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Abfallentsorgung Lückenhafte Kundendatei

In monatelanger fieberhafter Arbeit hat die ALS Dienstleistungsgesellschaft ihre Kundendaten 2017 auf Vordermann gebracht.

Von Bernd-Volker Brahms 23.11.2017, 00:53

Stendal l Als Anfang 2014 die Firma Cont-Trans mit der Entsorgung der Gelben Tonne im Landkreis Stendal begann, da gab es viel Ärger. Es trat immer wieder das Phänomen auf, dass Privatleute und Gewerbetreibende eine Tonne beanspruchen wollten, jedoch keine bekamen. Cont-Trans bestand darauf, dass ein Anschluss an die allgemeine Abfallentsorgung bestehen müsse. Es entlud sich ein großer Ärger bei der Tangerhütter Entsorgungsfirma. Wie sich nun herausstellt, lag zumindest ein Teil des Problems bei der ALS Dienstleistungsgesellschaft, einer 100-prozentigen Tochter des Landkreises. Dort wurden Daten von privaten Haushalten und von Gewerbetreibenden nur sehr lückenhaft ins Computersystem übernommen.

Ans Tageslicht gekommen ist dies durch die fortwährenden Hinweise von der Firma Cont-Trans. So hat es nach Volksstimme-Informationen beispielsweise noch bis Dezember 2016 Abfuhradressen im ALS-System in Stendal-Süd in der Bremer Straße gegeben. Die letzten Mieter waren dort mehr als zwei Jahre zuvor im Sommer 2014 ausgezogen. Andererseits fehlten mehrere Hundert Gewerbe im System.

Seit Ende 2016 wurde mit Hochdruck bei der ALS daran gearbeitet, die eigene Datei auf Vordermann zu bringen. Viele Sonderschichten mussten von den Mitarbeitern um Geschäfstführerin Madlen Gose und zusätzlichen Hilfskräften gefahren werden. Um die Daten abzugleichen, wurden nach Angaben der ALS 5700 private Haushalte angeschrieben und auch 2450 Menschen, die unter die Rubrik „Gewerbe“ fallen. Noch Ende Oktober erklärte die ALS-Geschäftsführerin Gose die vielen Ungereimtheiten bei den Gewerbedaten damit, dass diese wohl bei den Gewerbeämtern veraltet seien.

Die Volksstimme fragte im Stendaler Rathaus nach. Wie Pressesprecher Klaus Ortmann mitteilt, werden die Datenänderungen durch das neue bundesweit vorgeschriebene Übermittlungsverfahren (XGewerbeanzeige) jeden Abend um 18.30 Uhr über ein spezielles Übertragungssystem versandt. Nur das Finanzamt erhalte noch die Meldungen monatlich in Papierform. Nach Angaben von Ortmann gehen die Daten neben der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer, der zuständige Landesbehörde für Immissionsschutz auch an den Landkreis Stendal.

Nach Volksstimme-Informationen wurden die Daten jahrelang zwar vom Landkreis an die ALS weitergeleitet, jedoch nicht ins System eingepflegt. Somit wurde auch nicht kontrolliert, ob sich Gewerbetreibende auch tatsächlich bei der ALS angemeldet haben oder dies nur bei den Gewerbeämtern getan haben.

Wenn alle Daten eingepflegt worden wären, hätte es keiner Abfrage von Tausenden Gewerbetreibenden bedurft. Auch in einem anderen Bereich fasst die ALS nie nach. Laut Satzung sind auch Kleingärtner bei der Müllentsorgung zu veranschlagen. Immerhin sind es mehr als 3000. Bei der gebührenpflichtigen Entsorgung sind sie ausgeklammert, obwohl die Satzung keine Ausnahme vorsieht.

Bei Privathaushalten wurden in der ALS-Buchführung bisher nur die Gebührenpflichtigen geführt sowie die Anzahl der mit im Haushalt lebenden Personen. Mittlerweile werden alle Personen namentlich berücksichtigt. Ein Abgleich sowohl für den privaten als auch gewerblichen Bereich ist abgeschlossen, so der Landkreis.

Durch nicht angeschlossene Müllpflichtige dürften der ALS einige Gebühren durch die Lappen gegangenen sein.