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Austausch Auf Partnersuche in Palästina

Qabatiya in Palästina und Luzk in der Ukraine - mit beiden Orte und Regionen möchte der Landkreis Stendal eine Zusammenarbeit aufbauen.

Von Donald Lyko 26.05.2019, 08:00

Stendal l Bei den Partnerschaften mit Landkreisen oder Regionen im In- und Ausland sieht Denis Gruber (SPD), 1. Beigeordneter des Landrates, noch deutlich Luft nach oben. „Mengenmäßig sind wir nicht so gut aufgestellt“, sagte er am Mittwoch im kreislichen Schul-, Sport- und Kulturausschuss. Darum hat er die Initiative ergriffen und nicht nur die Fühler in Richtung neuer Partnerschaften ausgestreckt, sondern zusammen mit Mitarbeitern der Kreisverwaltung schon erste Schritte gemacht. Im Blick hat Gruber dabei Regionen in zwei Ländern, deren aktuelle politische Lage die Vorhaben interessant machen: Palästina und die Ukraine.

Eine mögliche Partnerregion in Palästina hatte Denis Gruber nicht auf dem Schirm, als im Februar postalisch die Anfrage kam, ob daran Interesse bestehe. Das Interesse ist da. „Wir denken, das wäre im Sinne von Frieden schaffen“, sagte der 1. Beigeordnete. Er und Frank Hoche, Leiter der Museen des Landkreises Stendal, nahmen im April an einer Bildungsreise nach Palästina teil, führten Gespräche in Ramallah, besuchten Kulturstätten in Jerusalem und Bethlehem, schauten sich mögliche Partnerregionen an. Auch Qabatiya.

„Die Stadt und ihr Umland wären für unseren Landkreis als Partner interessant“, so Gruber. Etwa 33.000 Einwohner gibt es dort, die Region lebt von der Landwirtschaft. Mögliche gemeinsame Projekte könnten erneuerbare Energien, Klimaschutz, Wassermanagement, Wirtschaft und Abfallbeseitigung sein. Gruber: „Trotz aller Unterschiede sind die Probleme gleich.“ Darum haben Partnerschaften für den Landkreis eine Relevanz, darum sei der Kreis an weiteren Partnern interessiert. Beim Anbahnen und Aufbau dieser möglichen Partnerschaft arbeitet der Kreis mit der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt zusammen.

Auch so kann es zu einer Zusammenarbeit kommen: Die BVVG Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH fragte beim Landkreis an, ob Mitarbeiter der Unteren Bodenschutzbehörde zu einer Tagung in die ukrainische Stadt Luzk reisen und dort über ihre Arbeit berichten würden. Die Stendaler sagten zu, waren Mitte Mai vor Ort. Vom 19. bis 20. Juli gibt es sogar schon einen Gegenbesuch. Die Delegation wird unter anderem das Zellstoffwerk besuchen und mit Landwirten sprechen. „Wir sind sehr an einer Partnerschaft mit dem Bezirk Luzk interessiert“, betonte Gruber, denn mit rund 24.000 Einwohnern in der Stadt und etwa 110 000 Einwohnern im Umland „würde er gut zu uns passen“. Themen für die Zusammenarbeit könnten neben dem Klimawandel auch Kultur und Bildung sein.

Im nächsten Schritt sollen Nägel mit Köpfen gemacht werden, kündigte Gruber an. Geplant ist, für den Zeitraum 2019 bis 2021 Fördergeld für gemeinsame Projekte, zum Beispiel zum Klimaschutz, zu beantragen. Geplant ist von Stendaler Seite die Teilnahme an der 4. Deutsch-Ukrainischen Partnerschaftskonferenz im November in Odessa. Aktuell haben 65 deutsche Kommunen Partner in der Ukraine.

Mit dem litauischen Mazeikiai wird in diesem Jahr das 25-jährige Bestehen der Partnerschaft gefeiert. Der Partnerschaftsvertrag war 1994 unterzeichnet worden. Bis 2004 war die Zusammenarbeit sehr aktiv, dann bis 2013 nicht mehr. Seit 2014 gibt es wieder regelmäßige Besuche, auch Projekte wurden angeschoben – allerdings wenig fruchtbar. Dafür gibt es Schüleraustausche, zum Altmärkischen Heimatfest im August in Walsleben werden eine Folkloregruppe und Verwaltungsmitarbeiter aus Mazeikiai erwartet.

Seit 1990 gibt es die Partnerschaft des Landkreises, begründet vom damaligen Landkreis Stendal, mit der russischen Region Jarzewo. Während eines Besuches einer Landkreis-Delegation wurde im August 1996 in der Stadt Jarzewo, die etwa 320 Kilometer südwestlich von Moskau liegt, offiziell ein Partnerschaftsvertrag unterzeichnet. „Seit 2002 ist die Partnerschaft komplett eingeschlafen, sie ruht zurzeit“, so Gruber.

Ebenfalls seit 1990, damals bedingt durch die Unterstützung beim Aufbau der Verwaltung nach der Wende, gibt es eine kommunale Partnerschaft mit dem nordrhein-westfälischen Landkreis Lippe. Die lief vier Jahre gut, seit 1994 ruht auch sie. Der Landkreis Stendal versuche nun einen Neustart, kündigte Denis Gruber an. Eine Delegation aus dem Kreis Lippe soll zum Altmärkischen Heimatfest in Walsleben eingeladen werden.