Party Bekommt Stendal nun doch seine 1000-Jahr-Feier?
Stendals Kulturausschuss-Vorsitzender Rico Goroncy bringt endlich Bewegung in die Diskussion um eine 1000-Jahr-Feier. Er fordert ein Konzept von der Stadt.

Stendal - Ach, das könnte schön sein: „1000 Jahre wir in Stendal“ – gefeiert mit einem Fest auf dem Marktplatz. Ein Fest, bei dem sich alles um die magische Zahl 1000 dreht: 1000 Minuten Musik. 1000 Kaffee- und Kuchengedecke. 1000 Sängerinnen und Sänger, die das Rolandlied schmettern. 1000 bunte Luftballons, die in den Himmel steigen … Nur, darum hat sich die Stadt bisher nicht gekümmert. Bleibt das so?
Bis heute gab es keine Gespräche der Stadt mit Vereinen und Organisationen. Es wurden auch keine Termine gemacht oder Ideen entwickelt für ein kleines Stadtfest. Geschweige denn Künstler engagiert.
Kommt jetzt Bewegung in die Causa „1000 Jahre – Wir in Stendal“? Am 6. September 2022 tagt der Kultur-, Schul- und Sportausschuss. „Ich werde die verschlafene 1000-Jahr-Feier thematisieren“, sagte der Ausschussvorsitzende Rico Goroncy (Fraktion Linke/Grüne) der Volksstimme. „Deshalb habe ich den Büroleiter des Oberbürgermeisters, Philipp Krüger, dem das Veranstaltungsmanagement der Stadt und die Touristeninfo unterstellt sind, gebeten, an der Sitzung teilzunehmen und uns die Situation zu erklären.“
Drei Mitarbeiter kümmern sich um die Veranstaltungen in der Stadt. Davon war Matthias Neumann für den Sachsen-Anhalt-Tag, mit dem auch das Stadtjubiläum gefeiert werden sollte, verantwortlich. Nach der Absage des Landesfestes für dieses Jahr bat er um eine Kürzung seiner Arbeitszeit. Das wurde genehmigt, eine Ersatz-Einstellung aber nicht.
Noch stehen Stendaler Vereine grundsätzlich bereit
Rico Goroncy: „Die Stadt soll schnell ein Konzept vorlegen, wie die 1000 Jahre Stendal noch in diesem Jahr gefeiert werden können.“ Das unterstützt auch Thomas Weise, Vorsitzender der Fraktion CDU/Landgemeinden: „Wenn Rico Goroncy das zur Sprache bringt, wird sich die CDU nicht ablehnend verhalten. Allerdings stellen wir keinen eigenen Antrag, da wir den neuen Oberbürgermeister in den ersten 100 Tagen nicht unter Druck setzen wollen.“
Die Fraktion SPD/FDP/Ortsteile hat das Thema in ihrer jüngsten Sitzung nicht thematisiert, will abwarten. Die AfD ist mit der Verlängerung der Weihnachtsbeleuchtung bis zur Sperlings-Ida zufrieden und stellt keinen Antrag für ein Fest.
Zurzeit ist es noch so, dass die Vereine grundsätzlich bereitstehen, mit der Stadt etwas auf die Beine zu stellen. „Aber es wird von Tag zu Tag enger, und bisher habe ich nichts gehört“, sagt Michael Trösken vom Verein Nordwall Classic Garage. Auch Uwe Trapp vom Haus der Vereine hat bis heute nichts von der Verwaltung gehört: „Das ist sehr schade, jetzt wird es wirklich knapp.“
Olaf Lincke: „Stendal ist das Herz der Altmark“
„Trotzdem wäre es immer noch zu schaffen“, ist das ehemalige Stadtratsmitglied Olaf Lincke überzeugt. Er erinnert sich: „Wir haben 2016 beschlossen, dass wir eine 1000-Jahr-Feier in Verbindung mit dem Sachsen-Anhalt-Tag organisieren. Dafür sollten jährlich 30.000 Euro im Haushalt eingestellt werden.“
In der Beschlussvorlage: VI/474 steht: Die Vorbereitung des Stadtjubiläums in Verbindung mit der Ausrichtung des Sachsen-Anhalt-Tages erfordert finanzielle Anstrengungen und den Einsatz personeller Ressourcen. Eine jährliche Rücklage eines Betrages in Höhe von 30.000 Euro sichert neben der Landesförderung die Grundfinanzierung. Bis zum Jahr 2022 kann so eine Summe von insgesamt 150.000 Euro als Rücklage gebildet werden. Lincke: „Geld muss also da sein.“
„Das ist so nicht richtig“, entgegnet Philipp Krüger, „das Geld wurde Anfang des Jahres vom Stadtrat mit einem Sperrvermerk versehen. Das 1000-jährige Jubiläum hat ein eigenes Konto, auf dem aber sehr viel weniger Geld liegt.“ Auf Nachfrage sagte Krüger, dass dort etwa 22.500 Euro lagen. „Jetzt sind es noch gut 2000 Euro, der Rest ist für die anderen Veranstaltungen zum Stadtjubiläum verwendet worden.“
„Der Stadtrat sollte schnell Geld für ein Stadtfest bewilligen“, fordert Olaf Lincke. „Es ist peinlich, wenn Städte wie Tangermünde oder Havelberg uns vorführen. Stendal ist das Herz der Altmark, aber nicht in der Lage, eine 1000-Jahr-Feier zu organisieren? Das kann doch nicht sein“, sagt Lincke und fährt fort: „Unsere Vereine, Gastronomen, Firmen und Organisationen in Stendal werden sicherlich bereit sein, die Stadt zu unterstützen. Auch kurzfristig. Es muss nur gemacht werden.“