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Alltagskunst Durch geschlossene Türen geschaut

Die einen malen auf Leinwand, andere auf Papier oder Glas. Andreas Lempke aus Stendal malt auf Türen und Wänden.

Von Donald Lyko 13.01.2018, 02:00

Stendal l Wann er mit dem Malen und Zeichnen angefangen hat? Ganz genau an einem Jahr oder einem Ereignis kann An­dreas Lempke das nicht festmachen. „Eigentlich schon immer seit der Jugend“, sagt der heute 31-Jährige, dessen Lieblingsfach in der Schule Kunst war. Wann immer er Lust darauf hatte, griff er zum Skizzenblock und zu Stiften, zeichnete Landschaften, Gebäude, mal nach Vorlage, oft aber auch der eigenen Phantasie entsprungen. „Menschen zeichne ich aber überhaupt nicht“, sagt der Stendaler – früher nicht, und auch heute nicht. Einen Skizzenblock hat er jetzt immer noch griffbereit, mittlerweile malt Andreas Lempke aber auch mit Farbe und Pinsel – allerdings auf ganz besonderen Hintergründen.

Sein erstes Werk war eine Wand hinter dem Haus an der Osterburger Straße, in dem er mit Frau und Tochter und den Schwiegereltern wohnt. „An der Wand gab es früher Blumenkübel. Als die weg waren, sah die Wand recht leer aus“, erinnert sich Jennifer Lempke. Darum gaben sie und der Rest der Familie ihrem Mann ihr Okay: „Jetzt darfst du ran.“ Und so wurde Pinselstrich für Pinselstrich aus einer weißen Wand eine Landschaft mit schneebedeckten Bergen, Wäldern, einem See, Dörfern, mit Picknickkorb und Decke. „Als Gesamtbild kommt das ganz gut“, freut sich der 31-Jährige. Die Szene sei „reine Phantasie“. Gearbeitet hat er mit Abtönfarbe aus dem Baumarkt. Weil er immer nur stundenweise an bestimmten Tagen arbeiten konnte, hat es rund eineinhalb Jahre gedauert, bis das Wandbild fertig war.

Mittlerweile sind einige andere Werke auf dem Grundstück hinzugekommen. Auf Wunsch seines Schwiegervaters bemalte er die Tür zu dessen Werkstatt – und dem Betrachter bietet sich selbst bei geschlossener Tür ein Blick hinein in den Raum mit einem Moped vom Typ Star, mit Werkbank und Regalen. Die Fliesen vor dem Raum setzen sich gekonnt im Bild fort – nur ein Detail, das für den beeindruckenden Effekt sorgt. Hier hat Andreas Lempke mit Kreide gearbeitet und zum Schluss Lack aufgetragen. Eine andere geschlossene Tür (vorher recht unansehnlich) öffnet sich zu einem Strand und zum Meer.

Und dann gibt es noch das Gartenhaus neben dem Pool. Schaut man es sich an, schaut man auf eine exotische Wasserlandschaft mit Urwald an der Küste und einem bewachsenen Fels. „Das alles mit dem Pinsel zu malen, das dauert seine Zeit“, sagt Andreas Lempke. Die kann er sich nur in seiner Freizeit nehmen, denn er hat ja einen Beruf. Und der hat mit Malerei und Zeichnen gar nichts zu tun: Der 31-Jährige ist Koch.