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Leerstand Süd wird zum Müllabladeplatz

Die Wohnungen stehen leer, die Abfallcontainer sind weggeräumt worden, aber Müll landet in Süd dennoch auf den ehemaligen Stellplätzen.

Von Thomas Pusch 11.05.2016, 01:01

Stendal l Die Maisonne strahlt über Süd, es herrscht Ruhe, nur Vogelgezwitscher ist zu hören. Fast könnte man es als Idylle bezeichnen, würden die leerstehenden Raks-Gebäude nicht auch irgendwie bedrohlich wirken. Endgültig vorbei ist es mit der Vorstellung von der grünen Oase an der Ecke Hanseallee / Lemgoer Straße. Der Fünfgeschosser ist schon lange leergezogen, der Entsorger hat die Müllcontainer abgeräumt. Doch es gibt nach wie vor Menschen, die sich offenbar daran erinnern, dass dort mal ein Müllplatz war – und sie schmeißen die Abfälle dann eben dorthin, wo einmal die Behälter dafür standen. Müll- ecken wie diese gibt es in Süd nicht nur dort, wo Hanseallee und Lemgoer Straße aufeinandertreffen. Und die Stadt muss immer wieder die Entsorgung veranlassen.

„Das ist illegaler Müll, denn eine Entsorgung findet dort nicht mehr statt“, stellte Stadtsprecher Klaus Ortmann im Gespräch mit der Volksstimme fest. Die Stadt registriere die Müllablageplätze und versuche in dem Abfall Hinweise auf den Verursacher zu finden. Dies stellt sich aber recht schwierig dar. „Selbst wenn man einen Adressaufkleber in dem Müll findet, reicht das noch nicht um den Täter zu überführen“, weiß Ortmann von leidvollen Erfahrungen zu berichten. Letztlich bleibe der Stadt nichts anderes übrig, als dem Landkreis als zuständige Abfallbehörde die illegale Müllentsorgung anzuzeigen. Der Kreis veranlasst dann, dass der Platz gesäubert wird. „Letztlich haben wir kein Patentrezept, wie wir das verhindern können“, räumt Ortmann ein. Es könne eben nur immer wieder aufs Neue weggeräumt werden, um vielleicht irgendwann einmal die illegalen Müllentsorger durch einen sauberen Platz abzuschrecken. „Bedauerlich ist aber, dass die Allgemeinheit unter einigen wenigen durch erhöhte Müllgebühren leiden werden muss“, meinte er.

Nichts Neues gibt es vom säumigen Vermieter, der Raks AG. Nach wie vor ist kein Geld auf das Konto der Stadtwerke geflossen. Knapp 130 000 Euro ist der Vermieter dem Versorger schuldig. Die ständig wachsenden Ausstände hatten dazu geführt, dass die Stadtwerke im Sommer 2014 den Trinkwasserhahn abdrehten. Dies war für die meisten Mieter der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, nachdem im April die Versorgung mit Fernwärme und Warmwasser eingestellt, Mitte Mai der Allgemeinstrom abgedreht worden war, die Treppenhäuser dunkel blieben und die Klingelanlage nicht mehr funktionierte.

2009 hatte die türkisch-aserbaidschanische Firma ME Real Estate den Komplex mit sechs Wohnblöcken erworben, allerdings wohl nie die volle Summe von 2,8 Millionen Euro gezahlt.Die Raks AG, die als Vermieter aufgetreten war, ist nie als Eigentümerin im Grundbuch eingetragen gewesen. Ein neues Wertgutachten wurde erstellt, da 2,8 Millionen Euro nicht dem tatsächlichen Wert entsprechen. „Einzelheiten sind uns aber nicht bekannt“, sagt Ortmann. Auch eine weitere Zwangsversteigerung werde anberaumt. Der Termin steht allerdings noch nicht fest. „Derzeit“, erläuterte Ortmann, „ist das Amtsgericht noch bemüht, eine zustellfähige Adresse der Raks AG ausfindig zu machen.“