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Corona-Politik Eisbahn-Absage wird heftig diskutiert

In Stendal ist die Durchführung der Eisbahn ein Streitthema zwischen Verwaltung und Kommunalpolitikern.

Von Donald Lyko 22.10.2020, 19:39

Stenda l Die im Rathaus getroffene Entscheidung, die Eisbahn auf dem Winckelmannplatz wegen Corona in dieser Saison ausfallen zu lassen, stößt bei vielen Stadträten auf Kritik. „Hier wird mit unterschiedlichem Maß gemessen“, sagte Herbert Wollmann, Vorsitzender der Fraktion SPD/FDP/Ortsteile, auf dessen Vorschlag das Thema während der Sitzung des Hauptausschusses am Mittwochabend behandelt wurde. Nach jetzigem Stand solle der Weihnachtmarkt stattfinden, zudem gab es am vergangenen Wochenende mit Lichttagen und Boulettenfest zwei besucherstarke Veranstaltungen, die Eisbahn werde aber schon Monate vor dem geplanten Start vorsorglich abgesagt, haderte Wollmann – zumal es wieder einmal ein Angebot vor allem für Kinder und Jugendliche treffe.

Der 69-jährige Stadtrat nannte ein weiteres Beispiel: Sporthallen können aktuell gleichzeitig von 50 Aktiven in Nicht-Kontakt-Sportarten genutzt werden. Dafür müssen die Sportvereine Hygienekonzepte vorlegen – warum soll das bei der Eisbahn nicht auch gehen? „Die Stadtverwaltung hat es sich zu einfach gemacht“, so der Fraktionschef. Er verstehe zwar die Ängste und Sorgen, aber die müssten auch bei anderen Veranstaltungen geäußert werden. Er finde es nicht in Ordnung, dass die Verwaltung „von oben herab“ einfach die Entscheidung zur Eisbahn treffe, obwohl es einen Ratsbeschluss zur Fortsetzung dieses Breitensport-Angebotes gibt.

Dieser Beschluss sei unter „normalen Umständen“ gefasst worden, „jetzt haben wir Corona“, verteidigte OB-Stellvertreter Axel Kleefeldt (CDU) die Eisbahn-Absage. Zum jetzigen Zeitpunkt könne niemand sagen, wie sich die Zahlen entwickeln. Darum sei auch immer noch offen, ob der Weihnachtsmarkt tatsächlich stattfinden wird, so Kleefeldt. Der könnte in der Innenstadt „entzerrt“ werden, doch das sieht er bei der Eisbahn nicht. „Da können wir nicht wirklich Abstände und Laufrichtungen vorgeben“, sagte der OB-Vize. Oder die Zahl der Eislaufenden müsste ganz gering sein. Eine Möglichkeit, die auch der Stadtratsvorsitzende Peter Sobotta (Freie Stadträte Stendal) ins Spiel brachte als einen Weg, die Eisbahn nicht komplett streichen zu müssen.

Gegen eine vorschnelle Streichung der Eisbahn sprach sich Jörg Schwarzer (Bürger für Stendal) aus. Mit dem Argument „Wenn etwas passiert...“ könne alles abgesagt werden. „Wenn wir aber davon ausgehen, dass die Corona-Zahlen moderat bleiben, können wir es doch planen“, so Schwarzer. Bleiben die Zahlen gering, „sollten wir dieses Pfund nutzen“. Auch der AfD-Fraktionsvorsitzende Arno Bausemer hält das Argument „Es könnte was passieren“ für vorgeschoben. Er plädierte für eine politische Entscheidung – also ein Votum des Stadtrates.

Den Faden nahm der Linke/Grüne-Fraktionsvorsitzende Joachim Röxe auf, um die Debatte zu beenden: „Wer etwas ändern will, soll einen Antrag stellen.“ Das taten die SPD/FDP/Ortsteile-Fraktion und die AfD-Fraktion umgehend.

Gestern Vormittag hat der Stadtratsvorstand getagt, um die Tagesordnung für die Sitzung am 2. November festzulegen. Tenor beider Anträge ist die Forderung, die Eisbahn nicht zu streichen. Der Vorstand hat beide Anträge auf die Tagesordnung gesetzt.

Während der Diskussion im Ausschuss warb Axel Kleefeldt mehrfach dafür, bei der Absage zu bleiben. „Wir sollten uns glücklich schätzen, dass die Zahlen so gering sind“, und keine Events veranstalten, die eine Verbreitung des Coronavirus fördern würden. „Wir haben es in der Hand, dass jeder etwas dazu beitragen kann, die Zahlen gering zu halten.“

Die Debatte sei für ihn eine „Scheindiskussion“, sagte Kleefeldt mit Blick auf die für November angekündigte neue Covid-19-Verordnung des Landes. „Die wird es uns abnehmen“, vermutet der OB-Stellvertreter bezüglich dann noch möglicher Veranstaltungen.

Die Entscheidung, die Eisbahn abzusagen, sei auch eine strategische gewesen. Wenn Stendal in den Krisenmodus geraten sollte, Schüler, Lehrer und Mitarbeiter erkranken, wenn „so viele Menschen in Quarantäne müssen, dann haben wir keine Zeit und nicht die Kapazitäten“, das Hygienekonzept auf der Eisbahn umzusetzen und zu überwachen, mahnte Kleefeldt.