Kunst aus dem Knast Austellung im Winckelmann-Museum in Stendal zeigt Arbeiten von Inhaftierten
Im Winckelmann-Museum Stendal wird am 2. September die Ausstellung „Bilder aus der Haft. Kunst ohne Freiheit?“ eröffnet. Vernissage für „Kunst aus Gefängnissen weltweit“ folgt im Landgericht .

Stendal - Frauen, Männer, Jugendliche auf der ganzen Welt in der Isolation eines Gefängnisses. Was sie eint, ist ein Hang, sich künstlerisch auszudrücken. Mittels Bleistift, Acrylfarbe oder Kugelschreiber ihre Gedanken und Gefühle in Bilder zu verpacken. Kunsttherapie als eine mögliche Form der Resozialisierung. Der Berliner Verein „Art and Prison“ verwaltet diese Arbeiten und sammelt sie in regelmäßigen Abständen mit internationalen Kunstwettbewerben für Inhaftierte.
Diese Kunst ist zumeist in Gefängnissen oder Landgerichten ausgestellt, Museen seien oftmals etwas zögerlich, erklärte Prof. Max Kunze von der Winckelmann-Gesellschaft Stendal. Die Werke seien anonym, ein Bild ohne Autor. Betrachter erfahren lediglich den Vornamen und das Herkunftsland. Sie seien nicht käuflich zu erwerben, es gebe keine Fortsetzung, keine Begleitung auf dem Weg der künstlerischen Entwicklung und blieben somit dem Kunstmarkt entzogen.
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Dennoch hat sich die Winckelmann-Gesellschaft entschlossen, rund 120 Arbeiten der Öffentlichkeit zu präsentieren und dabei mit dem Stendaler Landgericht zu kooperieren. 40 Bilder sind in dem Justizgebäude zu sehen.
Überraschend sei es gewesen, sagte Kunze, dass in einigen Arbeiten auch antike und kunsthistorische Themen aufgegriffen werden. Sich auf einen kontroversen Diskurs mit einer Kunst aus dem Gefängnis einzulassen, sei ein zweiter Ansatz für die Entscheidung dieser Ausstellung gewesen. Ein Thema, das zum Ausstellungsende Anfang November in einem Kolloquium in der Landesvertretung Sachsen-Anhalt in Berlin hinterfragt werden soll.
Ausstellung im Landgericht in Stendal ab 6. September
Die neue Sonderausstellung im Winckelmann-Museum ist mit „Bilder aus der Haft. Kunst ohne Freiheit?“ betitelt. Die Schirmherrschaft hat Franziska Weidinger (CDU), Ministerin für Justiz und Verbraucherschutz des Landes Sachsen-Anhalt, übernommen. Sie ist auch persönlich vor Ort, wenn die Ausstellung eröffnet wird.
Museumschefin Dr. Stephanie-Gerrit Bruer, federführend bei der Ausstellung, sprach von einer Herausforderung, aus der Vielzahl der Arbeiten verschiedene Themenkomplexe zu erstellen. Unterteilt in Bereiche, wie etwa Freiheitsentzug – Leben hinter Gittern, Verzweiflung – Allein mit sich selbst oder auch Verlorene Zeit, seien es teilweise sehr emotionale Bilder, die Sehnsucht, Lebenszeit und Spiritualität widerspiegeln.
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Vor einigen Jahren habe es bereits Arbeiten von Inhaftierten im Stendaler Landgericht zu sehen gegeben, machte Richter Dr. Michael Steenbuck deutlich. Die Ausstellung im Gerichtsgebäude in Domnähe hat die Überschrift „Kunst aus Gefängnissen weltweit“ und ist ab 6. September im ersten Obergeschoss des Hauses zu betrachten.
Einen sicherlich zu diskutierenden Ausspruch eines Gefängnisinsassen brachte Max Kunze abschließend an. Dieser Mann fragte sich beim Anblick seines Bildes: „Ist das Kunst oder Mist?“ Und genau diese Frage darf sich jeder Besucher der beiden Ausstellungen am Ende selbst beantworten.