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70 Jahre Luftbrücke Rosinenbomber in Stendal im Anflug

Sie gilt als eine der größten humanitären Hilfsaktionen der Welt: die Luftbrücke 1948/49. Daran wird wieder erinnert - auch in Stendal.

Von Donald Lyko 05.06.2019, 01:01

Borstel l Auch wenn die Organistoren der Feierlichkeiten Abstriche an ihrer Veranstaltung „Luftbrücke 70 – Die Rückkehr der Rosinenbomber“ machen mussten, haben sie Stendal nicht komplett gestrichen. „Wir haben Stendal noch immer auf dem Schirm“, versicherte Jörg Siebert vom Förderverein Luftbrücke Berlin 70 im Volksstimme-Gespräch. Es sei weiterhin geplant, dass ein oder zwei der historischen „Rosinenbomber“ am Freitag, 14. Juni, auf dem Flugplatz Borstel landen.

Vorgesehen sind dafür derzeit zwei Douglas DC-3 aus der Schweiz mit deutscher Besatzung. Zwischen 8 und 9 Uhr sollen sie im niedersächsichen Faßberg – auf dem dortigen Fliegerhorst findet bereits am 13. Juni von 9 bis 16 Uhr eine Flugveranstaltung anlässlich des Tages der Bundeswehr statt – starten. „Sie werden vermutlich eine gute halbe Stunde unterwegs sein und nach der Landung direkt in die Nähe des Towers rollen“, erklärte Jörg Siebert, der zu den Initiatoren des Fördervereins gehört. Wenn die historischen Flugzeuge auf dem Platz stehen, können sie nach jetzigem Plan ab 10 Uhr besichtigt werden. „Wir werden das vermutlich gruppenweise machen, immer etwa zehn Leute. Sie können dann reinschauen und gern auch Fotos machen“, so Siebert, der den Stendaler Platz seit Jahren selbst kennt. Denn als Fallschirmspringer hat er an mehreren Rundkappen-Treffen in der Altmark teilgenommen.

Bis 16 Uhr sollen Besichtigungen möglich sein. Luftbrücke und damit Geschichte zum Anfassen – das ist eines der Anliegen des Fördervereins, der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als Schirmherr für die Jubiläumsaktivitäten gewinnen konnte.

Was allerdings entgegen früherer Pläne in Stendal nicht möglich ist: Rundflüge im „Rosinenbomber“. Die können wegen fehlender Versicherungen für die historischen Maschinen nicht angeboten werden. Die Flugzeuge befinden sich zurzeit noch in England und werden in den kommenden Tagen an der 75-Jahr-Feier des sogenannten D-Days teilnehmen, dem Jubiläum der Alliierten-Landung in der Normandie. Verlässliche Angaben, welche Maschinen dann anschließend noch zum Luftbrücken-Jubiläum kommen, sind darum erst nach dem kommenden Wochenende möglich. Tagesaktuelle Entscheidungen der Flugsicherungen können zudem zu Programmänderungen führen.

Für das dann folgende Wochenende sind zumindest jetzt noch Überflüge über den Borsteler Flugplatz geplant. Am Sonnabend, 15. Juni, sollen sechs bis acht Flugzeuge, vorwiegend DC-3, auf ihrem Weg von Faßberg nach Berlin den Stendaler Luftraum passieren. Geplant sind Überflüge in Luftbrückenformation, die Flieger werden gegen 16.30 Uhr erwartet. Am Sonntag wird gegen 16.30 Uhr eine größere Formation über Stendal erwartet, etwa 15 Flugzeuge vom Typ DC-3. Geplant ist, dass die historischen Flugzeuge im Abstand von zirka 30 bis 45 Sekunden in geringer Höhe, um die 150 Meter, über die Start- und Landebahn fliegen. „Das wäre dann wie bei einem Anflug“, erklärt Jörg Siebert. Und der Zeittakt würde ein Gefühl dafür vermitteln, wie vor 70 Jahren die Luftbrücke funktioniert habe, wie kurz hintereinander die Flugzeuge aus den Westzonen in West-Berlin landeten, um ihre für die Menschen so wichtige Fracht zu bringen.

Mehr als ein Jahr lang hatten ausschließlich Propellerflugzeuge mehr als zwei Millionen Tonnen Hilfsgüter nach Berlin geflogen. Die Aktionswoche, mit der der Förderverein daran erinnert, beginnt am Pfingstmontag, 10. Juni, mit einer Veranstaltung auf dem Flugplatz in Wiesbaden-Erbenheim. Am 26. Juni 1948 waren von dort und von der Rhein-Main-Airbase in Frankfurt/Main die ersten Maschinen der US-amerikanischen Luftwaffe zum Flughafen Tempelhof in Berlin geflogen.

Bis zur Einstellung der Luftbrücke am 30. September 1949 gab es mehr als 270.000 Flüge nach West-Berlin.