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Ausbildung Lehrstellensuche unter freiem Himmel

Gibt es noch freie Ausbildungsplätze? Die Antwort auf diese Frage gab's bei der Open-Air-Ausbildungsbörse von Landkreis und Arbeitsagentur.

Von Donald Lyko 13.07.2020, 01:01

Stendal l Die Tangerhütter Firma Schubert GmbH ist immer ganz früh dran, schon im März werden die Ausbildungsverträge unterschrieben. Fünf Auszubildende und zwei Dualstudenten fangen in diesem Sommer an. Das Elektronik-Unternehmen ist jetzt aber schon dabei, Azubis für das nächste Jahr zu werben. Am Sonnabend übernahm dies unter anderem der Auszubildende Noah Winterberg, für den die Open-Air-Messe auf dem Gelände der Diesterweg-Sekundarschule eine Rückkehr war.

Denn vor zwei Jahren hatte er dort den Schulabschluss gemacht. Als er zuvor noch nicht wusste, wohin die berufliche Reise gehen soll, hatte ihn seine Mutter zu einer Ausbildungsmesse geschickt. Mit Erfolg: Dort lernte er die Schubert GmbH kennen, die ihn jetzt dreieinhalb Jahre lang zum Elektroniker ausbildet.

Die meisten der 32 regionalen Unternehmen, die sich an der Freiluft-Ausbildungsmesse beteiligten, die von der Wirtschaftsförderung des Landkreises Stendal und der Agentur für Arbeit Stendal organisiert worden war, konnten mitteilen: Unsere Ausbildungsplätze für dieses Jahr sind besetzt.

Beim Regionalverband Altmark der Johanniter-Unfall-Hilfe beginnen zehn junge Frauen und Männer ihre Ausbildung zum Notfallsanitäter. Schon im September des Vorjahres geht es mit der Werbung los. „Dann kommen auch Anfragen aus ganz Deutschland“, berichtet Peter Ruppert, kommissarischer JUH-Regionalvorstand. Je näher der Bewerbungsendtermin aber rückt, „umso mehr verringert sich die Distanz“, so Ruppert. Darum kommt der Großteil der Azubis aus Sachsen-Anhalts Landesnorden, teilweise aus dem angrenzenden Niedersachsen. „Unser Interesse ist es, dass die jungen Leute in der Region bleiben“, sagt der Regionalvorstand. In den vergangenen Jahren sei der Rettungsdienst zunehmend interessanter für Frauen geworden. Mittlerweile sind zwei Drittel der Auszubildenden weiblich.

Über viele Anfragen kann sich auch der Kreisverband „Östliche Altmark“ des Deutschen Roten Kreuzes freuen. Dort beginnen drei neue Azubis ihre Ausbildung zur Pflegefachfrau beziehungsweise zum Pflegefachmann. Diese umfassendere Ausbildung wird erst ab diesem Jahr angeboten, sie ersetzt die bisherigen Pflege-Ausbildungen Gesundheits- und Krankenpfleger, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger und Altenpfleger. „Dadurch bekommen die Auszubildenden Einblicke in ganz verschiedene Pflegebereiche, sie haben deutlich mehr Möglichkeiten“, erklärt Franziska Schütz, im Kreisverband für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Auch wenn die Ausbildungsstätten vor allem die DRK-Altenpflegeheime sind, werden ihre Azubis zudem im Krankenhaus, im Hospiz sowie in der Kinderpflege praktische Einsätze absolvieren.

Die Lehrstellen für das beginnende Ausbildungsjahr sind zwar schon vergeben, dennoch hat das DRK zwei Angebote: Für das Freiwillige Soziale Jahr und für den Bundesfreiwilligendienst sind ab September je eine Stelle frei. „Beides sind gute Möglichkeiten, in das Berufsfeld reinzuschnuppern“, sagt Susanne Hess vom Personalmanagement.

Der DRK-Kreisverband „Östliche Altmark“ geht, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, noch einen anderen neuen Weg: Im September beginnen acht Vietnamesen ihre Ausbildung in der Altenpflege. Sie sind schon angereist und belegen derzeit einen Vorbereitungskurs. Das DRK hat dieses Projekt mit der Industrie- und Handelskammer angeschoben.

Durchaus noch Chancen auf eine Lehrstelle ab diesem August bietet der Tangerhütter Handwerksbetrieb Carsten Nitze, der Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik ausbildet. „Der Beruf ist alles andere als einseitig“, versichert Florian Marker, Azubi im dritten Lehrjahr, im Gespräch mit dem 18-jährigen Ali Warza aus Stendal. Der kann sich einen Handwerksberuf in diesem Bereich zwar sehr gut vorstellen. Dennoch wollte er die Ausbildungsmesse nutzen, um sich noch über weitere Angebote zu informieren; er verabschiedete sich aber mit der Ankündigung, gleich am Wochenende eine Bewerbung rausschicken zu wollen.

Handwerksbetriebe, Kreisverwaltung, Großunternehmen, Sprachschule, Sparkasse, Bildungseinrichtungen, Landessportbund – am Sonnabend gab es für Schüler und Eltern einen ganz guten Überblick über Ausbildungsmöglichkeiten in der Region. Landkreis und Arbeitsagentur hatten sich kurzfristig entschlossen, diese Messe zu organisieren, weil die Corona-Pandemie Arbeitgebern und Schulabgängern so einige Stolpersteine in den Weg gelegt hat.