfen. „Da sieht jeder zu oder auch weg“, findet der Mitt-Sechziger, der in Borstel aufwuchs und dem es deshalb nicht nur eine Sache des Durchsetzens von Recht und Ordnung ist, sondern auch eine Herzensangelegenheit. Fast täglich ist er mit seinem Hund oder seinem Fahrrad auf dem Gelände unterwegs, das er von Kindesbeinen an kennt. Damals waren dort noch die Rotarmisten. Ein Zugang aufs Gelände fand sich aber immer. Wenn man allerdings erwischt wurde, ging es ab zur Kommandantur und dann in uniformierter Begleitung nach Hause. Der Ärger, den es dafür mit den Eltern gab, habe sich allerdings in Grenzen gehalten.

„Und heute sind die Kinder doch genauso und machen manchmal Dummheiten“, zog er eine Parallele. Daher sei es wichtig, dass der Schutt weggeräumt werde, der nicht nur eine Gefahr für die Umwelt darstelle, sondern eben auch für spielende Kinder. Und das gelte auch für die beiden verbliebenen ehemaligen Fahrzeughallen, deren Dächer bereits halb eingestürzt sind und die ebenfalls als Müllkippe dienen. Vor einer der Hallen stapeln sich Autoteile wie ein Armaturenbrett und ein Kühlergrill. „Möglicherweise hat sich hier jemand aus einer Werkstatt der Teile entledigt“, vermutete er.

Die beiden ehemaligen Hallen stehen auf einem Areal, das die Sowjetarmee als Fahrschulstrecke nutzten. Das Gelände liegt westlich von Borstel, zwischen dem Stendaler Ortsteil, Belkau und Uenglingen. „500 Meter von hier entfernt soll die Trasse der A 14 entlangführen“, fügte der Alt-Borsteler hinzu. Bis auf der der Verkehr rollt, sollten sie Altlasten beseitigt sein.