1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Süßes und Herzhaftes für die Seele

29. Treffen Süßes und Herzhaftes für die Seele

Fast 300 Teilnehmerinnen kamen in Stendal Früchstückstreffen für Frauen in den "Schwarzen Adler".

Von Thomas Pusch 25.03.2019, 00:01

Stendal l Es gab Brötchen und Butter, Marmelade und Wurst, Kaffee und Tee. Doch wie immer beim Frühstückstreffen für Frauen im Festsaal des Schwarzen Adlers war den 285 Teilnehmerinnen nicht die Mahlzeit das Wichtigste, sondern Nahrung für die Seele. Die gab es am Sonnabend von Hanna Backhaus. Und ein bisschen von ihrem Ehemann Arno.

„Schlapp war gestern - neuen Mut schöpfen“, hatte sie ihren Vortrag überschrieben. Und das Thema brachte sie ihrem Publikum mit einer Menge Humor nahe. Kein Wunder, schließlich ist ihre Überzeugung: „Lachen tut gut“. So erzählte sie gleich zu Beginn die Anekdote von dem Mann, der nach zwei Jahren kinderloser Ehe zum Pfarrer kommt, der dann gleich eine Kerze in Rom anzünden will. Nach ein paar Jahren sehen sich die beiden wieder, der Mann mit sechs Kindern und einem Baby. „Wo ist denn ihre Frau“, wollte der Geistliche wissen. „Die ist nach Rom gefahren, um die Kerze auszupusten“, entgegnete der siebenfache Vater.

Doch es blieb nicht bei Witzen. Wie man neuen Mut schöpfen kann, wollte Hanna Backhaus ihren Zuhörerinnen vermitteln. Das habe eine Menge mit Kommunikation zu tun. Und die bestehe zum größten Teil gar nicht aus dem Inhalt, der nur zehn Prozent ausmache. 40 Prozent sei der Ton - nicht umsonst heiße es doch, der Ton macht die Musik - und zur Hälfte aus Gestik und Mimik. Wenn jemand schlecht über einen rede, sollte man doch damit reagieren, dass der glücklicherweise nicht alle Fehler kenne, „sonst könnte der noch viel mehr über mich erzählen“.

Wichtig sei auch, wie man mit sich selbst redet. Bei einem Fehler müsse man sich doch nicht als dummes Schaf oder noch Schlimmeres bezeichnen, sondern sollte sagen, dass das jedem passieren könne. „Ich habe einen kleinen Fehler gemacht, der hat 3000 Euro gekostet“, erzählte sie von sich selbst. Sie hatte versucht, in eine zu kleine Parklücke zu fahren, weil es geregnet hatte und ihre Haare nicht nass werden sollten. Das Auto trug eine Beule davon. Das Publikum lachte und war so auf der Spur, wie man Probleme wohl am besten löst.

Den Humor habe sie erst durch ihren Mann Arno kennengelernt, gab sie zu. Den hatte sie schon als Autoren von Büchern mit witzigen Titeln wie „Ich bin nicht alt, ich bin nur länger jung als andere“ und „Lache, so lange du noch Zähne hast“ vorgestellt. Ganz so lustig war seine Kindheit als jemand mit Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom aber nicht, zumal diese Krankheit in den 50er Jahren noch völlig unbekannt war und von den Eltern mit Schlägen und anderen Strafmaßnahmen behandelt werden sollte.

Doch mit der Gitarre in der Hand, konnte er am Sonnabend darüber lachen, hatte eine andere Abkürzung für ADHS gefunden: „Auch du hast Stärken“, heißt es bei ihm und er singt: „Mach, was du am besten kannst, das ist für alle gut“. Der Humor, der mache mutig, schloss Hanna Backhaus an. Schließlich sei Humor, wenn man trotzdem und nicht nur weil lache.

Das Frühstückstreffen für Frauen hat seine Wurzeln bei einer christlichen Bewegung, die die Veranstaltung 1983 in Zürich ins Leben rief. So fehlten auch nicht Hinweise auf die Bibel. Doch Sätze wie Jesus‘ „Behandele Menschen, so wie du von ihnen behandelt werden willst“ sind auch ohne Konfession gültig. Dass Gott das werdende Kind schon gesehen habe, bevor die Eltern überhaupt wussten, dass es existiert, mündete in der Zusammenfassung, dass „dieses Ja zu uns kein Mensch auslöschen kann“, was wohl auch jemanden ohne Glauben überzeugt haben mag.

Überhaupt ging es Hanna Backhaus, die Sozialpädagogin und Seelsorgerin ist, ganz und gar nicht darum, den pastoralen Zeigefinger zu erheben, sondern vielmehr darum, das Leben aus dem Blickwinkel des Optimismus zu betrachten. Und neben Mitgefühl auch für Optimismus zu werben. Und das überhaupt nicht auf naive Art. „Die wahren Optimisten sind davon überzeugt“, sagte sie, „dass nicht alles gutgehen wird, aber dass auch nicht alles schlechtgehen wird“.